Diskussion
Anamnese, ethnische Herkunft, die körperliche Untersuchung und das Abdomen-CT weisen zusammen auf ein metastasiertes Magen-Karzinom hin. Das Leber-MRT (ohne Abbildung) zeigte hepatische Massen mit Befunden, die mit einer metastasierenden Erkrankung vereinbar waren. Die Ösophagogastro-Duodenoskopie mit Biopsie zeigte eine große, submuköse, nicht zirkumferenzielle Masse ohne Anzeichen für neuere Blutungen im Magenfundus (s. Abb. 3).
Abb. 3
Bei der histopathologischen Untersuchung des Biopsates wurde ein schlecht differenziertes Adeno-Karzinom identifiziert. Eine Darmspiegelung war unauffällig. Der karzinoembryonale Antigen-Spiegel betrug jedoch 36,39 ng/ml (Referenzbereich 0,0–3,8 ng/ml). Die Nadelbiopsie der Leber unter sonografischer Kontrolle mit Imprint-Zytologie ergab ebenfalls ein schlecht differenziertes Adeno-Karzinom, das morphologisch mit dem Adeno-Karzinom des Magens übereinstimmte. Dem Patienten wurde zu einer chemotherapeutischen Behandlung mit einer Kombination aus Capecitabin und Oxaliplatin geraten.
Epidemiologie
Das Magen-Karzinom ist weltweit das fünfthäufigste Malignom und die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache. In den USA rangiert das Magen-Karzinom an Platz 15 der häufigsten Krebsarten, in Deutschland auf Platz 8 bei Männern und auf Platz 9 bei den Frauen.
Das Magen-Karzinom tritt also bei Frauen seltener auf als bei Männern. Auch die Herkunft spielt eine Rolle: die weiße Bevölkerung bzw. anderen Ethnien erkranken seltener als hispanisch-stämmige Menschen.
Die meisten Patienten sind über 60 Jahre alt. Der Krebs der distalen Magen-Anteile (Korpus und Antrum) ist seit den 1930er Jahren zurückgegangen. In den vergangenen beiden Jahrzehnten hat die Inzidenz des proximalen Magen-Karzinom (Fundus und Kardia) jedoch drastisch zugenommen [1]. Die Gesamtüberlebensrate von Menschen mit Magen-Karzinom beträgt in den USA etwa 31%. Ein Grund dafür ist, dass die meisten Magen-Karzinom-Arten erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt werden. Die Prognose ist bei Lokalisation in den distalen Magen-Abschnitten besser [2].
Ursachen
Die genaue Ätiologie des Magen-Karzinom ist unbekannt. Das Erkrankungsrisiko variiert je nach Region sehr stark. Ostasien, Süd- und Osteuropa, Süd- und Mittelamerika gelten als Hochrisikogebiete für Magen-Karzinome [3]. Die geografischen und ethnischen Unterschiede sind wahrscheinlich auf Unterschiede in der Ernährung zurückzuführen, die eine wichtige karzinogene Determinante bei der Entstehung des Magen-Karzinom darstellt. Eine Ernährung, die reich an tierischen Proteinen oder an konservierten, geräucherten, gesalzenen, eingelegten, gegrillten oder schlecht gekühlten Lebensmitteln ist, erhöht das Erkrankungsrisiko.
Zu den in der Literatur beschriebenen protektiven Faktoren gehören der Verzehr von frischem Obst, Gemüse (insbesondere Gemüsekohle wie Brokkoli, Blumenkohl und Kohlköpfe) sowie von Lauchgewächsen wie etwa Zwiebeln und Knoblauch [4]. Adipositas erhöht das Risiko an einem Magen-Karzinom zu erkranken [5].
Untersuchungen an japanischen Einwanderern in den USA haben bestätigt, dass die frühen Umwelteinflüsse einen größeren Einfluss auf die Sterblichkeit und die Inzidenz des Magen-Karzinoms haben als genetische Faktoren. Die Sterblichkeit am Magen-Karzinom sinkt in der zweiten und dritten Generation japanischer Einwanderer tendenziell auf das Niveau der Bevölkerung der USA [6].
Weitere Risikofaktoren für die Entwicklung eines Magen-Karzinom sind eine anhaltende Entzündung der Magenschleimhaut, wie z.B. bei einer Helicobacter-pylori-Infektion, perniziöse Anämie, chronische Gastritis z.B. im Rahmen der Ménétrier-Krankheit, frühere Magen-Operationen und Nikotinabusus. Bestimmte genetische Störungen, wie das hereditäre diffuse Magenkarzinom, das hereditäre nicht Polyposis-assoziierte Kolorektalkarzinom (Lynch-Syndrom) und die familiäre adenomatöse Polyposis, sind mit einem erhöhten Risiko verbunden [9,10].
In einer kleinen Studie fanden Kim et al. eine signifikant positive Korrelation zwischen der Expression der zyklinabhängigen Kinase 8 (CDK8) und von β-Catenin einerseits und der Onkogenese und Progression des Adeno-Karzinoms des Magens andererseits, insbesondere der Lymphknoten-Metastasierung [11]. Die Untersucher schlossen daraus nicht nur, dass der Nachweis von CDK8 und die Delokalisation von β-Catenin für eine schlechte Prognose stehen könnten , sondern auch, dass sich aufgrund der Unterdrückung der β-Catenin-Aktivierung beim Magen-Adeno-Karzinom durch das CDK8 ein möglicher Behandlungsweg dieser Erkrankung andeuten könnte [11].
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Diesen Artikel so zitieren: Fall: Bauchweh, Kopfschmerzen, wenig Appetit – und dann die Schockdiagnose für diesen 43-Jährigen. Haben Sie einen Verdacht? - Medscape - 28. Jan 2019.
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