Überraschung bei den 76. „Golden Globe Awards“ in Beverly Hills, Kalifornien: Die Gastgeber Andy Samberg und Sandra Oh boten Teilnehmern der Gala im Saal Grippe-Schutzimpfungen („Flu Shots“) an. Einige Stars ließen sich tatsächlich impfen. Was auf den ersten Blick wie ein reiner Showeffekt wirkt, war dazu gedacht, das Thema Impfungen in der US-Bevölkerung stärker positiv zu verankern.
Denn: In der Branche gibt es auch viele „Anti-Vaxxer“: Stars oder Sternchen lehnen Impfungen aller Art ab – verbreiten dies in den Sozialen Medien und geben damit ein schlechtes Vorbild ab. Eine Bewegung, die auch in Deutschland existiert. „Wenn Sie ein Anti-Vaxxer sind, legen Sie sich einfach eine Serviette auf Ihren Kopf, und wir werden Sie überspringen“, sagte Samberg in einem bissigen Kommentar während der Gala – und hatte die Lacher auf ihrer Seite. Der Punkt ging klar an die Befürworter. Doch sie haben noch lange nicht gewonnen.
Prominente Impfgegner weltweit
Stars oder Politiker haben der Anti-Impf-Bewegung immer wieder geholfen und unterstützen sie auch weiter, indem sie falsche wissenschaftliche Behauptungen kommunizieren. Auch Amerikas umstrittener Präsident Donald Trump bringt z.B. Impfungen mit Autismus in Zusammenhang.
Und der Oscar-nominierte Drehbuchautor Terry Rossio („Aladdin“, „Fluch der Karibik“, „Shrek“) verbreitete über Twitter ebenfalls kritische Botschaften. Sein Tweet: „Mein Mitgefühl geht an alle Eltern von Impfstoff-geschädigten Kindern, die nicht nur die Traurigkeit ihres Verlusts ertragen müssen, sondern auch den Glamour schlecht informierter und unsensibler Menschen (...).“ Rossio verrennt sich in dem Tweet sogar in einem weit hergeholten Vergleich der Impfgegnerschaft mit rassistischen Anfeindungen („N-Word“, gemeint ist „Nigger“).
Ähnlich hat auch der Film „Eingeimpft“ von David Sieveking vor kurzem in Deutschland Schlagzeilen gemacht (wie Medscape berichtete). Experten kritisierten übereinstimmend falsche Darstellungen oder Halbwahrheiten in diesem Zusammenhang.
Transparenz ist ein Fremdwort in Hollywood
Filme erreichen ein Millionenpublikum. Hollywood ist damit auch eine Plattform für die Wissenschaft, die Medizin und die öffentliche Gesundheit. Fans hängen an den Lippen prominenter Schauspieler; sie nehmen jede Aussage für bare Münze. Ein falsches Wort kann die Forschung mit all ihren Veröffentlichungen um Jahre zurückwerfen.
Und nicht zu vergessen: In den USA müssen Prominente im Gegensatz zu Ärzten und Wissenschaftlern an akademischen bzw. staatlichen Institutionen nicht offenlegen, wer gerade ihre Geldbörsen füllt. Das wird nur für Health Professionals im amerikanischen Physician Payments Sunshine Act gefordert. Und Deutschland bleibt mit seiner Freiwilligen Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie (FSA) auch hier noch weit hinter US-Standards zurück.
Die eigenen Stärken nutzen
Es gibt aber nicht nur Negativ-Beispiele. Dr. Peter Hotez, Direktor der National School of Tropical Medicine und Autor des Buchs „Vaccines Did Not Cause My Daughter’s Autism“, nutzte z.B. die Gunst der Stunde. Über Twitter dankte er der Schauspielerin Gal Gadot („Wonder Woman“, „Justice League“) für ihr klares Bekenntnis zu Impfungen.
Gadot ist kein Einzelfall. Auch Kristen Bell, Ewan McGregor, Jennifer Garner, Olivia Wilde, Amanda Peet oder Sarah Michelle Gellar befürworten Impfungen öffentlichkeitswirksam. Und der Schauspieler bzw. Regisseur Robert De Niro unterstützt Initiativen, um schwangere Probandinnen für eine Impfstudie zu gewinnen.
Fakten von Fiktion trennen
Die Faktenlage ist klar. „Es gibt legitime Organisationen und Wissenschaftler, welche die Impfstoffsicherheit bewerten“, schreibt Dr. Bruce Y. Lee, Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health. „Es gibt keine Kontroverse darüber, ob Impfstoffe wirken.“ Und es sei nicht umstritten, dass es derzeit keine praktikable Alternative zu Impfstoffen gebe, um potenziell tödliche Krankheiten wie die Grippe zu verhindern.
Hier kann Hollywood helfen, Fakten von Fiktion zu trennen.
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Diesen Artikel so zitieren: Golden-Globe-Verleihungen: Mit „Flu-Shots“ für die Prominenz gegen Fake News und Impf-Kritiker - Medscape - 9. Jan 2019.
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