EMA: JAK-Hemmer Tofacitinib wegen Lungenembolien auf dem Prüfstand und endgültiges Aus für Fenspirid-Hustenmittel

Michael van den Heuvel

Interessenkonflikte

17. Mai 2019

Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) überprüft derzeit, ob Einschränkungen bei dem JAK-Hemmer Xeljanz® (Tofacitinib) notwendig sind. Dabei geht es vor allem um mehr Lungenembolien und mehr Todesfälle unter der Pharmakotherapie. Ärzte sollten Tofacitinib Risikopatienten ab sofort nicht mehr verordnen. Außerdem empfehlen die PRAC-Experten, die Zulassung des Antitussivums Fenspirid aufgrund kardialer Risiken zu widerrufen [1].

Studie liefert Hinweise auf Risiken unter Tofacitinib

Xeljanz® wurde am 22. März 2017 erstmals in der EU zur Behandlung von Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis zugelassen. Im Jahr 2018 kamen Psoriasis-Arthritis und schwere Colitis ulcerosa hinzu. Sicherheitsbedenken kamen in der Studie A3921133, einer fortlaufenden Open-Label-Studie, auf.

Patienten mit rheumatoider Arthritis erhielten Tofacitinib 5 mg 2-mal täglich oder Tofacitinib 10 mg 2-mal täglich. Im Vergleichsarm erhielten sie einen Tumornekrosefaktor-(TNF-)Inhibitor. Die Teilnehmer waren 50 Jahre oder älter und hatten mindestens einen zusätzlichen kardiovaskulären Risikofaktor.

Vorläufigen Ergebnissen zufolge gab es 19 Lungenembolien pro 3.883 Patientenjahre im Arm mit Tofacitinib 10 mg 2-mal täglich. Im Arm mit dem TNF-Inhibitor waren es nur 3 Fälle pro 3.982 Patientenjahre. Auch die Gesamtmortalität (45 Todesfälle pro 3.897 Patientenjahre versus 25 Fälle pro 3.982 Patientenjahre) war erhöht.

Wer sollte Tofacitinib in höherer Dosis nicht mehr anwenden?

„Während eine detaillierte Überprüfung dieser Risiken läuft, dürfen Ärzte diese Tofacitinib-Dosis bestimmten Risikopatienten nicht mehr verordnen“, schreibt die EMA.

Konkret handelt es sich um Menschen mit Herzinsuffizienz, mit genetisch verursachten Blutgerinnungsstörungen, mit venösen Thromboembolien (tiefen Venenthrombosen oder Lungenembolien) in der Vorgeschichte, mit malignen Erkrankungen, unter kombinierten oralen Kontrazeptiva, unter Hormonersatztherapien sowie Personen, bei denen größere chirurgische Eingriffe geplant sind.

Weitere Risikofaktoren, die bei Tofacitinib 10 mg 2-mal täglich berücksichtigt werden sollten, sind das Alter, starkes Übergewicht (BMI > 30), Rauchen und Immobilität. „Patienten, die bereits zweimal täglich mit der 10-mg-Dosis behandelt werden und ein hohes Risiko für Lungenembolie haben, sollten auf alternative Behandlungen umgestellt werden“, so die EMA weiter.

Bei der Dosis von 5 mg 2x täglich zur Behandlung von rheumatoider Arthritis und psoriatischer Arthritis haben Experten bis zum Abschluss ihrer Bewertung jedoch keine Bedenken. Ärzten raten sie generell, Patienten über mögliche Symptome einer Lungenembolie zu informieren – inklusive Hinweis, umgehend medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Widerruf der Zulassung Fenspirid-haltiger Pharmaka

Außerdem hat der PRAC empfohlen, die Zulassungen für Medikamente mit Fenspirid zu widerrufen, so dass alle Präparate in der EU nicht mehr verkehrsfähig wären. Basis war eine Risikoüberprüfung mit dem Ergebnis, dass solche Hustenmittel Herzrhythmusstörungen verursachen können.

Dazu gehörten Fälle von Verlängerungen des QT-Intervalls und Torsade-de-pointes-Tachykardien. Die Herzrhythmusstörungen können schwerwiegend sein und plötzlich auftreten. Wer besonders gefährdet sei, lasse sich vorab nicht sagen, heißt es in der Stellungnahme.

Fenspirid werde nur bei leichtem Husten eingesetzt, so dass es keine therapeutische Lücke gebe. Daher war der PRAC der Ansicht, dass alle entsprechenden Medikamente nicht mehr vermarktet werden sollten. Diese Empfehlung geht jetzt an die CMDh (die Koordinierungsgruppe für Verfahren der gegenseitigen Anerkennung). Sie vertritt die EU-Mitgliedstaaten sowie Island, Liechtenstein und Norwegen.

 

Kommentar

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