Sommerzeit ist Mückenzeit. Neue Studien zeigen, welche Repellentien funktionieren und wie man Stiche behandelt. PD Dr. Martin Hartmann erklärt, auf was Sie bei bestimmten Patienten achten sollten.
Transkript des Videos von PD Dr. Martin Hartmann:
Einen schönen guten Tag, hier ist Martin Hartmann aus dem Klinikum Heidelberg.
Heute geht es um Mückenschutz: Der Sommer ist da und damit steigt die Gefahr, gestochen zu werden. Entweder hier in der Heimat oder wenn man in den Urlaub fährt – in warmen Gefilden oder in den Tropen.
Dort können die Insekten auch gefährliche Krankheiten übertragen – bei uns eigentlich nicht. Die verbreitetste Mücke bei uns ist die Stechmücke, es gibt in Deutschland zwölf Arten. Sie stechen gerne in der Dämmerung und nachts. Krankheiten werden hierzulande zwar nicht übertragen, aber die Mücken sind lästig und die Stiche ausgesprochen unangenehm.
Es gibt bei uns auch Aedes-Arten, ein klassisches Beispiel ist die Rhein-Schnake, die sticht auch am Tag bzw. in der Dämmerung. Es gibt bei uns inzwischen auch importierte Aedes-Arten: Die Tigermücke, die japanische oder asiatische Buschmücke oder auch die Gelbfieber-Mücke. Diese können in den Tropen Krankheiten übertragen, bei uns sind sie krankheitsrelevant noch nicht aufgetreten.
Aber man kann sich schützen: Mit Repellentien, das sind Bioside, die auf das Geruchsempfinden und auf die Geruchsorgane der Insekten abzielen. Diese Mittel können spezifisch bewirken, sodass die Insekten es vermeiden, Sie zu stechen.
Die Wahrscheinlichkeit gestochen zu werden kann damit um bis zu 75% reduziert werden. Die Wirkdauer liegt bei 4 bis 8 Stunden und je nach Konzentration kann sie auch länger anhalten. Zu den Test-Mücken für die Repellentien gehören die Stechmücke und die Gelbfiebermücke.
Repellentien im Test
Zu den bekanntesten Wirkstoffen gehört DEET – der seit den 40iger Jahren verwendet wird. Benutzt wurde er von der amerikanischen Armee im Kriegseinsatz. Seit dem Jahr 1957 ist das Mittel auch kommerziell im Einsatz. Es ist breit wirksam, von der WHO empfohlen, auch tropentauglich und wirkt gegen verschiedene Insekten, Mücken und Stechmücken. Es reizt allerdings Haut und Schleimhäute, kann in gewissem Maße resorbiert werden und greift auch Kunststoff an. Also passen Sie auf mit Ihren Brillen und ähnlichem. Für Kinder unter 3 Jahren und in der Schwangerschaft und Stillzeit ist es kontraindiziert.
Ein zweites Standardpräparat ist Icaridin, das seit den 90er Jahren auf dem Markt ist. Es reizt etwas weniger die Haut, sollte aber bei Kindern unter 2 Jahren nicht angewendet werden. Für Schwangerschaft und Stillzeit liegt keine Kontraindikation vor. Insgesamt ist Icaridin etwas hautverträglicher als DEET.
Eine weitere Option sind Präparate, die gut riechen, etwa aus dem Zitronen-Eukalyptus-Bereich. Diese Präparate wirken auch gegen Zecken, sind insgesamt hautverträglich, aber gegen Stechmücken etwas weniger wirksam. Kontraindiziert sind sie bei Kindern unter 3 Jahren. Die Mittel sind häufig in Kombination im Einsatz.
Die Stiftung Warentest hatte 2014 und 2017 verschiedene Präparate getestet. Gut schnitt ein Präparat mit DEET ab: Anti Brumm® Forte. Eine gute Wertung erhielt auch Icaridin wie Autan® oder auch Präparate aus dem Drogeriemarkt, die deutlich günstiger sind. Gegen Zecken war PMD ausgesprochen wirksam.
Hausmittel: Duschen und alte Socken
Was kann man noch empfehlen um nicht gestochen zu werden? Schweiß zieht Insekten an. Deshalb ist es ratsam zu duschen, etwa nach dem Sport oder vor dem Grillabend. Dann kann es sein, dass nicht Sie selbst sondern der Nachbar gestochen wird. Auch eine alte Socke auf dem Bettrand soll helfen. Ich weiß aber nicht, ob das der ideale Ratschlag ist. Dunkle, teilweise imprägnierte Kleidung kann schützen, auch Fliegengitter und Ventilatoren. Und wenn Sonnenmilch verwendet wird: Erst die Sonnenmilch auftragen und dann 20 Minuten später das Repellentium.
Was tun man, wenn man gestochen wurde?
Symptomatische Kühlung hilft zum Beispiel gut. Hitze denaturiert dagegen nicht die Proteine, sondern kann die Übertragung der Histamin-Reaktion vermeiden. Es gibt solche Hitzestifte aus der Apotheke oder man nimmt wirklich heißes Wasser – dann unterbricht das den Juckreiz sofort. Symptomatisch helfen Zitronen oder Quarkwickel, eine aufgeschnittene Zwiebel oder die klassische Lotio Alba, die Zinkschüttelmixtur. Oder natürlich Antihistaminika – und dann sollten die Stiche nicht mehr so schlimm sein. Vielen Dank.
Medscape © 2019
Diesen Artikel so zitieren: Bssssss – die Mücken greifen an: Welche Repellentien Stiche am besten verhindern und Mittel gegen das Jucken - Medscape - 29. Jul 2019.
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