Für Fitness ist man nie zu alt: Sport verlängert das Leben – auch bei Späteinsteigern

Julia Rommelfanger

Interessenkonflikte

22. März 2019

Menschen, die seit ihrer Jugend regelmäßig Sport treiben, steigern ihre Chancen auf ein langes Leben. Das ist das Ergebnis einer großen prospektiven Beobachtungsstudie in den USA, die Sportmuster im Laufe des Lebens mit allgemeiner und krankheitsspezifischer Mortalität in Zusammenhang gebracht hat [1].

Die gute Nachricht für bisherige Bewegungsmuffel: Diejenigen, die erst im mittleren Lebensalter mit dem Sport begonnen haben, profitieren genauso wie diejenigen, die ihr ganzes Leben lang sportlich aktiv waren.

„Das Mortalitätsrisiko der Erwachsenen, die erst mit 40 bis 61 Jahren angefangen haben Sport zu treiben, war ähnlich dem der Menschen, die seit der Jugend Sport getrieben haben“, berichten die Forscher unter der Leitung von Dr. Pedro F. Saint-Maurice, National Cancer Institute, Bethesda, USA. „Es ist also nie zu spät für Erwachsene aktiv zu werden“.

 
Das Mortalitätsrisiko der Erwachsenen, die erst mit 40 bis 61 Jahren angefangen haben Sport zu treiben, war ähnlich dem der Menschen, die seit der Jugend Sport getrieben haben. Dr. Pedro F. Saint-Maurice
 

„Eine interessante Studie – das Ergebnis überrascht mich nicht“, sagt Prof. Dr. Karen Steindorf, Leiterin der Abteilung Bewegung, Präventionsforschung und Krebs am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Sie untersucht unter anderem positive Auswirkungen von Sport auf das Krebsrisiko.

„Dass es nie zu spät ist, aktiv zu werden, haben wir auch schon für Brustkrebs-Patientinnen so ähnlich gefunden. Das ist natürlich eine schöne Botschaft und sollte genutzt werden“, sagt Steindorf gegenüber Medscape.

Sportliches Langzeit-Engagement und Mortalität nie untersucht

Viele Studien haben gezeigt, dass Sport im mittleren Erwachsenenalter zu einem längeren und gesünderen Leben beitragen kann. Ob lebenslanges Sporttreiben und Veränderungen der sportlichen Aktivität im Laufe des Lebens die allgemeine sowie die krankheitsspezifische Mortalität beeinflussen, ist bislang unklar.

Die US-Autoren haben untersucht, ob und inwiefern sich das Ausüben von sportlicher Aktivität von der Jugend (15–18 Jahre) bis ins mittlere Alter (40–61 Jahre) auf die allgemeine Mortalität sowie auf die Sterblichkeit aufgrund von Herzkreislauf- oder Krebserkrankungen auswirkt.

 
Dass es nie zu spät ist, aktiv zu werden, haben wir auch schon für Brustkrebs-Patientinnen so ähnlich gefunden. Das ist natürlich eine schöne Botschaft und sollte genutzt werden.  Prof. Dr. Karen Steindorf
 

Hierzu haben sie Daten von 315.059 Erwachsenen (zu Studienbeginn 50–71 Jahre alt) der „National Institutes of Health-AARP Diet and Health Study“ analysiert. Die Studie wurde 1995/96 ins Leben gerufen; in die aktuelle Analyse waren Personen eingeschlossen, die an Brust-, Darm oder Prostatakrebs sowie einer Nierenschwäche erkrankt waren.

Zu Studienbeginn füllten alle Teilnehme einen Fragebogen aus. Unter anderem wurden sie gefragt, wie viele Stunden sie in der Woche in ihrer Freizeit von der Jugend (bis 18 Jahre) über das junge (bis 29) und mittlere (bis 39) bis zum späteren Erwachsenenalter (bis 61 Jahre) Sport mittlerer bis höherer Intensität getrieben haben; nie oder selten, weniger als 1 Stunde in der Woche, 1–3 Stunden, 4–7 Stunden oder mehr als 7 Stunden pro Woche.

In die Datenanalyse flossen alle Sterbefälle bis 2011 ein. Das waren im durchschnittlichen Follow-up von 13,6 Jahren 77.377 allgemeine Sterbefälle, 22.219 Todesfälle infolge kardiovaskulärer Erkrankungen und 16.388 als Folge einer Krebserkrankung.

Auch Spätstarter mit guten Erfolgsaussichten

Wer sein ganzes Leben lang sportlich aktiv war, hatte ein um 29–36% niedrigeres Mortalitätsrisiko im Vergleich zu Erwachsenen, die nie oder ganz selten Sport getrieben haben.

Diejenigen, die nur eine Stunde pro Woche Sport trieben, konnte ihr allgemeines Mortalitätsrisiko im Vergleich zu Nicht-Sportlern um 16% senken. Das kardiovaskuläre Mortalitätsrisiko war bei den aktivsten Teilnehmern, die mindestens 2–7 Stunden Sport in der Woche trieben, im Vergleich zu Nicht-aktiven um 34–42%, das Risiko an Krebs zu sterben um 14% geringer.

Gleichermaßen wiesen Erwachsene, die in jungen Jahren inaktiv waren und erst mit 40–61 Jahren mit dem Sport treiben begonnen hatten, im Vergleich zu Menschen, die immer Nichtsportler waren, um 32–35% niedrigere allgemeine Mortalitätsrisiken, eine um 43% niedrigere kardiovaskuläre Sterblichkeit und um 16% niedrigere Krebs-Mortalität auf.

Im Gegensatz dazu wirkte sich sportliche Aktivität in der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter bei denjenigen, die später im Leben aufgehört hatten, Sport zu treiben, weniger positiv aus.

Für Brust- und für Darmkrebs gebe es Beobachtungsstudien, die ähnlich große Erfolge zeigen, bemerkt Steindorf. Sportliche Aktivität konnte die Mortalität in diesen Untersuchungen um 25–35% senken. „Das gilt sowohl für sportliche Aktivität vor als auch nach der Diagnose.

Jedoch könnte auch reverse Kausalität bei derartigen Erkenntnissen eine Rolle spielen“, fügt sie an: „Die Menschen, die lebenslang körperlich aktiv sein können, sind auch gesünder. Mit zunehmendem Alter wird der Effekt sicherlich stärker.“

Junge Menschen trotzdem zur Aktivität motivieren

Trotz zahlreicher Einschränkungen, etwa mögliche Falsch-Beantwortungen der Fragen zum Sporttreiben über Jahrzehnte hinweg, seien die Erkenntnisse insbesondere für Ärzte richtungsweisend, bemerken die Autoren. Sie könnten Patienten, die bislang nicht aktiv waren, mit der Aussicht auf ein längeres und gesünderes Leben zum Sportbeginn motivieren.

„Obwohl lebenslange sportliche Aktivität sicherlich dazu beiträgt das Mortalitätsrisiko zu senken, zeigt die aktuelle Studie, dass ein späterer Sporteinstieg ähnlich positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann“, schreiben Saint-Maurice und Kollegen.

 
Viele Studien deuten schon darauf hin, dass lebenslange Aktivität sehr gut ist. Prof. Dr. Karen Steindorf
 

Erwartet habe man, dass lebenslange sportliche Aktivität den größten gesundheitlichen Vorteil bringe. „Wir waren überrascht, dass die Erhöhung des Sportpensums im jungen oder mittleren Erwachsenenalter vergleichbare Gewinne bringt“, unabhängig vom Geschlecht oder BMI der Teilnehmer, schreiben die Autoren.   

„Das sollte aber nicht dazu führen, dass sich die Jugendlichen weniger bewegen, weil sie denken, es genügt ja, sich später zu bewegen“, sagt Steindorf. „Viele Studien deuten schon darauf hin, dass lebenslange Aktivität sehr gut ist. Es könnte ein Artefakt sein, dass die näherliegende Aktivität besser erinnert wird und damit genauer erhoben wurde.“ Durch daraus resultierende geringere Messfehler könnten leichter positive Effekte gefunden werden, so ihre Vermutung.

 

Kommentar

3090D553-9492-4563-8681-AD288FA52ACE
Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.

wird bearbeitet....