Typisch HSV-Infektion
Das HSV ist ein doppelsträngiges DNA-Virus. Etwa 80% der Erwachsenen haben Antikörper gegen HSV-1, etwa 20% gegen HSV-2.
HSV-1 ist allgemein als Auslöser des Herpes labialis und des Herpes corneae bekannt. Die meisten Herpes-simplex-Virusinfektionen im Kindesalter werden durch HSV-1 verursacht.
HSV-2 tritt allgemein eher als Auslöser des Herpes genitalis in Erscheinung, der zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten zählt. HSV-2 wird in erster Linie durch direkten Kontakt mit Läsionen und am häufigsten venerisch übertragen.
Generalisierte oder lokalisierte Haut- und Schleimhaut-Läsionen sind typisch für die HSV-Erstinfektion. Infektionsrezidive verlaufen normalerweise leichter, weil weniger Viren ausgeschüttet werden und eine stärkere Immunantwort erfolgt. Das HSV verbleibt schlummernd in den Nervenganglien. Fieberhafte Erkrankungen, Stress, immunsuppressive Medikamente und UV-Licht können neuerliche Eruptionen auslösen. In seltenen Fällen kann die anfängliche Replikation des HSV zu einer Meningitis oder Enzephalitis führen. Das HSV bleibt auf Lebenszeit in latenter Form im Körper. Mitunter wird die Viruserkrankung auch mit einem Herpes zoster verwechselt, da das HSV im Trigeminusganglion überdauert.
HSV kann auch als schwere und/oder lebensbedrohliche Infektion bei immungeschwächten Personen und Neugeborenen auftreten. Insbesondere können disseminierte Infektionen zu Ösophagitis, Pneumonitis, Enzephalitis, Hepatitis und Nebennierennekrose führen [1,5].
Die National Collegiate Athletic Association (NCAA) schätzt die Inzidenz von Herpes gladiatorum unter Ringern und Wrestlern auf bis zu 40% [6]. Am häufigsten manifestiert sich der Herpes gladiatorum in absteigender Reihenfolge an Kopf, Gesicht, Hals, Brust und Schultern. Typisch sind Läsionen an Kopf, Gesicht, Hals, Wangen, Stirn, Schultern und Armen. Den meisten Studien zufolge haben etwa 2 Drittel der Ringer und Wrestler die herpetischen Läsionen auf der rechten Körperseite. Bei Wrestlern wird Herpes gladiatorum bei engem Haut-auf-Haut-Kontakt im Rahmen der sog. „Lock-up-Position“ übertragen [2,5].
Symptome und Komplikationen
Der primäre Herpes gladiatorum ist im Allgemeinen mit einem erythematösen Ausschlag, Halsschmerzen, Fieber, zervikaler Lymphadenopathie und Vesikelbildung verbunden. Mitunter zeigen die Herpes-gladiatorum-Läsionen keine gruppierten Vesikel auf erythematöser Basis. Manchmal kommt es auch zu Verwechslungen mit einer Impetigo, Akne, Tinea corporis, einer atopischen Dermatitis, Varizellen oder auch Krätze. Eine signifikante Komplikation des Herpes gladiatorum bei Wrestlern ist die dendritische Keratitis mit anschließender Hornhaut-Narbenbildung. Andere okuläre Komplikationen des Herpes gladiatorum sind die Konjunktivitis, die Skleritis und die Uveitis.
Flüssigkeit aus dem Grund nicht gedeckter Vesikel kann für eine PCR-Untersuchung als Standardtest für die Diagnostik des Herpes gladiatorum eingeschickt werden. Ein Tzanck-Abstrich von Kratzern aus der Basis der Vesikel zeigt bei einer Herpes-simplex-Virusinfektion unter dem Mikroskop mehrkernige Riesenzellen.
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Diesen Artikel so zitieren: Fall: Infektionsgefahr Turnhalle – was hat bei dem jungen Sportler diesen schlimmen Ausschlag im Gesicht verursacht? - Medscape - 29. Okt 2018.
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