Obwohl James Bond unzählige Nahtod-Erfahrungen überlebt hat, ist sein riskantes Verhalten nicht ohne Folgen. Es scheint, dass Geheimagent 007 ein Alkoholiker ist und Hilfe braucht.
Eine Inhaltsanalyse der bisher produzierten 24 Bond-Filme hat ergeben, dass James Bond im Laufe der Serie insgesamt 109 alkoholische Getränke konsumiert hat, durchschnittlich 4,5 Drinks pro Film.
Dr. Nick Wilson von der Universität von Otago in Wellington, Neuseeland, und seine Kollegen haben mit ihrer Analyse des Trinkverhaltens von 007, die sie in einem Artikel mit dem Titel „License to swill: James Bond trinkt seit sechs Jahrzehnten“ im Medical Journal of Australia veröffentlicht haben, den jährlichen Weihnachtswettbewerb der Zeitschrift gewonnen [1].
In 2008 veröffentlichten Film „Ein Quantum Trost“ hat nach Angaben der Autoren Bond mindestens 6 Vesper-Martinis konsumiert. Den Vesper-Martini hat der Autor Ian Fleming als Cocktail extra für seine Romanfigur James Bond erfunden: Bond bestellt ihn erstmals im 1953 erschienenen Roman „Casino Royale“. Der Vesper-Martini besteht aus Gin, Wodka und Kina Lillet, was ihn leicht bitter schmecken lässt.
Wilson und seine Kollegen haben berechnet, dass die 6 Vesper-Martinis in „Ein Quantum Trost“ 24 Einheiten Alkohol entsprechen – dies basierend auf der Beschreibung des Cocktails im Bond-Film „Casino Royale“ von 2006 – was zu einem geschätzten Blutalkoholspiegel von 0,36 g/dl (rund 3 Promille) führen würde.
Diese Alkoholkonzentration wäre „genug, um manche Menschen zu töten“, schreiben die Autoren. Zumindest wäre Bonds Leber höchst gefordert. „Es würde etwa 24 Stunden dauern, bis seine Leber diese Menge an Alkohol metabolisiert hat, und seine Arbeitsleistung wäre auch noch am nächsten Tag stark beeinträchtigt“, schreiben sie.
Bond sollte sich professionelle Hilfe suchen
Basierend auf ihrer Analyse von Bonds Alkoholkonsum und Alkohol-assoziiertem Hochrisikoverhalten, wie eingeschränkten Fähigkeiten beim Autofahren und Betrieb komplexer Maschinen, erniedrigten Hemmschwellen für (möglicherweise ungeschützten) Sex und für Gewalt, stellten die Autoren fest, dass „es starke und konsistente Hinweise dafür gibt, dass James Bond ein chronisches Alkoholproblem am ‚schweren‘ Ende des Spektrums hat“.
Klinisch gesehen erfülle das Risikoverhalten von Bond in der Regel mehr als die Hälfte der DSM-5-Kriterien der American Psychiatric Association (APA) für Alkoholkonsum-Störungen. Dies veranlasst die Autoren zu empfehlen, dass Bond „sich professionelle Hilfe sucht und versucht, andere Strategien zur Bewältigung von beruflichem Stress zu finden“.
Langfristige Auswirkungen unklar
Aus den Filmen seien allerdings nicht genügend Informationen verfügbar, um schlüssige Aussagen über die langfristigen Auswirkungen des anhaltenden, übermäßigen Alkoholkonsums auf die Gesundheit von Bond zu treffen – aber die Autoren stellen fest, dass diese „offenbar nicht übermäßig beeinträchtigt zu sein scheint“. Für seine Leber sei der Alkoholkonsum auf jeden Fall eine Belastung, doch darüber hinaus, so schreiben sie, „zeigt er keine dermatologischen oder anderen körperlichen Anzeichen von Alkoholismus. Sogar seine Zähne sind in gutem Zustand.“
Die Autoren warnen jedoch davor, dass Bond angesichts seiner Vorgeschichte von sehr häufigen Gehirnerschütterungen „sich bewusst sein sollte, dass Alkohol die Genesung nach traumatischen Hirnverletzungen stören kann“.
Auch weibliche Charaktere haben schwere Trinkereignisse gehabt
Als sekundäre Auswertungen der Studie haben die Autoren das Verhalten bezüglich des Alkoholkonsums der weiblichen Begleiterinnen von Bond und die Platzierung von Alkohol im Umfeld unter die Lupe genommen. In der gesamten Filmreihe hätten auch 3 weibliche Charaktere schwere Trinkereignisse gehabt, eines davon so ausgeprägt, dass es zu „Taumeln und Doppeltsehen gekommen sei“, schreiben sie.
Darüber hinaus gebe es im Umfeld von Bond viel Raum für alkoholische Getränke, dabei habe die Anzahl der Produktplatzierungen für verschiedene Alkoholmarken mit der Zeit deutlich zugenommen. „Signifikant haben dabei vor allem die Platzierungen von Alkoholprodukten zugenommen, bei denen die Zuschauer mit dem Produkt vertraut sein müssen, um es zu erkennen, basierend auf der Form und Farbe der Flasche“, schreiben die Autoren.
Empfehlungen auch für Bonds Arbeitgeber
Neben der Notwendigkeit, dass Bond in Zukunft mehr persönliche Verantwortung für sein Alkoholverhalten übernehmen müsse, muss sich auch „die Arbeitskultur ändern“, betonen die Autoren. Bond sollten am Arbeitsplatz keine alkoholischen Getränke mehr angeboten werden und sein Management solle in seinem Job neue Möglichkeiten definieren, um Stress abzubauen, schreiben sie. Weitere mögliche Maßnahmen umfassten die Entlastung der Aufgaben von Bond, einschließlich zusätzlicher Unterstützung vor Ort, eine stärkere Teammentalität und mehr Training in Bezug auf das Verhandeln – und nicht das Töten – von Feinden.
Schließlich, so die Autoren, müsse auch Bonds Arbeitgeber (MI6) „verantwortungsbewusster werden und ihm Möglichkeiten der Unterstützung aufzeigen, um seine Trinkkultur am Arbeitsplatz zu verändern“.
Dieser Artikel wurde von Sonja Boehm aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
Medscape Nachrichten © 2018
Diesen Artikel so zitieren: Geheimagent mit Lizenz zum Trinken – neuseeländische Studie nimmt „Alkohol-Problem“ von James Bond unter die Lupe - Medscape - 21. Dez 2018.
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