Der Deutsche Ringer-Bund (DRB) zum Beispiel hat auf seiner Webseite eine Übersicht zu häufigen Hauterkrankungen durch den Sport erstellt, darunter auch eine Infektion mit dem HSV.
Die amerikanische NCAA hat sogar Empfehlungen ausgearbeitet, wann nach einer primären Herpes-gladiatorum-Infektion und wann nach einem Rezidiv eine Rückkehr in den sportlichen Wettbewerb möglich ist. Bei einem primären Herpesausbruch muss der Ringer oder Wrestler von einem Arzt oder einem hinreichend ausgebildeten und erfahrenen Sporttrainer untersucht werden. Die sich daraus ergebenden Empfehlungen müssen befolgt werden, bevor ein Ringer oder Wrestler in den Wettkampf zurückkehrt [3]:
Der Sportler darf keine Anzeichen einer systemischen Virusinfektion aufweisen.
Der Sportler muss mindestens 3 Tage vor Beginn eines Wettkampfes frei von jeglichen neuen Läsionen sein.
Die Hautläsionen müssen trocken und von einer festen, haftenden Kruste überdeckt sein.
Der Sportler muss mindestens 120 Stunden vor Beginn eines Wettkampfes eine angemessene antivirale Therapie abgeschlossen haben.
Auch für das Herpes-gladiatorum-Rezidiv hat die NCAA mehrere Empfehlungen formuliert. Zuerst müssen die Vesikel vollständig ausgetrocknet und verkrustet sein. Zweitens muss der Sportler zum Wettkampfzeitpunkt eine antivirale Therapie über mindestens 120 Stunden in angemessener Dosierung hinter sich haben. In Zweifelsfällen sollte ein Tzanck-Test durchgeführt werden, und der Status des Sportlers sollte erst festgelegt werden, wenn die Ergebnisse des Tzanck-Testes oder des Herpes-Simplex-Virus-Assays verfügbar sind [3].
Antivirale Medikamente gegen die virale DNA-Synthese haben sich bei Herpes-gladiatorum-Infektionen als wirkungsvoll erwiesen. Aciclovir, Famciclovir und Valaciclovir hemmen die Virusreplikation und unterdrücken das klinische Erscheinungsbild, allerdings sind sie kein Heilmittel für den Herpes gladiatorum, da das HSV in den sensiblen Ganglien latent vorhanden bleibt.
Aciclovir ist bei oraler Gabe das Medikament der Wahl zur Behandlung und Unterdrückung eines Herpes gladiatorum bei Ringern und Wrestlern. Aciclovir reduziert die Dauer der symptomatischen Läsionen und ist bei Patienten indiziert, die innerhalb von 2 bis 3 Tagen nach Beginn eines herpetischen Ausschlags um ärztliche Hilfe nachsuchen. Die meisten Patienten haben unter Aciclovir weniger Schmerzen und zeigen eine raschere Auflösung der vesikulären Läsionen.
Wirksame Behandlungsregime für erwachsene Patienten sind Aciclovir 200 mg 5-mal täglich per os oder 400 mg 3-mal täglich per os über einen Zeitraum von 7 bis 10 Tagen oder bis zum Verschwinden der klinischen Symptomatik. Bei Kindern liegt die empfohlene Dosis für Aciclovir beim Herpes gladiatorum bei 20 bis 30 mg/kg/d, auf 5 Dosen verteilt, für 7 bis 10 Tage. Wie bei allen Infektionen ist auch hier Vorbeugung besser als die Behandlung [6].
Wichtige Präventionsmaßnahmen
Neben der erwähnten Therapie müssen Ringer und Wrestler sofort nach einem Kampf effektive Hygiene-Maßnahmen befolgen. So sollte regelmäßig die Wettkampf-Kleidung und -ausrüstung gründlich gesäubert werden. Wichtig: Handtücher oft wechseln. Das regelmäßige Händewaschen und eine gründliche Reinigung der Wettkampf-Matten sind unerlässlich. Die Kampf-Matten sollten zwischen den Wettkämpfen mit Haushaltsbleichmitteln gesäubert werden.
Die frühzeitige Diagnose und Therapie kann dem Ringkämpfer eine schnelle Rückkehr zum Wettkampf ermöglichen und Teamkollegen vor einer Übertragung der Infektion bewahren. Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen breitet sich der Herpes gladiatorum beim Ringen und anderen Sportarten mit engem Hautkontakt mit asymptomatischen, aber infizierten Sportlern aus [2,5].
Der Patient erhielt in diesem Fall beim ersten Besuch in der Kinderinfektionsklinik über eine Woche 3-mal täglich Aciclovir 400 mg. Seine Läsionen entsprachen am ehesten einem primären Herpes gladiatorum, da die beiden Antibiotika-Kuren, die ursprünglich vom Hausarzt versucht worden waren, zu keiner Besserung geführt hatten.
Nach einer Woche Aciclovir-Therapie waren die meisten Läsionen im Gesicht abgetrocknet und mit einer festsitzenden Kruste versehen. Doch blieben an seiner rechten Schulter noch 2 Läsionen feucht. Im Laufe der zweiten Behandlungswoche lösten sie sich ebenfalls vollständig auf. Dem Patienten und seinen Eltern wurde wiederholt angeraten, sich bei jeglichen Symptomen an den Augen, bei Krampfanfällen, veränderten psychischen Zuständen, Persönlichkeitsveränderungen, Fotophobie oder Kopfschmerzen zu melden.
Bei der anschließenden Nachuntersuchung hatte der 13-jährige Bruder des Patienten ähnliche Läsionen entwickelt. Er hatte sich die Kopfbedeckung seines älteren Bruders ausgeliehen, was die wahrscheinlichste Ursache für seine Infektion war.
Der Ausschlag des Bruders verschwand ebenfalls nach Beginn einer Aciclovir-Therapie.
Medscape © 2018
Diesen Artikel so zitieren: Fall: Infektionsgefahr Turnhalle – was hat bei dem jungen Sportler diesen schlimmen Ausschlag im Gesicht verursacht? - Medscape - 29. Okt 2018.
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