Umstieg statt Ausstieg: Wie schädlich sind Wasserpfeifen, Tabakerhitzer und E-Zigaretten? Das DKFZ gibt einen Überblick

Ute Eppinger

Interessenkonflikte

24. Dezember 2018

Zigaretten sind out: Der Anteil Jugendlicher, die Zigaretten rauchen, sinkt seit Jahren. Doch das heißt nicht, dass weniger geraucht wird. Wasserpfeifen und E-Zigaretten liegen gerade bei jungen Menschen voll im Trend. Die davon ausgehende Gesundheitsgefahr wird häufig unterschätzt, warnt das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in einer Pressemitteilung.

Knapp ein Drittel der 12- bis 17-Jährigen hat schon einmal eine Wasserpfeife ausprobiert, Jungen häufiger als Mädchen, und 2016 griffen mehr Jugendliche zur Wasserpfeife als zu Zigaretten. Wahrscheinlich mache die intensive Aromatisierung des Tabaks die Produkte attraktiv und trage so zu einer Unterschätzung der Gesundheitsgefahren bei, so das DKFZ. Zudem werden Wasserpfeifen in der Regel nicht täglich, sondern nur gelegentlich und in der Gruppe geraucht.

 
Tatsächlich verursacht aber auch Wasserpfeifen-Rauchen schwere Krankheiten … und schwere chronische Atemwegserkrankungen … – und es kann abhängig machen. Dr. Ute Mons
 

„Viele glauben, Wasserpfeifen seien weniger schädlich und hätten ein geringeres Abhängigkeitspotenzial als Zigaretten. Tatsächlich verursacht aber auch Wasserpfeifen-Rauchen schwere Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und schwere chronische Atemwegserkrankungen wie die chronisch obstruktive Lungenerkrankung – und es kann abhängig machen“, warnt Dr. Ute Mons, die Vorsitzende der Tabakkontrollkonferenz, in der Pressemitteilung.

Sie fügt hinzu: „Zudem belastet es die Raumluft mit gesundheitsgefährlichen Schadstoffen und bedeutet somit nicht nur für den Raucher selbst, sondern auch für im Raum anwesende Nichtraucher eine Gesundheitsgefahr.“

Dr. Ute Mons

Auch E-Zigaretten liegen bei Jugendlichen im Trend: 16,4% der 14- bis 17-Jährigen haben schon einmal E-Zigaretten ausprobiert, und 2,8% verwenden sie regelmäßig. Im Vergleich zu Tabakzigaretten sind E-Zigaretten zwar weniger schädlich, sie sind aber keine harmlosen Life-Style-Produkte, insbesondere für Nichtraucher, teilt das DKFZ mit.

Auch die seit einem Jahr in Deutschland erhältlichen Tabakerhitzer sind gesundheitlich bedenklich – auch wenn die Inhalation des Aerosols weniger Schadstoffe als beim Rauchen verursacht.

Die Einschätzung des DKFZ im Einzelnen:

Wasserpfeifen

Eine Wasserpfeife (Shisha, Narghile, Hookah) besteht aus einem Wassergefäß (Bowl), einer Rauchsäule, einem Kopf und einem Schlauch mit Mundstück. In den Kopf wird spezieller Wasserpfeifentabak gelegt, darüber perforierte Alufolie gespannt und obenauf glühende Kohle platziert. Der durch Verschwelen entstehende Tabakrauch wird durch das Wasser geleitet und über den Schlauch inhaliert.

Neben Nikotin enthält der Rauch von Wasserpfeifentabak zahlreiche schädliche Substanzen, darunter lungengängige Partikel, Kohlenmonoxid (CO), polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), tabakspezifische Nitrosamine, Aldehyde (z.B. Formaldehyd) und flüchtige organische Substanzen.

Von der Verwendung von Wasserpfeifen geht sowohl eine akute als auch eine chronische Gesundheitsgefährdung aus.

Akut drohen:

  • CO-Vergiftung

  • Lungenfunktion beeinträchtigt

  • Blutdruck erhöht

  • Herzfrequenz erhöht

Chronisch drohen:

  • Abhängigkeit

  • COPD

  • Chronische Bronchitis

  • Lungenemphysem.

  • Lungenkrebs

  • Mundhöhlenkrebs

  • Magenkrebs

  • Speiseröhrenkrebs (möglicherweise)

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen

  • Parodontitis

metabolisches Syndrom (eine Studie aus 2017 liefert Hinweise darauf, dass zwischen Shisha-Rauchen und dem metabolischen Syndrom ein Zusammenhang besteht).

E-Zigaretten

In E-Zigaretten wird eine aromatisierte, meist nikotinhaltige Flüssigkeit (Liquid) erhitzt und das dabei entstehende Aerosol inhaliert. Hauptbestandteile der Liquids sind Propylenglykol und/oder Glyzerin, Aromen und Nikotin. Die Inhaltsstoffe der Liquids sind – abgesehen von Nikotin – für die Verwendung in Lebensmitteln zugelassen. Das heißt allerdings nicht, dass sie auch bei Inhalation harmlos sind. Derzeit ist unbekannt, welche Folgen eine langfristige Inhalation der Inhaltsstoffe hat.

Das DKFZ weist im Zusammenhang mit dem Konsum von E-Zigaretten auf folgende Gesundheitsgefahren hin:

  • die Gefahr, davon abhängig zu werden (wobei das Abhängigkeitsrisiko bei E-Zigaretten wahrscheinlich geringer ist als beim Tabakrauchen),

  • Schadstoffbelastung (auch diese ist laut DKFZ geringer als beim Tabakrauchen, dennoch besteht eine Belastung in Abhängigkeit von der Häufigkeit des Konsums, des verwendeten Liquids und der Aromen),

  • die Partikel des Aerosols können tief in die Lunge gelangen (die Auswirkungen sind nicht bekannt),

  • inhaliert werden potenziell schädliche Substanzen (Formaldehyd, Acetaldehyd, Acrolein, Blei, Chrom, Nickel),

  • Beobachtungen aus Tier- und Zellversuchen zeigen, dass der Konsum von E-Zigaretten die Innenwand von Blutgefäßen schädigt, Entzündungen fördert, oxidativen Stress verursacht und die Erbsubstanz schädigt,

  • das langfristige Gesundheitsrisiko durch den Konsum von E-Zigaretten ist nicht bekannt,

  • bei unsachgemäßem Gebrauch können E-Zigaretten Verbrennungen verursachen,

  • beim Verschlucken des Liquids besteht für Kinder Vergiftungsgefahr.

Tabakerhitzer

In Tabakerhitzern werden spezielle Tabakstifte (Heets) aus stark verarbeitetem, mit viel Glyzerin versetztem Tabak in einem Gerät (Holder) elektronisch auf rund 350°C erhitzt. Dabei entsteht ein Aerosol. Dieses wird durch ein Plastikröhrchen kanalisiert, in einem speziellen, sogenannten Polymer-Film-Filter abgekühlt und anschließend durch einen weiteren Filter inhaliert. Die Dauer der Nutzung entspricht dem Rauchen einer Zigarette.

Glyzerin und Propylenglykol liegen in höheren Mengen als in Tabakrauch vor. Die Menge an Partikeln entspricht in manchen Studien der von Zigarettenrauch, ist in anderen Studien aber niedriger oder höher als in Zigarettenrauch.

Die Partikel setzen sich anders zusammen als im Tabakrauch, ihre gesundheitlichen Auswirkungen sind derzeit unbekannt.

Der Nikotingehalt des Aerosols von Tabakerhitzern ist – je nach Messmethode – 30 bis 80% geringer als der von Tabakrauch. Der Teergehalt wiederum (nikotin-und wasserfreie Partikel) ist im Vergleich zu Tabakrauch um etwa 20 bis 70% verringert.

Das Aerosol enthält weniger Kohlenmonoxid als Zigarettenrauch. Und auch Carbonylverbindungen (wie Formaldehyd, Acetaldehyd und Acrolein) sind gegenüber Tabakrauch um 70 bis 99% verringert.

„Die derzeit vorliegenden Studien zeigen unter dem Vorbehalt von Interessenkonflikten und der zum Teil eingeschränkten Studienqualität, dass das Aerosol von Tabakerhitzern weniger Schadstoffe enthält als Tabakrauch und der Konsument einer geringeren Schadstoffbelastung ausgesetzt ist – dennoch besteht eine nicht zu vernachlässigende Belastung“, schreibt das DKFZ.

Die mögliche Gesundheitsgefährdung durch Tabakerhitzer:

  • aufgrund gewisser Mengen an Schadstoffen sind Tabakerhitzer nicht harmlos,

  • Hinweise auf Schädigungen von Lunge und Leber,

  • derzeit unbekannte schädliche Wirkungen von eventuell vorhandenen Substanzen, die nicht in Tabakrauch vorliegen,

  • langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit derzeit unbekannt,

  • im Vergleich zu Tabakzigaretten reduzierte Schadstoffbelastung.

Ob nun E-Zigaretten, Wasserpfeifen oder Tabakerhitzer – ein Rauchstopp ist sinnvoll und nützt der Gesundheit. Wie das DKFZ mitteilt, sinkt schon wenige Tage nach einem Rauchstopp der Blutdruck, und innerhalb weniger Jahre verringert sich das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken und zu sterben.

Selbst bei Über-60-Jährigen verzögert ein Rauchstopp die Wahrscheinlichkeit, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, im Vergleich zu denjenigen, die weiterhin rauchen, um mehrere Jahre – ein Rauchstopp lohnt sich also in jedem Alter. Keine positive Wirkung auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat es hingegen, lediglich weniger zu rauchen.

 

Kommentar

3090D553-9492-4563-8681-AD288FA52ACE
Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.

wird bearbeitet....