Fall: Uni-Stress, Liebeskummer und das ganz normale Leben – was verbirgt sich hinter den Ängsten und Depressionen dieser Frau?

Dr. Adrian Preda

Interessenkonflikte

7. Februar 2019

Hintergrund

Eine 24-jährige Frau mit einer bekannten schizoaffektiven Störung stellte sich mit dem Hauptsymptom einer ausgeprägten Angst vor. Ihre Angst und die Depression hatten in den vergangenen 2 Monaten stetig zugenommen. Obwohl sie schon eine Behandlung mit dem selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Fluoxetin und mit Quetiapin, einem Neuroleptikum der zweiten Generation, behandelt wurde.

Ihren ersten „Nervenzusammenbruch“ hatte sie im Alter von 17 Jahren, als sie extremen Belastungen ausgesetzt war. Sie hatte sich um die Zulassung an einem anderen College beworben und erlebte zugleich die Trennung von ihrer ersten großen Liebe. Sie konnte fast eine Woche lang nicht schlafen. Weil sie sehr agitiert gewesen war, hatte ein konsultierter Psychiater die Aufnahme in eine psychiatrische Einrichtung empfohlen. Sie war damals sehr froh über die stationäre Unterbringung gewesen, weil sie sich nicht in der Lage gefühlte hatte, zu funktionieren.

Sie konnte sich an den 2- bis 3-wöchigen Aufenthalt in der Psychiatrie nicht mehr gut erinnern. Sie wusste noch, dass sie „einen Berg an Medikamenten“ eingenommen und die meiste Zeit über geschlafen hatte. In den kurzen wachen Momenten sei sie „an ein Bett gefesselt“ gewesen. Dann war sie mit Quetiapin als Antipsychotikum der 2. Generation in einer Dosierung von 200 bis 400 mg täglich entlassen worden.

In den vergangenen 7 Jahren nach dieser ersten Episode erlebte sie eine erneute Episode nach einem weiteren Beziehungsende. Ihre Stimmungslage während jener Episode beschrieb sie als „aufgedreht und schräg“. Sie war psychomotorisch erregt, fühlte sich „unruhig“ aber trotz der 3-wöchigen Schlaf-Schwierigkeiten sehr energiegeladen. Ihre Symptomatik gipfelte in Verfolgungs- sowie Größenwahn und führte schließlich zu einem 2. Krankenhausaufenthalt.

Unter Neuroleptika-Therapie schwächte sich die Symptomatik ab und sie erreichte wieder das ursprüngliche Funktionsniveau. Auch ihre Leistungen im Studium besserten sich. Zuletzt war sie verlobt und wollte nach 2 Jahren in einer stabilen Partnerschaft heiraten.

Im Gegensatz zu früheren Episoden war ihre Stimmung in der aktuellen Episode von einer „schwarzen und unerträglichen Traurigkeit“ geprägt. Sie klagte über einen geringen Antrieb, fehlende Motivation und Interessenlosigkeit. Das ging so weit, dass sie ihre Freunde nicht mehr traf und nicht mehr die Uni besuchte. Obwohl den früheren Episoden Phasen mit erheblichem Stress vorangegangen waren, erzählte sie nun, dass die Dinge in ihrem Leben vor der aktuellen Episode „gut gelaufen“ seien und es keine signifikanten Stressoren gegeben habe.

Aktuelle Symptome

Ihr zuletzt behandelnder Psychiater hatte die Quetiapin-Dosis sukzessive von 1 x 200 mg täglich auf 2 x 200 mg täglich erhöht und Fluoxetin ergänzt. Letzteres hatte er über 4 Wochen schrittweise von einer anfänglichen Dosis von 10 mg täglich auf 40 mg angehoben. Nach der Anpassung der Medikation besserte sich die Traurigkeit ein Stück weit. Sporadisch fühlte sie sich über einige Stunden hinweg plötzlich besser (2–3-mal pro Woche).

Sie berichtete auch von einer Veränderung ihrer allgemeinen Stimmungsqualität von „nur traurig sein“ zu „krank vor Sorge um alles und jeden“. Die Frage nach Suizidgedanken verneinte sie jedoch. Ihre Symptomatik wandelte sich von fehlender Motivation zu einer zwiegespaltenen Einstellung („Ich finde keinen Weg etwas anzufangen.“) und von der Antriebslosigkeit zu negativer Energie („Ich bin zwar müde, aber dennoch rastlos.“). Ihr Schlaf blieb weiterhin schlecht. Sie gab an, weder abnormale Wahrnehmungen oder unorganisiertes oder wahnhaftes Denken noch andere psychotische Symptome zu erleben. Es fanden sich auch keine Anzeichen für das Vorliegen solcher Symptome.

Die weitere psychiatrische und somatische Anamnese war unauffällig. Bei den Fragen zu Substanzmissbrauch und Abhängigkeiten gab sie an, im vorausgegangenen Monat „fast jeden Abend“ ein bis 2 Gläser Wein als „Schlummertrunk“ zu sich genommen zu haben. Eine besondere Vorgeschichte zum Konsum von Alkohol und Drogen lag nicht vor. Die Familienanamnese war mit Blick auf konkrete Diagnosen unauffällig, allerdings galt ihr Vater auch stets als „launisch“, ohne dass er deshalb jedoch Hilfe in Anspruch genommen habe. Auch stationär-psychiatrische Klinikaufenthalte waren in der Familie unbekannt.

Kommentar

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