Brustkrebs-Screening in 3D: Wird die spezifischere und sensitivere Tomosynthese die Mammographie ablösen?

Interessenkonflikte

11. März 2019

Die Digitale Brust-Tomosynthese (DBT), eine Art 3-dimensionale Form der Mammografie, erzielt beim Screening auf Brustkrebs eine höhere Sensitivität als die Digitale Mammographie (DM) und liefert gleichzeitig weniger falsch positive Ergebnisse als diese. Das hat nun eine Beobachtungsstudie bestätigt, die Dr. Emily F. Conant, an der Universität von Pennsylvania in Philadelphia, und ihre Kollegen im Journal JAMA Oncology der American Medical Association veröffentlicht haben [1].

Die Studie an 96.269 Frauen ist „ist auf jeden Fall eine der besseren auf diesem Gebiet und bestätigt die Ergebnisse der beiden randomisierten europäischen Studien der Universitäten von Oslo (Norwegen) und Malmö (Schweden), die als erstes in diese Richtung wiesen“, kommentiert Dr. Hans Junkermann, Oberarzt senologische Diagnostik am Universitätsklinikum Heidelberg, die Ergebnisse gegenüber Medscape.

Eine Reihe von Beobachtungs- und auch randomisierten Studien deute seit einigen Jahren darauf hin, dass die 3-dimensionale Tomosynthese die 2-dimensionale Mammografie bei der Krebserkennung als Methode der Wahl ablösen könnte. Denn die herkömmliche Mammografie hat den Nachteil, dass sich Gewebestrukturen in der 2-D-Darstellung überlappen – und so verdächtige Befunde zum einen verdeckt sein können, aber auch andererseits durch Überlappungen normale Befunde fälschlich als „verdächtig“ erscheinen.

Die Darstellung der Brust durch die DBT in einer Serie von Schichtaufnahmen mache Überlagerungen von Gewebestrukturen besser erkennbar, so dass sich das Brustdrüsengewebe klarer beurteilen lasse, erläutert Junkermann.

Die Fragestellung der US-Studie war nun, ob das Brustkrebsscreening mittels DBT in allen Altersgruppen und auch unabhängig von der Brustdichte eine bessere Krebserkennung bietet als das Screening mittels 2-D-Mammographie, und ob mittels DBT andere Karzinomtypen diagnostiziert werden als mit der üblichen Mammographie.

 
Wenn diese (laufenden) Studien ebenfalls eine höhere Sensitivität bei mindestens gleich guter, wenn nicht besserer Spezifität der DBT zeigen, könnte sie auch bei uns die Methode der Wahl beim Screening werden. Dr. Hans Junkermann
 

Mammographie versus Tomosynthese

Dazu wurden die Daten von 4 Brustkrebsforschungszentren ausgewertet, die in einem vom US-amerikanischen National Cancer Institute finanzierten Forschungskonsortium zusammenarbeiten: das der Universität von Pennsylvania in Philadelphia, der Universität von Vermont in Burlington sowie der Geisel School of Medicine in Dartmouth mit dem Dartmouth-Hitchcock Health System in Lebanon, New Hampshire und der Brigham und Frauenklinik in Boston, Massachusetts.

Zwischen dem 1. Januar 2011 und dem 30. September 2014 wurden Screening-Untersuchungsdaten von Frauen im Alter zwischen 40 und 74 Jahren gesammelt, bei denen zuvor noch nie Brustkrebs festgestellt worden war. Von insgesamt 180.340 Untersuchungen wurden 129.369 oder 71,7% per 2-D-Mammographie und 50.971 oder 28,3% mit DBT vorgenommen.

Endpunkt der Analyse war die Rate an Wiedereinbestellungen („Rückruf-Rate“). Diese erfolgten entsprechend des „Breast Imaging Reporting and Data System“ (BI-RADS) des American College of Radiology (ACR) zur Durchführung und Befundung von Mammographien bei unvollständiger Untersuchung oder unklarem Befund sowie bei einem verdächtigen bzw. hochverdächtigen Befund.

Höhere Sensitivität

Das Ergebnis der statistischen Analyse: In allen Altersgruppen und bei jedem Ausmaß der Brustdichte erwies sich die Tomosynthese in der Sensitivität als besser. Besonders bei Frauen zwischen 40 und 49 Jahren waren zudem invasive Karzinome, die durch DBT entdeckt wurden, kleiner und hatten häufiger noch nicht in die Lymphknoten gestreut. Dies deute darauf hin, dass das Risiko-Nutzen-Verhältnis von Screening-Untersuchungen mittels Tomosynthese vor allem für Frauen zwischen 40 und 49 Jahren günstiger sei, betonen die Studienautoren.

Zudem lag die „Rückruf-Rate“ bei den mit DBT untersuchten Frauen deutlich niedriger als bei den mit herkömmlicher Mammographie untersuchten – und das in allen Altersgruppen und sowohl bei dichtem als auch bei weniger dichtem Brustgewebe.

Ergebnisse nicht auf Deutschland übertragbar

Diesen Vorteil der Tomosynthese hält Junkermann allerdings für nicht auf Deutschland übertragbar. „Anders als in den USA, gewährleisten bei uns Doppelbegutachtung und anschließende Konsensus-Befundung von vornherein eine höhere Treffsicherheit und Spezifität.“ Während die Rückruf-Raten in den USA bei über 9% lägen, betragen sie nach seinen Angaben in Deutschland nur um die 3%.

Für ihn ist klar, dass die Digitale Brust-Tomosynthese auf jeden Fall eine vielversprechende und zukunftsweisende Methode für das Brustkrebs-Screening ist. Doch noch seien die Ergebnisse von TMIST und ToSyMa abzuwarten. Bei beiden handelt es sich um große randomisierte Studien, die gerade in den USA und in Deutschland zur selben Thematik laufen.

„Wenn diese Studien ebenfalls eine höhere Sensitivität bei mindestens gleich guter, wenn nicht besserer Spezifität der DBT zeigen, könnte sie auch bei uns die Methode der Wahl beim Screening werden“, sagt Junkermann. Dann allerdings wären in der Brustkrebsdiagnostik deutlich mehr dafür ausgebildete Ärzte nötig, wendet er ein, denn die Methode sei zeitaufwändiger als die herkömmliche Digitale Mammographie – und auch teurer.

MEHR

Kommentar

3090D553-9492-4563-8681-AD288FA52ACE
Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.

wird bearbeitet....