Telematik-Infrastruktur: Mehr Geld für Konnektoren, aber Anbieter lassen auf sich warten

Christian Beneker

Interessenkonflikte

13. Juni 2018

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der GKV-Spitzenverband (GKV-SV) haben sich in einem Schiedsamt darauf geeinigt, die Förderung für die Anschaffung der Konnektoren für das 3. Quartal 2018 deutlich anzuheben [1]. Der Konnektor ist für die Praxen das Portal in die Anwendungen der Telematik-Infrastruktur (TI), unter anderem des Stammdaten-Abgleichs.

GKV-SV und KBV gehen bei den Zuschüssen nach dem Prinzip der quartalsweise sinkenden Zuschuss-Summen vor. Mit jedem Quartal gibt es also weniger Geld. Dies soll die Ärzte dazu bewegen, die Konnektoren zügig anzuschaffen, solange die Zuschüsse noch stattlich sind. Allerdings rechnet man auch damit, dass mehrere konkurrierende Anbieter von Konnektoren auf den Markt treten, was die Preise drücken würde. So kämen Ärzte, die sich spät zum Kauf entscheiden, eventuell auch mit geringeren Zuschüssen zurecht.

Man habe durch die Einigung die notwendige Sicherheit geschaffen für die Praxen der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten, sagt Dr. Thomas Kriedel vom Vorstand der KBV.

  • Im laufenden 2. Quartal gibt es 1.910 Euro Zuschuss.

  • Bis vor wenigen Tagen hätten die Praxischefs für das 3. Quartal nur noch 720 Euro aus der Schatulle der Kassen als Finanzspritze für den Konnektor-Kauf erwarten dürfen. Nach der Neuregelung sind es aber nun lediglich 10% weniger als im 2. Quartal und damit 1.719 Euro.

  • Im 4. Quartal sinkt der Betrag um weitere 10% und zwar auf dann brutto 1.547 Euro, so der GKV-SV. 

>Man habe durch die Einigung die notwendige Sicherheit geschaffen für die Praxen der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten, sagt Dr. Thomas Kriedel vom Vorstand der KBV.

Niedergelassene warten

Aber das Ganze hat einen Haken: Es gibt bisher nur einen Anbieter auf dem Markt: die CompuGroup Medical (CGM). Sie bietet ihr Gerät derzeit für 2.627 Euro an. Die CompuGroup bedient nach Angaben von Firmen-Sprecher Jürgen Veit mit rund 45.000 Praxen mehr als ein Drittel des Marktes unter den Niedergelassenen. Der Kniff der sinkenden Zuschüsse versagt also, weil es nicht genug Anbieter auf dem Markt gab und gibt, die durch Konkurrenzangebote die Preise drücken könnten.

Die Ärzte stehen zudem unter Druck, sich rasch einen Konnektor zu kaufen. Denn bis zum Jahresende müssen die Praxen angeschlossen sein. Sonst heißt es für die säumigen Ärzte, Strafe zu zahlen. Ab dem 1. Januar 2019 muss jeder Arzt, der keinen Konnektor hat und damit keinen Stammdaten-Abgleich ermöglicht, 1% von seinem Gesamthonorar Strafe zahlen, so will es der Gesetzgeber.

In ihrer letzten Vertreterversammlung Anfang Mai hat die KBV allerdings Front gemacht gegen den Zeitplan. Sie will, dass der Gesetzgeber den Stichtag auf Mitte 2019 verschiebt.

Tatsächlich haben erst wenige Ärzte einen Konnektor. Von den rund 10.000 Arztpraxen in Niedersachsen etwa sind bisher erst „knapp 800 Praxen angeschlossen“, sagt Detlef Haffke, Sprecher der KV Niedersachen zu Medscape. „Genauer muss man sagen, dass erst so viele Praxen bereits einen Stammdaten-Abgleich in der Praxis vorgenommen haben.“

Das soll nun anders werden. Die KBV und der GKV-Spitzenverband gehen davon aus, dass in den nächsten Monaten weitere Anbieter von Konnektoren auf den Markt treten werden, teilt der GKV-SV mit. „Dies sollte zu einer Senkung der Angebotspreise führen“, hieß es.

Anbieter lassen auf sich warten

Die zusätzlichen Anbieter sind etwa das österreichische Technologie-Unternehmen RISE, Secunet oder T-Systems. Doch der Markstart lässt auf sich warten. Branchenkreise machen vor allem die hohen Sicherheitsanforderungen durch die Gematik für die Verzögerung verantwortlich.

Die Konnektoren müssen von der Gematik zugelassen werden und vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifiziert werden. Mehrfach kündigte etwa T-Systems an, mit seinem Gerät „auf der Zielgeraden“ zu sein. Aber der Konnektor ist immer noch nicht am Start.

Aber auch wenn alle Konnektoren auf dem Markt sind, können die Praxischefs sich nicht frank und frei für das günstigste Gerät entscheiden. Denn die Konnektoren müssen zu ihrem Praxisverwaltungssystem passen. Und das klappt nur mit einer zusätzlichen, passenden Software, die die Ärzte von dem Anbieter ihres Praxisverwaltungssystems kaufen müssen. Hier drohen zusätzliche Kosten. Sie könnten über eine einmalige Zahlung berechnet werden oder als monatliche Gebühr auf die Wartungskosten aufgeschlagen werden.

Nichtsdestotrotz sollten die Ärzte schnell handeln. Die Anbieter werden die Geräte wegen der großen Verzögerungen beim Marktstart dann in großer Eile installieren müssen. Wer sich also zu spät zum Kauf entschließt, muss sich bei seinem Anbieter hintanstellen und läuft Gefahr, mit seinem fertigen TI-Anschluss über die Jahresgrenze 2019 zu rutschen. Es sei denn, der Stichtag wird doch noch auf Mitte 2019 verschoben.

Unterdessen schafft die CompuGroup Medical Fakten. Ihr Angebot: Sollte die CompuGroup es nicht schaffen, die Konnektoren im 2. Quartal bei ihren Kunden zu installieren, zahlt der Anbieter für die betroffenen Ärzte die Differenz zur Förderung aus dem 3. Quartal 2018 – das wären immerhin 717 Euro.

 

Kommentar

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