Jedes Jahr, wenn die Grippesaison ihren Lauf nimmt, müssen Ärzte mit manchen Patienten nervige Diskussionen führen. Viele beharren auf Missverständnissen oder medizinischen Irrtümern und übersehen, dass es sich bei Influenza um eine potentiell schwere Infektionserkrankung handelt. Wir gehen an dieser Stelle auf die 4 häufigsten Fehleinschätzungen zum Thema Grippe ein und entkräften Sie mit wissenschaftlichen Fakten, die Ihnen vielleicht helfen können, Ihre Patienten zu überzeugen, sich besser zu schützen.
Irrtum 1: Eine Grippe ist harmlos.
Die Vorstellung, dass eine Influenza-Infektion mild und "kein Problem" sei, ist ziemlich weit verbreitet. Ein Teil des Missverständnisses besteht darin, dass mit dem Wort "Grippe" verschiedene Krankheiten von der Erkältung oder Gastroenteritis bis hin zur tatsächlichen, im Labor bestätigten Influenza-Infektion benannt werden. Leider hat die weite Verbreitung des Begriffs "Grippe" schließlich dazu geführt, dass die Grippe fälschlicherweise oft nicht mehr als potentiell schwere Krankheit aufgefasst wird. Dies wird noch durch den Umstand verschärft, dass die Grippe mitunter tatsächlich mild verlaufen kann und nicht mit dem klassischen Syndrom aus rasch ansteigendem Fieber, Myalgie, Schwäche, Schüttelfrost und starker Abgeschlagenheit verbunden ist.
Diese Argumente können Sie Ihren Patienten mit auf den Weg geben:
Große Unterschiede im Verlauf: Die Ausprägung einer Grippe reicht von einer leichten Erkrankung bis zur tödlich verlaufenden Infektion.
Die Schwere der Erkrankung hängt von dem aktuell zirkulierenden Influenza-Stamm sowie von den individuellen Faktoren des Patienten ab, wie z.B. bestehende Vorerkrankungen, Alter, frühere Influenza-Exposition, Impfstatus und allgemeiner Gesundheitszustand.
Hohe Mortalität: Die epidemiologischen Daten belegen jedoch, dass Influenza-Infektionen nicht ungefährlich sind. Nach WHO-Schätzungen beläuft sich die jährliche Zahl der Opfer weltweit durch eine Influenza auf ein Viertel bis eine halbe Million Menschen. In Deutschland gab es in der letztjährigen Saison allein 334.000 labordiagnostisch bestätigte Fälle. Die mit statistischen Verfahren geschätzte Mortalität schwankt erheblich zwischen den Jahren. Sie lag zum Beispiel bei 22.900 in der Saison 2016/2017. Auch wenn ein Grippepatient nicht in eine Klinik eingeliefert wird, kann er in der Folge so schwere Komplikationen wie einen Myokardinfarkt oder einen Schlaganfall entwickeln [3].
Asymptomatisch: Die Influenza kann auch atypische Symptome aufweisen, was vor allem betagte Patienten betrifft. So bleiben diese oft ohne Fieber, was wahrscheinlich auf altersbedingte immunologische Veränderungen zurückzuführen ist. Auch bei gesunden Erwachsenen kann eine Grippe-Infektion asymptomatisch verlaufen oder mit nur leichten Symptomen wie Rhinorrhoe oder leichtem Husten verbunden sein.
Risiko für Kinder: Auch bei jungen Patienten kann die Grippe einen schweren Verlauf nehmen, was durch eine durchschnittliche jährliche Krankenhaus-Aufenthaltsrate von 0,9 pro 1.000 infizierte Kinder, etwa 50 bis 95 ambulante Klinikkontakte und 6 bis 27 Notaufnahmebesuche pro 1.000 Kinder belegt wird [4].
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Diesen Artikel so zitieren: Grippe-Aufklärung: Was Patienten glauben, und wie Sie Irrtümer über Influenza entkräften – Tipps für Ihre Überzeugungsarbeit - Medscape - 16. Jan 2019.
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