Personen, sie sich im Sinne der Mittelmeerkost oder der sogenannten. „A Priori Diet Quality Score“-Diät (APDQS) aus den USA ernähren, haben in der Lebensmitte ein höheres kognitives Leistungsniveau als Personen unter einer DASH-Diät, die vor allem gegen die Hypertonie gerichtet ist.
In einer großen Längsschnittstudie, die sich dem Einfluss dieser 3 Diäten auf die Kognition widmete, zeigte sich, dass die kognitive Leistungsfähigkeit seltener nachließ, wenn man streng an der Mittelmeerkost festhielt. Doch je lockerer man der Ernährungsweise folgte, desto ungünstiger wurde das Ergebnis. Das Gleiche galt für Personen, welche die Vorgaben der APDQS-Diät strikt beachteten.
Im Gegensatz dazu schien es bei der DASH-Diät für den Erhalt der kognitiven Fähigkeiten wenig bedeutsam zu sein, wenn man die Vorgaben dieser Kostform korrekt umsetzte. Die Ergebnisse sind in der Zeitschrift Neurology veröffentlicht [1].
„Für Erwachsene könnte es der richtige Weg sein, an einer gesunden Ernährungsweise festzuhalten, will man auch im mittleren Erwachsenenalter noch über ein hohes kognitives Potenzial verfügen“, sagt die Leiterin der Untersuchung Dr. Claire McEvoy, Dozentin für Ernährungs- und Alterungsforschung am Institute for Global Food Security des Centre for Public Health an der Queen's University im nordirischen Belfast, gegenüber Medscape.
„Wir wissen zwar noch nicht, welche Nährstoff- und Lebensmittel-Kombinationen für das Gehirn am zuträglichsten sind, doch für das Herz kann den Patienten eine Kost, die reich an Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen ist, empfohlen werden, wenn sie dazu noch mäßig viel Fisch, fettarme Milchprodukte und Alkohol enthält und nur wenig Fleisch und verarbeitete Lebensmittel enthält“, sagt McEvoy.
Gleich und verschieden
Die Empfehlungen der 3 herzgesunden Diäten überschneiden sich teilweise.
So stellt die Mittelmeerkost Vollkorn, Obst, Gemüse, gesunde ungesättigte Fettsäuren, Nüsse, Hülsenfrüchte und Fisch in den Vordergrund und begrenzt rotes Fleisch, Geflügel und Vollmilch.
Beim APDQS liegt der Schwerpunkt auf Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, fettarmen Milchprodukten, Fisch und mäßigem Alkoholkonsum, während frittierte Lebensmittel, salzige Snacks, Süßigkeiten, fettreiche Milchprodukte und mit Zucker versetzte Softdrinks nur wenig konsumiert werden sollen.
Die DASH-Diät schließlich konzentriert sich auf Getreide, Gemüse, Obst, fettarme Milchprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse und begrenzt die Aufnahme von Fleisch, Fisch, Geflügel, Gesamtfett, gesättigten Fettsäuren, Süßigkeiten und Natrium.
„Während die Diäten die pflanzliche Kost in ganz ähnlicher Form in den Vordergrund rücken, gibt es eine Reihe von Unterschieden bei den Empfehlungen zur Art und Menge der konsumierten Lebensmittel“, sagt McEvoy.
Den Untersuchern blieb es dabei aber unklar, warum die DASH-Diät keinen Zusammenhang mit einem besseren kognitiven Leistungsvermögen erkennen ließ. Ein möglicher Grund bestehe darin, dass bei der DASH-Diät der mäßige Alkoholkonsum nicht als Teil des Ernährungsplans angesehen werde, während die anderen beiden Diäten dies tun. „Es ist möglich, dass mäßiger Alkoholkonsum als Teil einer gesunden Ernährung für die Gehirngesundheit im mittleren Alter eine Rolle spielen könnte, aber es bedarf weiterer Untersuchungen, um eine solche Annahme zu bestätigen“, so McEvoy.
Teilnehmer 20 Jahre nachverfolgt
Die Untersucher bewerteten die Daten von 2.621 Teilnehmern der CARDIA-Studie (Coronary Artery Risk Development; 57% Frauen, 45% Schwarze, Durchschnittsalter zu Studienbeginn 25 Jahre).
Die Teilnehmer füllten zu Beginn der Untersuchung im Alter von durchschnittlich 25 Jahren (+/- 3,5), nach 7 Jahren (Durchschnittsalter 32 Jahre) und nach 20 Jahren (Durchschnittsalter 45 Jahre) Fragebögen aus. Die Untersucher berechneten dann durchschnittliche Diät-Scores, um die Teilnehmer nach Gruppen einzuordnen, die sich kaum, mäßig oder sehr stark an die Ernährungsvorgaben gehalten hatten. Sie testeten zudem die kognitiven Funktionen 2-mal, und zwar im Alter von 50 und von 55 Jahren.
Die Bewertung der gesamten kognitiven Funktion und die kognitiven Z-Scores basierten auf dem Wortgedächtnis im Rey Auditory Verbal Learning Test, der Verarbeitungsgeschwindigkeit im Zahlen-Symbol-Test, den Exekutivfunktionen im Stroop-Interferenz-Test und dem Montreal Cognitive Assessment (MoCA).
Kognitiver Rückgang bei Mittelmeerkost und APDQS am geringsten
Die Ergebnisse zeigten eine Assoziation zwischen höheren Adhärenz-Werten bei der Mittelmeerkost und einem geringeren Rückgang kognitiver Funktionen. Das kognitive Leistungsvermögen war in der Gruppe mit geringer Befolgung des Ernährungsplans um 0,04 Punkte niedriger, während es im mittleren und oberen Punktebereich und bei mäßiger und starker Befolgung der Ernährungsempfehlungen um 0,03 Punkte höher lag. Der Unterschied zwischen der Gruppe mit schwacher und starker Adhärenz war statistisch signifikant (p = 0,03).
Ebenso sank in der Low-Score-Gruppe der APDQS-Kohorte das kognitive Leistungsniveau um 0,04 Punkte, während es in der mittleren Gruppe gleichblieb und in der Gruppe mit hohen Punktwerten um 0,06 Punkte anstieg (p < 0,01).
Die Resultate im Stroop-Interferenz-Test, bei dem es um Tempoleistungen geht, fügten sich in das Bild ein. So fanden die Forscher beim Vergleich der Gruppen mit niedrigen und hohen Punktwerten statistisch signifikante (p < 0,01) Leistungssteigerungen unter Mittelmeerkost und in der APDQS-Gruppe.
Die allgemein verminderte kognitive Leistungsfähigkeit war als ein Wert von mindestens einer Standardabweichung unterhalb des mittleren MoCA-Scores definiert worden und auch hier waren die Ergebnisse konsistent.
Die Quotenverhältnisse (Odds-Ratio) beim Vergleich der extremen Tertilen der Diätwerte lagen bei 0,54 (95%-Konfidenzintervall: 0,39–0,74) für die MedDiet Gruppe, 0,48 (95%-KI: 0,33–0,69) für die APDQS Gruppe und 0,89 (95%-KI: 0,68–1,17) für die DASH Gruppe.
Synergistische Effekte?
Die Ergebnisse der Studie waren mit Blick auf Bildungsniveau, Rauchen, Diabetes und körperliche Aktivitäten korrigiert worden. „Unter der DASH-Diät veränderte sich die kognitive Leistungsfähigkeit nicht“, schreiben die Untersucher.
Da die Kostformen, die mit einer höheren kognitiven Leistungsfähigkeit im mittleren Lebensalter verbunden sind, einige Merkmale wie einen höheren Obst- und Gemüseanteil gemeinsam haben, liegen den Vorteilen wahrscheinlich synergistische Effekte zugrunde, vermuten die Forscher.
„Wir haben keine engen Verbindungen zwischen einzelnen Lebensmittel-Komponenten der untersuchten Kostformen und der kognitiven Leistung gesehen“, sagt McEvoy. „Scheinbar ist für die Hirngesundheit eine Kombination der Lebensmittel, welche die Kostform insgesamt ausmachen, entscheidend.“
So hält sie weitere Studien für notwendig, um zu sehen, wie es sich über die gesamte Lebensspanne auf die Gehirngesundheit auswirkt, wenn man das Ernährungsverhalten verändert, und um die Mechanismen zu verstehen, die den Nutzen für die Gesundheit des Gehirns ausmachen.
Überraschende DASH-Ergebnisse
Die Studie liefere die Evidenzen dafür, dass eine gesunde Ernährung vorteilhaft ist, kommentiert Dr. Thomas Vidic, Neurologe an der Elkhart Clinic in Indiana, USA, gegenüber Medscape. „Wenn man sich um seinen Körper kümmert und sich auch gesünder ernährt, kann man das Risiko senken, dass man kognitiv weniger leistungsfähig wird“, sagt Vidic, der nicht an der Studie beteiligt war.
Es sei logisch, dass sich die Mittelmeerkost und die APDQS-Diät positiv auswirkten. Überraschend sei vielmehr, dass dies für die DASH-Diät nicht gelte, „obwohl es wohl erwartet worden war“. In Bezug auf die Beratung von Patienten sagte Vidic, dass der Ärzteschaft mit dieser Untersuchung jetzt die aktuellsten Informationen vorliegen.
Dr. Gene L. Bowman vom Beth Israel Deaconess Medical Center und der Harvard Medical School in Boston und Dr. Nikolaos Scarmeas von der National and Kapodistrian University in Athen, Griechenland, schreiben in einem begleitenden Editorial, dass die Ergebnisse „für einen Nutzen der Mittelmeerkost und der APDQS-Diät für das kognitive Leistungsvermögen sprechen, während ein Zusammenhang mit der DASH-Diät kaum erkennbar ist“ [2].
Sie lobten zudem die Untersucher für ihre Bearbeitung der „großen und ethnisch diversen“ CARDIA-Studie.
Sie weisen auch darauf hin, dass die Autoren potenzielle Störvariablen „überzeugend kontrolliert“ hätten und dass die Ernährungsfragebögen von jedem Teilnehmer zu verschiedenen Zeitpunkten wiederholt bearbeitet worden seien, was „die Genauigkeit der subjektiven Berichte über die Ernährungsgewohnheiten erhöht“.
Allerdings werfe das Beobachtungsdesign der Studie Fragen nach den kausalen Zusammenhängen auf, wie Bowen und Scarmeas meinen. Der „relativ kurze Follow-up-Abstand“ bei den Beurteilungen der kognitiven Leistungsfähigkeit würde die Aussagefähigkeit der Studie möglicherweise weiter einschränken.
Die Untersuchung hätte auch von objektiven biochemischen Messungen der Nahrungsbestandteile profitieren können, um die erhobenen Befunde zu untermauern und mögliche Wirkmechanismen aufzudecken, fügen sie hinzu.
Dieser Artikel wurde von Markus Vieten aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
Medscape Nachrichten © 2019
Diesen Artikel so zitieren: 3 Ernährungsformen im Vergleich: 2 stärken die Kognition, eine nicht – liegt es am Alkohol? - Medscape - 11. Apr 2019.
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