Nasopharynx-Karzinom: Induktions-Chemotherapie verzögert die Progression und verlängert das Überleben

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

6. Juni 2019

Chicago – Eine Induktions-Chemotherapie mit Gemcitabin und Cisplatin, zusätzlich zur Chemo-Radiotherapie gegeben, verlängert die Zeit bis zur Progression und das Gesamtüberleben von Patienten mit lokoregionär fortgeschrittenem Nasopharynx-Karzinom – dies im Vergleich zu einer alleinigen Chemo-Radiotherapie.

Dies hat eine chinesische Phase-3-Studie ergeben, die von Prof. Dr. Jun Ma, Sun Yat-sen Universitäts-Krebszentrum, Guangzhou, China, beim Jahreskongress 2019 der American Society of Clinical Oncology (ASCO) vorgestellt und parallel im New England Journal of Medicine (Erstautor Dr. Yuan Zhang) publiziert worden ist [1,2].

„Die Studie etabliert die Induktionstherapie plus Chemo-Radiotherapie als Therapiestandard bei lokal fortgeschrittenem Nasopharynx-Karzinom“, so die Take-Home-Message von Ma.

 
Die Studie etabliert die Induktionstherapie plus Chemo-Radiotherapie als Therapiestandard bei lokal fortgeschrittenem Nasopharynx-Karzinom. Prof. Dr. Jun Ma
 

Für den Diskutanten bei der ASCO-Tagung, Prof. Dr. Alexander Dimitrios Colevas, Stanford Cancer Center, Stanford, Kalifornien (USA), ist die Sache allerdings nicht ganz so klar. Sein wichtigster Rat für die Therapie des Nasopharynx-Karzinoms: „Die Standard-Chemo-Radiotherapie muss von Personen durchgeführt werden, die dies als Vollzeitjob betreiben.“

Die zusätzliche Chemotherapie nütze vielleicht einem von 25 Patienten, wenn sie zuerst gegeben werde. „Aber es ist unklar, wie man die Patienten auswählen soll, die davon profitieren“, gab er zu bedenken.

Ungünstige Prognose bei distanten Metastasen

Das Nasopharynx-Karzinom tritt am häufigsten in Südchina, Südostasien und Nordafrika auf. Weltweit sind im Jahr 2018 rund 130.000 Patienten an diesem Tumor erkrankt. Bei mehr als 70% der Patienten ist der Tumor bei der Diagnose lokoregionär fortgeschritten und hat eine ungünstige Prognose.

 
Die Standard-Chemo-Radiotherapie muss von Personen durchgeführt werden, die dies als Vollzeitjob betreiben. Prof. Dr. Alexander Dimitrios Colevas
 

Derzeitiger Therapiestandard ist eine Platin-basierte Chemo-Radiotherapie ohne oder mit adjuvanter Chemotherapie. Die Chemotherapie sensibilisiert den Tumor für die toxischen Effekte der Strahlenbehandlung. Distante Metastasen sind bei einem Rezidiv dominierend und sind bei etwa 70% der Patienten die krebsbedingte Todesursache.

Induktions-Chemotherapie mit Gemcitabin und Cisplatin

Ma und seine Kollegen haben Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Induktions-Chemotherapie mit Gemcitabin und Cisplatin untersucht, weil hiermit möglicherweise okkulte distante Metastasen erfasst werden und damit das Risiko einer distanten Metastasierung verringert und das rezidivfreie Überleben verlängert werden kann.

In die offene Parallelgruppenstudie der Phase 3 wurden in 12 chinesischen Krankenhäusern Patienten mit einem neu diagnostizierten, nicht vorbehandelten Nasopharynx-Karzinom im Stadium III bis IVB ohne distante Metastasen aufgenommen.

Randomisiert erhielten 242 Patienten eine Induktions-Chemotherapie mit 3 Zyklen Gemcitabin/Cisplatin alle 3 Wochen gefolgt von einer Standard-Radio-Chemotherapie mit 3 Zyklen Cisplatin alle 3 Wochen und Strahlentherapie (68 bis 70 Gy in 30 bis 33 Fraktionen über 6,5 Wochen).

238 Patienten wurden nur mit der Standard-Radio-Chemotherapie behandelt.

Primärer Endpunkt der Studie war das rezidivfreie Überleben (RFS). Zu den sekundären Endpunkten gehörten das Gesamtüberleben (OS), das Überleben ohne distante Metastasen (D-RFS), das lokoregionäre rezidivfreie Überleben (LR-RFS), die Ansprechraten, die Therapieadhärenz sowie die Verträglichkeit.

RFS und OS verlängert

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 42,7 Monaten betrug die Rate der rezidivfreien Patienten (RFS-Rate) in der Induktionsgruppe 85,3% und in der Standardgruppe 76,5% (Hazard-Ratio: 0,51, p = 0,001). Die Gesamtüberlebensrate nach 3 Jahren lag in der Induktionsgruppe bei 94,6%, in der Standardgruppe bei 90,3% (HR: 0,43).

Zudem hatten nach 3 Jahren in der Induktionsgruppe 91,1% der Patienten keine distanten Metastasen (D-RFS), in der Standardgruppe waren es 84,4% (HR = 0,43), die LR-RFS lag bei 91,8 bzw. 91,0% (HR: 0,77).

Akute unerwünschte Wirkungen waren mit 75,7% in der Induktionsgruppe häufiger als in der Vergleichsgruppe mit 55,7%. Mit der Induktionschemotherapie kam es vermehrt zu Neutropenie, Thrombozytopenie, Anämie, Übelkeit und Erbrechen.

 

Kommentar

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