Bewegung ist wichtig für Patienten, die an entzündlichem Gelenkrheuma leiden – aber oft nicht so einfach umzusetzen. Dänische Rheumatologen vom Rigshospitalet Glostrup bei Kopenhagen haben jetzt ein Programm entwickelt, mit dessen Hilfe Patienten mit rheumatoider Arthritis weniger Zeit im Sitzen verbringen – es beinhaltet ein Motivationstraining und regelmäßige SMS.
Dr. Tanja Thomsen und ihre Kollegen konnten mit ihrer randomisierten verblindeten Verhaltensintervention zeigen, dass so die Sitzdauer der geschulten 75 Patienten im Vergleich zu einer gleich großen Kontrollgruppe um mehr als 2 Stunden pro Tag abnahm (p<0,0001).
Einmal täglich eine SMS als Erinnerung
Zum Erfolg der Interventionen könnten nach Einschätzung von Prof. Dr. Hanns-Martin Lorenz, dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), auch die SMS-Kurznachrichten beigetragen haben, die die Patienten unter der Woche einmal täglich daran erinnerten, wie wichtig Bewegung für sie ist.
Die körperliche Bewegung leiste darüber hinaus auch einen wichtigen Beitrag zur Behandlung. „Schmerzen und Abgeschlagenheit besserten sich in der Interventionsgruppe stärker, ebenso die Lebensqualität und die körperlichen Funktionen“, erklärt Lorenz in einer Pressemitteilung der DGRh [1]. Die DGRh hält das Programm für vorbildlich, denn Bewegung kann wesentlich dazu beitragen, dass zum einen das Infarktrisiko bei Menschen mit Rheuma sinkt, und zum anderen, dass die erkrankten Gelenke beweglich bleiben.
Denn: Personen mit entzündlichem Gelenkrheuma – in Deutschland sind dies eine halbe Million Menschen – verbringen die meiste Zeit des Tages im Sitzen. „Die Morgensteifigkeit und die wechselnden Schmerzen in den Gelenken haben die meisten Patienten mit rheumatoider Arthritis mit der Zeit demotiviert, sich bewegen zu wollen“, erklärt Lorenz.
Erhöhtes Infarktrisiko – vor allem bei jüngere Frauen
Auch wenn die Beschwerden medikamentös gut therapiert werden können, schonen viele Patienten ihre Gelenke, nicht selten in dem Glauben, sich damit etwas Gutes zu tun. Doch dem ist nicht so: Laut einer dänischen Kohortenstudie aus dem Jahr 2011 haben Patienten mit rheumatoider Arthritis ein erhöhtes Infarktrisiko, wenn sie sich zu wenig bewegen. Die Gefahr, im mittleren Lebensalter einen Herzinfarkt zu erleiden, war vor allem für jüngere Frauen deutlich erhöht.
Das von Thomsen und ihren Kollegen entwickelte Programm geht über 16 Wochen und sieht vor, dass Krankenpflegerinnen, die im Motivationstraining geschult sind, mit den Patienten 3 Gespräche führen.
Zunächst sollen die Patienten auf die Risiken des Bewegungsmangels aufmerksam gemacht werden. Den meisten Patienten ist nicht bewusst, dass sie sich mit Schonung nichts Gutes tun.
Dann loten die Pflegerinnen gemeinsam mit jedem Patienten aus, wie sich mehr Bewegung in den Alltag integrieren lässt. Das kann schon mit dem Verzicht auf die Fernbedienung beim Fernsehen beginnen.
Zusammen überlegt werden soll auch, welche Tätigkeiten, die die Patienten bislang im Sitzen verbringen, auch im Stehen möglich sind.
Das Ziel der Gespräche ist, das Sitzen durch regelmäßige Steh-und Gehpausen zu verkürzen.
Zusätzlich wurden die Patienten der Interventionsgruppe via Kurznachricht auf ihrem Mobiltelefon einmal täglich daran erinnert, sich zu bewegen.
Gruppen der Rheuma-Liga bieten Funktionstraining an
Die DGRh macht in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass Rheumapatienten bundesweit die Möglichkeit haben, in den Gruppen der Deutschen Rheuma-Liga etwas für mehr Bewegung zu tun. Die Rheuma-Liga hat dafür zusammen mit Physiotherapeuten ein spezielles Bewegungstraining entwickelt: das Funktionstraining.
Seit vielen Jahren wird es erfolgreich angeboten und dient dazu, die kranken Gelenke in Bewegung zu halten, die Alltagsaktivität zu verbessern und die Patienten bei der Krankheitsbewältigung zu unterstützen.
Das Funktionstraining wird von Physiotherapeuten angeleitet und findet als Warmwasser- oder Trockengymnastik statt. Es ist eine gesetzlich anerkannte ergänzende Leistung zur Rehabilitation rheumakranker Menschen und wird bei medizinischer Notwendigkeit durch Krankenkasse oder Rentenversicherung – bei Verordnung durch eine Rehabilitationseinrichtung – erstattet.
Medscape Nachrichten © 2018 WebMD, LLC
Diesen Artikel so zitieren: Kurznachrichten als Motivationshilfe: SMS bringen Rheuma-Patienten in Bewegung - Medscape - 13. Sep 2018.
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