Welchen Effekt das Intervallfasten hat, war aufgrund fehlender hochwertiger Daten bislang umstritten. Jetzt liegen die Ergebnisse einer 4-wöchigen randomisierten, kontrollierten Studie (RCT) und einer Beobachtungsstudie mit normalgewichtigen Erwachsenen vor: Die Teilnehmer verringerten ihre Gesamtkalorienzufuhr um 37,4% (im Vergleich zu 8,2% bei den Kontrollen, die nicht fasteten). Dabei verloren sie 3,5 (im Vergleich zu 0,2 kg) ihres Gewichts, berichtet Dr. Slaven Stekovic von der Universität Graz zusammen mit seinen Kollegen in Cell Metabolism [1].
„Die Ergebnisse der vorliegenden Publikation sind grundsätzlich interessant“, erklärt Prof. Dr. Jürgen König, der die Studie gegenüber dem Science Media Center (SMC) kommentiert hat. Er ist Leiter der Abteilung für Ernährungswissenschaften, Universität Wien.
Dennoch weist König auf Einschränkungen hin. „Die Autoren postulieren einen besonderen Effekt des alternierenden Fastens, der bedingt durch das Studiendesign nicht spezifisch auf das alternierende Fasten zurückgeführt werden kann“, so sein Kritikpunkt.
Denn als Kontrollgruppe seien Personen mit unverändertem Ernährungsverhalten gewählt worden, während die Fastengruppe ihre Energiezufuhr reduziert habe. „Nachdem die Kontrollgruppe aber keine andere Form des Fastens und damit der Kalorienreduktion durchgeführt hat, sind die ermittelten Effekte nicht auf die spezifische Form der Energiereduktion in Form von alternierendem Fasten zurückzuführen, sondern auf die Energiereduktion als solche“, vermutet König.
„Ob diese Effekte allerdings durch alternierendes Fasten verursacht wurden, lässt sich auf Basis des Studiendesigns nicht sagen – hierzu wäre eine Kontrollgruppe erforderlich gewesen, die mit einer anderen Form des Fastens ein ähnliches Ausmaß an Energiereduktion erreicht, wie die Gruppe mit alternierendem Fasten.“
Körpergewicht und Labormarker zeigen Erfolg der Intervention
Zu den Details: In einer randomisierten kontrollierten Studie wurden 60 Teilnehmer für 4 Wochen einer Gruppe mit Intervallfasten oder einer Kontrollgruppe zugeordnet. Alle Probanden hatten ein normales Gewicht und waren gesund. Beim Intervallfasten wechselten 36 Stunden ohne Nahrungsaufnahme und 12 Stunden mit Mahlzeiten ohne Einschränkung ab. Um die Compliance zu prüfen, wurden kontinuierlich Glukosewerte erfasst. Die Personen in der Kontrollgruppe hatten keinerlei Einschränkungen.
Darüber hinaus untersuchten Forscher eine Gruppe von 30 Personen, die vor ihrer Aufnahme in die Studie bereits mehr als 6 Monate Intervallfasten praktiziert hatten. Sie verglichen diese Gruppe mit normalen, gesunden Kontrollen ohne Kalorienrestriktion.
Insgesamt zeigten sich beim Intervallfasten während der 4-wöchigen Studiendauer verschiedene Effekte:
Die Studienteilnehmer nahmen beim Fasten 37,4% weniger Kalorien auf (Kontrollen: 8,2%).
Sie verloren im Mittel 3,5 kg an Körpergewicht (Kontrollen: 0,2 kg).
Es kam zur kontinuierlichen Hochregulierung der Ketonkörper, sogar an Tagen ohne Fasten.
Probanden hatten verringerte sICAM-1-Spiegel – ein Marker, der mit altersbedingten Erkrankungen und Entzündungen in Verbindung gebracht wird.
Die Trijodthyroninspiegel wurden gesenkt, ohne die Schilddrüsenfunktion zu beeinträchtigen.
Der Gesamt-Cholesterinspiegel verringerte sich.
Die Autoren schließen aus ihren Ergebnissen, dass sich alternierendes Fasten vielleicht zur Gewichtsreduktion in der Klinik eignen könnte. Anhand ihrer Biomarker sehen sie darin auch eine Möglichkeit, das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken.
Schwächen im Studiendesign
Bei der Publikation sind Dr. Stefan Kabisch von der Abteilung Klinische Ernährung, Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE), Potsdam-Rehbrücke, einige methodische Schwächen aufgefallen. Er kritisiert gegenüber dem SMC, dass Stekovics Gruppe eine Beobachtungsstudie (Intervallfasten) und eine randomisierte, kontrollierte Studie kombiniert habe, was unterschiedliche Voraussetzungen schaffe.

Dr. Stefan Kabisch
„In der Arbeit wurde als RCT kein günstiger Vergleich gewählt: Probanden mit alternierendem Fasten nahmen gezielt ab, Kontrollprobanden sollten das Gewicht halten“, ergänzt Kabisch. Sinnvoller wäre ein Vergleich zu kontinuierlicher Kalorienreduktion gewesen.
Außerdem sei die Datenqualität fraglich. „Beide Gruppen enthalten zum Beispiel je einen Probanden mit 30.000 bis 50.000 Kilokalorien wöchentlicher Energieaufnahme, das ist das Drei- bis Vierfache des Normalen“, ist dem Experten aufgefallen.
Klinischer Mehrwert fraglich
Dr. Tilman Kühn, Leiter der Arbeitsgruppe Ernährungsepidemiologie am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), Heidelberg, hat sich die Veröffentlichung ebenfalls angesehen. Bei der Frage, ob das Ernährungsprogramm therapeutisch eingesetzt werden könnte, verweist er gegenüber dem SMC auf fehlende Studien. „Für übergewichtige Nicht-Diabetiker scheint Intervallfasten auf mittlere Sicht nicht durchzuhalten zu sein, wobei es unter diesen Personen für einen kurzfristigen Gewichtsverlust dienen könnte“, so der Experte.
Selbst beim milderen 5:2 Intervallfasten gelinge das nur über einige Wochen. „Es werden dauerhaftere Strategien benötigt, um das verlorene Gewicht zu halten“, ergänzt Kühn. Außerdem bestehe die Gefahr eines JoJo-Effekts nach 6 Monaten. Kühns Fazit: „Es gibt bis jetzt keine Hinweise darauf, dass Intervallfasten Vorteile gegenüber der herkömmlichen, täglichen Kalorienreduktion hat.“
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Diesen Artikel so zitieren: Per Intervallfasten rasch und effektiv abnehmen: In einer kontrollierten Studie funktioniert‘s – und im Alltag? - Medscape - 30. Aug 2019.
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