Toronto – Der ALK-Inhibitor Brigatinib verlängert signifikant das progressionsfreie Überleben bei Patienten mit ALK-positivem nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom im Vergleich zu Crizotinib. Dies ergab eine erste Interimsanalyse der offenen Phase-3-Studie ALTA-1L, die Prof. Dr. David Ross Camidge, University of Colorado Cancer Center, Aurora, USA; bei der 19. World Conference on Lung Cancer (WCLC) vorgestellt [1] und parallel im New England Journal of Medicine publiziert hat [2].

Prof. Dr. David Ross Camidge
„Die Daten dieser Zwischenanalyse belegen, dass Brigatinib eine Option für die First-Line-Therapie von Patienten mit ALK-positivem NSCLC werden könnte“, so Camidge. „Nach nur 11 Monaten Follow-up ist die Wirkung von Brigatinib der von Crizotinib klar überlegen. Ein Großteil dieses initialen Wirkungsunterschieds dürfte durch den Effekt auf die Hirnmetastasen zustande kommen, die ein frühes Progressionsereignis sind. Wenn sich jedoch die Unterschiede in der Krankheitskontrolle mit der Zeit auch außerhalb des ZNS manifestieren, könnte sich das progressionsfreie Überleben noch weiter verbessern.“
Brigatinib: ALK-Inhibitor der nächsten Generation
Die anaplastische Lymphomkinase (ALK) ist bei 3 bis 5% der Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) dauerhaft aktiviert. Mit Crizotinib, Ceritinib und Alectinib stehen derzeit 3 ALK-Inhibitoren für die gezielte Therapie dieser Tumoren zur Verfügung. Häufig kommt es jedoch bei Behandlung mit Crizotinib zu ZNS-Metastasen, was mit der schlechten ZNS-Penetration der Substanz erklärt wird. Außerdem entwickeln sich bei Behandlung mit Crizotinib und anderen ALK-Inhibitoren zum Teil weitere ALK-Mutationen.
Brigatinib ist ein neuer ALK-Inhibitor, der ein breites Spektrum von ALK-Mutationen und ROS1-Rearrangements erfasst. Außerdem ist er in Zelllinien mit EGFR-Mutationen aktiv und penetriert gut ins ZNS. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat in seiner Sitzung vom September 2018 empfohlen, Brigatinib (Alunbrig®, Takeda) zur oralen Monotherapie erwachsener Patienten mit ALK-positivem fortgeschrittenen NSCLC zuzulassen, die zuvor mit Crizotinib behandelt worden sind (wie Medscape berichtete).
Zwischenergebnis der ALTA-1L-Studie
In der offenen Phase-3-Studie ALTA-1L (ALK in Lung Cancer Trial of Brigatinib in 1st Line) verglichen Camidge und seine Kollegen Wirksamkeit und Verträglichkeit von Brigatinib und Crizotinib bei 275 Patienten mit ALK-positivem NSCLC im Stadium IIIB/IV, die zuvor keinen ALK-Inhibitor erhalten hatten.
137 Patienten erhielten oral Brigatinib (180 mg/Tag nach täglich 90 mg über 7 Tage), 138 Patienten oral Crizotinib (250 mg zweimal täglich) bis zur Progression der Erkrankung oder Unverträglichkeit der Therapie. Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS), zu den sekundären Endpunkten gehörten die objektive Ansprechrate und das intrakraniale Ansprechen.
Camidge stellte in Toronto die Ergebnisse der ersten vorgeplanten Zwischenanalyse nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 11,0 Monaten vor. Zu diesem Zeitpunkt wurden 69% der Brigatinib- und 43% der Crizotinib-Patienten weiterbehandelt.
Der primäre Endpunkt war bei 26% der Brigatinib- und bei 46% der Crizotinib-Patienten aufgetreten. Daraus errechnete sich ein 1-Jahres-PFS von 67% in der Brigatinib-Gruppe und von 43% in der Crizotinib-Gruppe (Hazard-Ratio 0,49, p < 0,001). Auf Brigatinib sprachen 71% der Patienten an und auf Crizotinib 60% der Patienten.
Intrakranial sprachen 78% der Patienten mit Hirnmetastasen zu Studienbeginn auf Brigatinib und 29% auf Crizotinib an. Bei Patienten ohne zerebrale Metastasen zu Studienbeginn kam es unter Brigatinib in 1% und unter Crizotinib in 5% zu neuen Hirnmetastasen als erster Krankheitsprogression.
Brigatinib wurde in der Regel gut vertragen. Eine Dosisreduktion war vor allem wegen Laborwert-Abweichungen erforderlich. In seltenen Fällen kam es zu einer für Tyrosinkinase-Inhibitoren ungewöhnlichen Pneumonitis (3%).
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Diesen Artikel so zitieren: ALK-positives Bronchialkarzinom: Mit Brigatinib bleiben Patienten klar länger progressionsfrei als mit Crizotinib - Medscape - 5. Okt 2018.
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