Neue REDUCE-IT-Analyse: Hoch dosierte Omega-3-Fettsäure empfiehlt sich auch für die Sekundärprävention

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

22. März 2019

New Orleans – Die Omega-3-Fettsäure Ethyl-Eicosapentaensäure (EPA) hatte vor kurzem alle überrascht, weil sie in der großen randomisierten Endpunktstudie REDUCE-IT (Reduction of Cardiovascular Events with Icosapent Ethyl-Intervention Trial, wir berichteten) die kardiovaskuläre Ereignisrate um beeindruckende 25% gesenkt hatte. Dies in Zeiten, in denen nach vielen negativen Daten schon kaum jemand mehr an die segensreichen kardiovaskulären Effekte von Fischöl geglaubt hatte.

Jetzt hat Prof. Dr. Deepak L. Bhatt, Brigham and Women's Hospital, Boston, Massachusetts, USA, bei der Jahrestagung 2019 des American College of Cardiology (ACC) in New Orleans neue Daten aus REDUCE-IT vorgestellt [1]. Sie bestätigen die primären Ergebnisse und zeigen: Die hochdosierte EPA-Gabe könnte auch eine gute Option für die Sekundärprävention von kardiovaskulären Patienten sein.

Denn, so das Fazit der Studienautoren: EPA reduziert nicht nur das erste kardiovaskuläre Ereignis signifikant, sondern auch alle folgenden Ereignisse sowie die Gesamtrate an ischämischen Endpunkten wie Herzinfarkten, Schlaganfällen und assoziierten Todesfällen. Die vorgestellten Daten stammen aus exploratorische Analysen von REDUCE-IT. Parallel dazu wurden die Ergebnisse im Journal of the American College of Cardiology veröffentlicht [2].

Die ersten Studienergebnisse mit einer Risikosenkung für den primären Endpunkt um 25% waren bei der AHA-Tagung 2018 vorgestellt und gleichzeitig im New England Journal of Medicine publiziert worden (wir berichteten).

Die aktuelle Analyse zeigt nun, dass EPA im Vergleich zu Placebo die Rate für ein erstes und für nachfolgende kardiovaskuläre Ereignisse um 30% senkt, was darauf hindeutet, dass das Omega-3-Fettsäure-Derivat noch protektiver wirken könnte als zunächst gedacht.

Prof. Dr. Deepak L. Bhatt

„Wenn wir die Gesamtheit der Ereignisse betrachten, sehen wird, dass die Substanz ischämische Ereignisse sogar stärker reduziert. Wenn wir nur auf das erste Ereignis achten, unterschätzen wir damit den wahren Wert, den die Behandlung bietet“, so Bhatt.

Wie er weiter ausführte, sind insbesondere Patienten mit hohen Triglyzerid-Werten mit Atherosklerose und Diabetes durch wiederholte kardiovaskuläre Ereignisse gefährdet. Deshalb sei es wichtig und potenziell lebensrettend, Möglichkeiten zu haben, um diese wiederholten Ereignisse zu verhindern.

 
Wenn wir nur auf das erste Ereignis achten, unterschätzen wir damit den wahren Wert, den die Behandlung bietet. Prof. Dr. Deepak L. Bhatt
 

Für Prof. Dr. Eileen Handberg, Universität von Florida und ACC-Expertin bei der Kongress-Pressekonferenz, zeigt diese Analyse die Bedeutung multipler Ereignisse, die in anderen klinischen Studien oft nicht berücksichtigt werden. Der Nachweis der Wirksamkeit von EPA auch auf nachfolgende Ereignisse sei für die Patienten sehr wichtig. „Diese Form der Analyse sollte bei allen Studien durchgeführt werden, die MACE-Outcomes haben…Dies ist eine Art Paradigmen-Wechsel für klinische Studien.“

Omega-3-Fettsäurederivat bei Risikopatienten

In die vom Unternehmen Amarin finanzierten REDUCE-IT-Studie waren 8.179 Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko aufgenommen worden, die mit Statinen behandelt wurden. Ihr LDL-Cholesterin-Spiegel war mit Werten zwischen 40 und 100 mg/dl kontrolliert, sie wiesen jedoch erhöhte Triglyzerid-Werte und weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren wie eine koronare Herzkrankheit oder einen Diabetes mellitus auf.

Doppelblind und randomisiert erhielten sie 2-mal täglich 2 g des EPA-Präparats (n = 4.089), die Placebo-Gruppe nahm Mineralöl-Kapseln (n = 4.090). Rund 80% der Patienten erhielten Thrombozytenfunktionshemmer, 10% Antikoagulanzien, 77% ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptorantagonisten und 71% Betablocker.

 
Diese Form der Analyse sollte bei allen Studien durchgeführt werden, die MACE-Outcomes haben. Prof. Dr. Eileen Handberg
 

Der zusammengesetzte primäre Endpunkt umfasste kardiovaskulären Tod, nichttödlichen Herzinfarkt, nichttödlichen Schlaganfall, koronare Revaskularisierung und Hospitalisierung wegen instabiler Angina. Wichtige sekundäre Endpunkte waren kardiovaskulärer Tod, nichttödlicher Herzinfarkt und Schlaganfall.

Auch das Risiko für nachfolgende Ereignisse wurde gesenkt

In der aktuellen vordefinierten exploratorischen Analyse wurden alle Ereignisse der Komponenten des zusammengesetzten primären Endpunkts und der wichtigen sekundären Endpunkte erfasst.

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von fast 5 Jahren waren 2.909 Ereignisse aufgetreten. Davon waren 1.606 erste Ereignisse (55%) und 1.303 nachfolgende Ereignisse (45%), und zwar 762 zweite Ereignisse, 272 dritte Ereignisse und 269 vierte und weitere Ereignisse. „Dies zeigt die große Belastung durch die Atherosklerose“, so Bhatt.

Im Vergleich zu Placebo wurde in der EPA-Gruppe das Risiko für erste Ereignisse um 25%, für zweite Ereignisse um 32%, für dritte Ereignisse um 31% und für alle weiteren Ereignisse um 48% gesenkt. Damit wurde das Risiko für alle Ereignisse in Summe um 30% verringert (p < 0,0001). „Das sind sehr robuste Befunde“, kommentierte der Kardiologe. Wie in Langzeitstudien üblich, nahm die Adhärenz im Lauf der Zeit ab, dennoch zeigte sich ein anhaltender Effekt.

Pro 1.000 Patienten, die über 5 Jahre mit EPA vs. Placebo behandelt werden, können 159 Ereignisse vermieden werden, davon 12 kardiovaskulär bedingte Todesfälle, 42 tödliche und nichttödliche Herzinfarkte, 14 tödliche und nichttödliche Schlaganfälle, 76 Revaskularisationsmaßnahmen und 16 Krankenhauseinweisungen wegen instabiler Angina.

 

Kommentar

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