In einem New Yorker Krankenhaus hat sich Mick Jagger von den Rolling Stones gestern einer perkutanen Aortenklappen-Implantation (TAVI, Transcatheter Aortic Valve Implantation) unterzogen. Das berichtet die American Heart Association (AHA) mit Verweis auf US-Medien [1]. Die TAVI gilt bekanntlich als Alternative zum chirurgischen Aortenklappen-Ersatz – dies bislang vor allem bei Patienten mit moderaten bis hohen OP-Risiken.
Nachdem Mick Jagger per Twitter seine „No Filter“-Konzerttournee in den USA und in Kanada verschoben hatte, häuften sich Gerüchte über den Gesundheitszustand des 75-jährigen Sängers. Musikzeitschriften hatten spekuliert, er müsse sich vielleicht einer Stent-OP unterziehen. In anderen Medien war zu lesen, dass es sich um eine TAVI handeln könnte.
Jetzt bestätigt auch die AHA, dass Kardiologen bei dem Rocksänger eine TAVI durchführen mussten. Das Musikmagazin Rolling Stone schreibt, Jagger habe den Eingriff gut überstanden und befinde sich in guter Verfassung. Derzeit sei Bettruhe angesagt, und Ärzte würden den Gesundheitszustand beobachten. Offizielle Erklärungen des Managements gibt es aber bislang nicht.
Minimalinvasiver Eingriff
Die AHA erläutert in ihrer Pressemitteilung nochmals das TAVI-Verfahren im Detail – wie eine neue künstliche Aortenklappe mittels eines Katheters, meist über die Arteria femoralis, eingebracht wird. Sobald sich die neue Herzklappe in der richtigen Position befindet, wird sie entfaltet und verankert.
Bei diesen TAVI-Prozeduren bleibt die körpereigene Aortenklappe vor Ort; diese wird lediglich vom Implantat verdrängt. Das Verfahren etabliert sich seit einigen Jahren immer mehr. Derzeit ist es von der FDA (aber auch nach europäischen Leitlinien) allerdings nur für Patienten mit symptomatischer Aortenstenose empfohlen, bei denen ein offener Eingriff am Herzen zu große Risiken birgt.
Folgen des „Rock ’n’ Roll Lifestyles“?
Dazu gehört wohl auch Jagger – und dies nicht allein wegen seines Alters. Eigenen Angaben zufolge experimentierte der Sänger in den 1960er- bis 1990er-Jahren mit diversen Drogen. Alkohol und Zigaretten gehörten ebenfalls zu seinem Lebensstil. Ab Anfang der 2000er-Jahre stellte er allerdings seinen Lebenswandel radikal um. „Rauchen, Trinken und Drogen bedeuten mir heute nichts mehr“, sagte er dem FOKUS . Besonders schwer sei ihm gefallen, mit dem Rauchen aufzuhören. „Das war wirklich hart, eine echte Qual.“
Der Sänger achtet seitdem auf gesundes Essen, joggt und begann mit Yoga bzw. Pilates. Der radikale Wandel des „Rock-Opas“ kam vielleicht zu spät, spekulieren Medien. Allerdings kommt die TAVI wohl zunehmend auch als Verfahren der Wahl für Patienten mit niedrigen OP-Risiken, die noch jünger sind, in Betracht.
Erst kürzlich haben 2 Studien beim Kongress des American College of Cardiology (ACC) für Furore gesorgt, in denen die TAVI auch bei Patienten mit niedrigem Risiko ebenso gute oder zum Teil sogar bessere Ergebnisse als der chirurgische Klappenersatz gezeigt hatte (wir berichteten). Allerdings fehlen bei der TAVI noch die wirklich langfristigen Daten – auch weil es das Verfahren noch nicht so lange gibt.
Erste 5-Jahres-Daten zur TAVI
Einen Überblick zur Studienlage haben Ende 2017 Forscher um Dr. Adam Chakos von der Macquarie University, Sydney, Australien, erstellt. Ihre Literaturrecherchen reichten vom Start mit der neuen Prozedur bis Juni 2017. Als Einschlusskriterium definierten sie ein mindestens 5-jähriges Follow-up.
In die Analyse wurden 31 Studien mit insgesamt 13.857 Patienten einbezogen. Insgesamt waren 45,7% der Patienten männlich mit einem Durchschnittsalter von 81,5 (± 7,0) Jahren. Soweit angegeben, betrug der mittlere EuroSCORE zur kardiochirurgische Risikobeurteilung 22,1 (± 13,7) und der durchschnittliche Society of Thoracic Surgery Risk Score (STS) 9,2 (± 6,6). Beide Scores dienen der präoperativen Beurteilung des Eingriffsrisikos.
Chakos und Kollegen zufolge betrug die 30-Tage-Mortalität der TAVI in dieser Hochrisiko-Klientel 8,4%. Zerebrovaskuläre Ereignisse (als Folge der Prozedur) traten bei 2,8% auf, akute Beeinträchtigungen der Nierenfunktion erlitten 14,4%. 13,4% der Patienten benötigten nach der Prozedur einen Herzschrittmacher – ebenfalls eine bekannte Komplikation des Verfahrens.
Zusammenfassend sprechen die Autoren von „akzeptable Langzeitergebnissen für TAVI-Verfahren bei einer älteren Bevölkerung“. Ein längeres Follow-up sei aber notwendig.
Jagger soll laut CNN wahrscheinlich schon in wenigen Tagen das Krankenhaus wieder verlassen können. Es werde erwartet, heißt es, dass im Sommer die Band die verschobene Nordamerika-Tour nachholen wird.
Übrigens hatte erst vor wenigen Tagen auch der Schauspieler und ehemalige kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger einen Pulmonal-Klappenersatz erhalten – dies allerdings während einer Operation am offenen Herzen. Bei dem 70-jährigen Schwarzenegger, der laut CNN unter einem kongenitalen Herzfehler leidet, hatte eine Pulmonal-Venenklappe, die er bereits 1997 erhalten hatte, ersetzt werden müssen.
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Diesen Artikel so zitieren: Rolling Stones-Frontmann Mick Jagger hat per Katheter eine neue Aortenklappe erhalten – und die TAVI gut überstanden - Medscape - 5. Apr 2019.
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