DAPA-HF-Studie: Das Antidiabetikum Dapagliflozin erweist sich als wirksames Herzinsuffizienz-Therapeutikum

Sonja Böhm

Interessenkonflikte

22. August 2019

SGLT-2-Hemmer, eigentlich als Antidiabetika entwickelt, scheinen nun auch die Kardiologie – und hier speziell die Herzinsuffizienz-Therapie – zu erobern. Aktuell teilt das Unternehmen AstraZeneca mit, dass Dapagliflozin (Forxiga®) in der Phase-3-Studie DAPA-HF den primären kombinierten Endpunkt erreicht hat, was konkret bedeutet, dass die Therapie mit dem SGLT-2-Hemmer (zusätzlich zur Standardtherapie) in der Studie das Risiko für ein Ereignis des primären Endpunktes – kardiovaskulär bedingter Tod oder Verschlechterung der Herzinsuffizienz – signifikant gesenkt hat [1].

DAPA-HF ist die erste große Endpunkt-Studie, in der sich damit ein SGLT-2-Inhibitor in der Behandlung der Herzinsuffizienz sowohl bei Patienten mit als auch ohne Typ-2-Diabetes als erfolgreich erwiesen hat. Der Nutzen der Dapagliflozin-Therapie sei nicht nur statistisch signifikant sondern auch „klinisch bedeutsam“, heißt es in der internationalen Pressemitteilung des Unternehmens.

In der deutschen Pressemitteilung wird Prof. Dr. Michael Böhm, Direktor der Klinik für Innere Medizin III des Universitätsklinikums des Saarlandes (UKS) und Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) mit den Worten zitiert: „Die in der DAPA-HF-Studie beobachteten Vorteile von Dapagliflozin auf den primären kombinierten Endpunkt aus kardiovaskulärem Tod oder Verschlechterung von Herzinsuffizienz sind hervorragend.“

Weiter sagt er: „Die Prognose von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion ist noch immer schlecht. Die DAPA-HF-Ergebnisse sind eine besonders gute Nachricht für diese Patienten.“

 
Die in der DAPA-HF-Studie beobachteten Vorteile von Dapagliflozin auf den primären kombinierten Endpunkt aus kardiovaskulärem Tod oder Verschlechterung von Herzinsuffizienz sind hervorragend. Prof. Dr. Michael Böhm
 

DAPA-HF hat als erste Studie einem SGLT-2-Inhibitor – unabhängig vom Vorhandensein eines Typ-2-Diabetes – zur Behandlung der Herzinsuffizienz bei Patienten mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) additiv zur Standardtherapie (etwa mit ACE-Hemmer, Sartan, Betablocker, MRA-Antagonist und Neprilysin-Inhibitor) getestet. Die detaillierten Ergebnisse sollen nun aktuell beim europäischen Kardiologenkongress Anfang September in Paris vorgestellt werden, sie wurden dort kurzfristig noch in die Hotline-Sessions aufgenommen.

Das Unternehmen AstraZeneca prüft Dapagliflozin im Rahmen des klinischen Studienprogramms DAPACare zusätzlich auch bei Patienten mit Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF; LVEF > 50 %) in den Studien DELIVER und DETERMINE (HFrEF und HFpEF).

DAPA-HF: 5.000 Patienten mit und ohne Diabetes

In die internationale, randomisierte, Doppelblind-Studie DAPA-HF (Dapagliflozin And Prevention of Adverse-outcomes in Heart Failure) waren 4.744 Patienten mit Herzinsuffizienz im Stadium II bis IV und reduzierter Ejektionsfraktion (LVEF ≤ 40%) aufgenommen worden, Sie erhielten randomisiert 10 mg Dapagliflozin einmal täglich oder Placebo. Ausschlusskriterien waren eine fortgeschrittene Niereninsuffizienz oder ein Typ-1-Diabetes.

Unter den Teilnehmern hatten 42% einen bekannten Typ-2-Diabetes, bei 3% wurde er bei Studieneinschluss neu diagnostiziert. Von den übrigen wurden 2 Drittel (67%) als Prädiabetiker klassifiziert, ein Drittel (33%) hatte einen normalen HbA1c-Wert. Unter den Teilnehmern mit Diabetes war die Herzinsuffizienz in der Regel stärker ausgeprägt, teilen die Studienautoren unter Leitung von Prof. Dr. John McMurray, Kardiologe an der Universität von Glasgow, mit.

Der zusammengesetzte primäre Studienendpunkt war definiert als Zeit bis zum ersten Auftreten eines kardiovaskulär bedingten Todes oder einer Hospitalisierung bzw. eines notfallmäßigen Arztkontaktes wegen Herzinsuffizienz.

DECLARE-TIMI 58 führte zur Zulassungsänderung für Dapagliflozin

Erst im vergangenen Monat hat die Europäische Kommission eine Zulassungsänderung für Dapagliflozin bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes genehmigt. Sie beruhen auf den Ergebnissen der bislang größten kardiovaskulären Endpunkt-Studie für ein Antidiabetikum, DECLARE-TIMI 58.

In der Studie war Dapagliflozin versus Placebo in 33 Ländern bei mehr als 17.000 Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes und mehreren kardiovaskulären Risikofaktoren oder etablierter kardiovaskulärer Erkrankung über einen Zeitraum von bis zu 5 Jahren getestet worden. Dabei war der SGLT-2-Hemmer bezüglich der MACE-Rate (Major Adverse Cardiovascular Events) Placebo „nicht unterlegen“ gewesen, hatte aber Hospitalisierungen wegen Herzinsuffizienz statistisch signifikant reduziert.

Die Zulassung von Dapagliflozin umfasst derzeit die Therapie bei erwachsenen Patienten mit unzureichend kontrolliertem Typ-2-Diabetes in Ergänzung zu einer Diät und Bewegung – entweder als Monotherapie, wenn Metformin nicht gegeben werden kann oder zusätzlich zu anderen Typ-2-Antidiabetika. In reduzierter Dosis von 5 mg ist es auch für die Behandlung von schlecht kontrollierten Typ-1-Diabetes-Patienten in Ergänzung zu Insulin zugelassen.

 

Kommentar

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