DGIM propagiert Medizin vor Ökonomie: Klinik Codex wird zum Ärzte Codex

Ute Eppinger

Interessenkonflikte

15. Januar 2019

Ökonomische Vorgaben setzen Ärztinnen und Ärzte mehr und mehr unter Druck. Und das gilt nicht nur für die Klinik, sondern auch für die ambulante Praxis, warnt die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in einer Pressemitteilung. Um der gesamten Ärzteschaft Rückhalt für ein patientenorientiertes Handeln zu bieten, hat die DGIM daher ihren 2017 erschienen „Klinik Codex“ in Kooperation mit dem Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) jetzt erneut veröffentlicht: Unter dem neuen Namen „Ärzte Codex“ gilt er ab sofort auch für niedergelassene Ärzte.

„Niedergelassene Medizinerinnen und Mediziner können ebenso wie Klinikärzte in ihrem Handeln von ökonomischen Vorgaben beeinträchtig werden, daher war es uns wichtig, dass auch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im Klinik Codex Berücksichtigung finden“, sagt Prof. Dr. Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der DGIM aus Kiel. Der Inhalt des Codex blieb aufgrund seiner Allgemeingültigkeit für die Medizin weitestgehend unberührt, so der Generalsekretär.

Laut DGIM soll der Ärzte Codex Ärztinnen und Ärzten dabei helfen, die Auswirkungen von Ökonomisierung in ihrem persönlichen Arbeitsgebiet kritisch zu reflektieren und im Arbeitsalltag ihre ärztlichen Entscheidungen für ihre Patienten zu treffen.

 
Es war uns wichtig, dass auch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im Klinik Codex Berücksichtigung finden. Prof. Dr. Ulrich R. Fölsch
 

Neben dem BDI haben sich zahlreiche weitere Fachgesellschaften der Initiative angeschlossen: einige internistische Fachgesellschaften, die Deutsche Dermatologische Gesellschaft und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie. Der Ärzte Codex wird auch von zahlreichen Landesärztekammern, der Bundesärztekammer, dem Hartmannbund und Patientenverbänden unterstützt.

Interessierte können sich auf Internetseite der DGIM über den Ärzte Codex informieren. Zudem besteht dort auch die Möglichkeit, sich zu dem Codex zu bekennen. Ärztinnen und Ärzte erhalten dann eine Urkunde, die ihre Verbundenheit zu dem Grundsatz „Medizin vor Ökonomie“ versinnbildlicht.

Aus dem Klinik Codex wird der Ärzte Codex

Der von der DGIM Ende 2017 veröffentlichte Klinik Codex, der jetzt zum Ärzte Codex wird, sieht vor:

  • den berechtigten fachlichen und ethischen Erwartungen der erkrankten Menschen, ihrer Angehörigen und der Gesellschaft gerecht zu werden;

  • allen Patienten eine Versorgung unter Einsatz aller Fachkompetenzen und aller ärztlichen Erfahrungen zu ermöglichen;

  • eine angemessene und wirksame Versorgung der Patienten stets unter dem uneingeschränkten Vorrang der medizinischen Argumente gegenüber ökonomischen Überlegungen zu planen und durchzuführen;

  • keine ärztlichen Entscheidungen zu treffen, keine medizinischen Maßnahmen durchzuführen und solche Leistungen wegzulassen, die aufgrund wirtschaftlicher Zielvorgaben und Überlegungen das Patientenwohl verletzen und dem Patienten Schaden zufügen könnten;

  • den Patienten mit zugewandter Fürsorge zu begegnen und beizustehen, mit ihren gesundheitlichen Ängsten umzugehen, ihr Vertrauen zu gewinnen, und das Versprechen, bei der Behandlung keine medizinischen Leistungen durchzuführen, die fachlich unsinnig sind oder aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus stattfinden sollen;

  • alle Leistungs-, Finanz-, Ressourcen- und Verhaltensvorgaben abzulehnen, die erkennbar zu einer Einschränkung des ärztlichen Handelns und des ärztlich-ethischen Selbstverständnisses führen und das Patientenwohl gefährden können;

  • die getroffenen Versorgungsentscheidungen bei Bedarf den zuständigen kaufmännischen Leitungsgremien, unter Verwendung fachlich-medizinischer, patientenorientierter und ethischer Argumente, zu erklären;

  • dass junge Ärztinnen und Ärzte sich mit den durch die kaufmännischen Geschäftsleitungen vorgegebenen wirtschaftlichen Vorgaben kritisch auseinandersetzen und achtsam sind bei allen Versuchen der Einschränkung des Patientenwohls aufgrund nicht medizinischer Aspekte;

die ärztliche Heilkunst auszuüben, ohne sich von wirtschaftlichem Druck, finanziellen Anreizsystemen oder ökonomischen Drohungen dazu bewegen zu lassen, sich von der Berufsethik und den Geboten der Menschlichkeit abzuwenden.
 

Kommentar

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