Die World Health Statistics 2018 der Weltgesundheitsorganisation WHO zeigen, vor welchen Herausforderungen die Gesundheitssysteme weltweit stehen:
Mehr als 300.000 Schwangere sterben pro Jahr immer noch vor oder während der Geburt.
Jeden Tag sterben 15.000 Kinder vor ihrem 5. Geburtstag.
Pro Jahr sterben 13 Millionen Menschen zwischen 30 und 70 Jahren an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronischen Atemwegserkrankungen, Diabetes oder Krebs.
Fast 100 Millionen Menschen müssen Gesundheitsdienstleistungen aus eigener Tasche bezahlen und verarmen dadurch.
Basis des Reports sind regionale Primärdaten, statistische Schätzungen, um Daten vergleichbar zu machen, sowie sonstige Quellen, etwa Veröffentlichungen. Methodisch geht die WHO anhand eines festgelegten Schemas vor. Sie sammelt und validiert Daten, macht diese über statistische Methoden vergleichbar und bespricht ihre Zwischenergebnisse mit dem jeweiligen Land. An dieser Stelle können erneut Primärdaten einfließen. Anschließend werden die Ergebnisse veröffentlicht. Dazu gehört auch die Frage, inwieweit nachhaltige Entwicklungsziele erreicht worden sind.
Als Konsequenz aus den Daten formuliert die WHO nun einige der zentralen Herausforderungen bis 2030.
Familienplanung
Die WHO fordert, dass alle Frauen weltweit die Möglichkeit zur gezielten Familienplanung erhalten. „Schätzungsweise 208 Millionen Frauen im gebärfähigen Alter, die verheiratet sind oder in einer Beziehung leben, stehen immer noch keine zeitgemäßen Verhütungsmethoden zur Verfügung“, heißt es im Report. Dies entspricht 23% aller Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter mit Partner.
Junge Mädchen und Frauen zwischen 15 und 19 Jahren sind mit 12,8 Millionen Geburten (2016) eine besonders wichtige Gruppe für Verhütungen. Wie viele Schwangerschaften ungeplant waren, hat die WHO zwar nicht erfasst. Sie warnt aber vor hohen Risiken für Mutter und Kind bei einer Schwangerschaft in jungen Jahren.
Müttersterblichkeit
Bei Müttern soll die Mortalität auf unter 70 pro 100.000 Schwangerschaften verringert werden. Im Jahr 2015 starben 303.000 Frauen an Schwangerschaftskomplikationen oder während der Entbindung. Fast alle Todesfälle traten in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen auf (99%).
Dazu schreibt die WHO: „Um erfolgreich zu intervenieren, müssen Frauen während der Schwangerschaft, während der Geburt, aber auch im Anschluss daran, Zugang zu medizinischer Versorgung haben.“
Seit 2007 verfügbare Daten zeigen, dass weniger als die Hälfte aller Geburten in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen von qualifiziertem Gesundheitspersonal begleitet werden. Und mehr als 40% aller schwangeren Frauen erhielten 2013 keine Vorsorgeuntersuchungen.
Kindersterblichkeit
Als weiteres Ziel formulieren Experten, die Mortalität bei Kindern deutlich zu verringern, und zwar neonatal auf maximal 12 pro 1.000 Lebendgeburten. Bis zum Alter von 5 Jahren sollen es weniger als 5 Todesfälle pro 1.000 Lebendgeburten sein.
Die Sterblichkeitsrate bis zum 5. Geburtstag verringerte sich von 93 pro 1.000 Lebendgeburten (1990) auf 41 pro 1.000 Lebendgeburten (2016). Dennoch sterben weltweit Tag für Tag 15.000 Kinder in dieser Altersgruppe. Die WHO spricht bei einer Million Kindern von „vermeidbaren Todesursachen“.
Infektionserkrankungen
Außerdem nimmt sich die WHO vor, Infektionserkrankungen wie HIV/AIDS, Tuberkulose, Hepatitis, Malaria und vernachlässigte Tropenkrankheiten weiter einzudämmen.
Im Jahr 2016 starben schätzungsweise 1 Million Menschen aufgrund von HIV-Infektionen. Antiretrovirale Therapien haben zwar zum Rückgang der Todesfälle um 48% geführt, verglichen mit 2005. Ende 2016 standen diese Medikamente jedoch nur 53% aller Patienten mit HIV zur Verfügung.
Auch bei Tropenkrankheiten gibt es Defizite. „Nach einem beispiellosen weltweiten Anstieg der Malaria-Kontrolle sind die Fortschritte ins Stocken geraten“, heißt es im Report. Im Jahr 2016 gab es schätzungsweise 216 Millionen Fälle, verglichen mit 237 Millionen (2010) und 210 Millionen (2013). „Die größte Hauptherausforderung, mit der sich Länder konfrontiert sehen, ist der Mangel an nachhaltiger und planbarer Finanzierung“, konstatieren die Experten.
Nicht-übertragbare Erkrankungen
Neben Infektionen gewinnen chronische, nicht übertragbare Erkrankungen in vielen Ländern an Bedeutung. Dazu zählen Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronische Lungenerkrankungen wie COPD. Durch Präventionsmaßnahmen will die WHO bis 2030 alle diese Todesfälle um ein Drittel verringern.
Die Wahrscheinlichkeit, zwischen 30 und 70 Jahren an einer dieser nicht-übertragbaren Erkrankungen zu sterben, ist auf 18% gesunken – dabei wurden Zahlen aus 2016 und 2010 verglichen. Auch hier gibt es starke regionale Unterschiede. Erwachsene in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen hatten die höchsten Risiken – fast doppelt so hoch wie Erwachsene in Ländern mit hohem Haushaltsbudget.
Bezahlbare Gesundheitsdienstleistungen
Um die WHO-Ziele bis 2030 zu erreichen, benötigen alle Menschen medizinische Versorgung. „Mindestens die Hälfte der Weltbevölkerung kann derzeit keine grundlegenden Gesundheitsdienste in Anspruch zu nehmen“, heißt es im Bericht. Dies liege jedoch nicht nur an fehlenden Infrastrukturen, sondern auch an finanziellen Rahmenbedingungen.
808 Millionen Menschen, das sind 11,7% der Weltbevölkerung, haben mindestens 10% ihres zur Verfügung stehenden Einkommens für Behandlungen ausgegeben. Als besonders drastisches Beispiel nennt die WHO Bangladesch. Im südasiatischen Staat sind etwa 97 Millionen Menschen verarmt, weil sie ihre medizinische Versorgung komplett aus der eigenen Tasche zahlen mussten (Stand 2010).
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Diesen Artikel so zitieren: WHO-Gesundheitsstatistik: Mütter- und Kinder-Sterblichkeit auf hohem Niveau, chronische Erkrankungen werden mehr - Medscape - 6. Jun 2018.
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