Chicago – Bei Frauen mit frühem HER2-positivem Mammakarzinom ist eine 6-monatige adjuvante Behandlung mit Trastuzumab ähnlich gut wirksam wie eine 12-monatige Therapie, so das Ergebnis der Phase-3-Studie PERSEPHONE, das von Prof. Dr. Helena Earl, Universität von Cambridge, Großbritannien, bei einer Vorab-Pressekonferenz zur ASCO-Jahrestagung 2018 vorgestellt worden ist [1].
„Wir sind zuversichtlich, dass die PERSEPHONE-Studie den ersten Schritt zur Reduktion der Behandlungsdauer mit Trastuzumab auf 6 Monate bei vielen Frauen mit HER2-positivem Mammakarzinom bedeutet“, so die Onkologin. Das krankheitsfreie 4-Jahres-Überleben betrug im 6-Monatsarm 89,4%, im 12-Monatsarm 89,8 %. Bei kürzerer Therapie waren zudem unerwünschte Wirkungen seltener und die Kosten für Patienten und Gesundheitssystem geringer.
Prof. Dr. Bruce E. Johnson, derzeitiger ASCO-Präsident, Dana Farber Cancer Institute, Boston, USA, wies darauf hin, dass die Studie von der öffentlichen Hand finanziert worden war und ergänzte: „Dies ist eine sehr wichtige Studie. Sie zeigt, dass die kürzere Therapie gleich gut wie die längere Behandlung wirkt und dass die Nebenwirkungen halbiert werden können.“
Trastuzumab bei HER2-positivem Mammakarzinom
„Etwa 15% der Frauen mit frühem Mammakarzinom haben eine HER2-positive Erkrankung und die adjuvante Gabe von Trastuzumab hat das Therapieergebnis signifikant verbessert“, erläuterte Earl. In klinischen Studien kam es mit Trastuzumab zu 40% weniger Rezidiven (Hazard Ratio: 0,60; 95%-Konfidenzintervall: 0,51-0,71) und zu 34% weniger Todesfällen (HR: 0,66; 95%-KI 0,57-0,77).
Das 10-Jahresüberleben stieg durch Trastuzumab von 75,2% auf 84%. Die Kehrseite der Medaille sind allerdings die kardiotoxischen Wirkungen. In der Phase-3-Studie HERA brachen 5,2% der Frauen im 12-Monatsarm und 9,4% im 24-Monatsarm die Behandlung wegen Herzproblemen ab.
In den zulassungsrelevanten Studien wurde Trastuzumab empirisch über 12 Monate eingesetzt, daher wurde die Behandlungsdauer über 1 Jahr zum Standard. Im Jahr 2006 zeigte die finnische Studie FinHer mit 232 Patientinnen, dass schon eine 9-wöchige zusätzliche Behandlung mit Trastuzumab die Rezidivrate um 58% senkte.
PERSEPHONE halbiert Standard-Behandlungsdauer
Daher wurde im Jahr 2007 die PERSEPHONE-Studie begonnen, in der geprüft wurde, ob Frauen, die Trastuzumab adjuvant über 6 Monate erhalten, einen ähnlichen Nutzen haben wie Frauen, die über 12 Monate behandelt werden.
In diese bisher größte randomisierte Phase-3-Studie zur Therapiedauer von Trastuzumab wurden zwischen Oktober 2007 und Juli 2015 über 4.000 Frauen mit HER2-positivem frühen Brustkrebs in 152 britischen Zentren eingeschlossen. Das Design der Studie entsprach dem Standardvorgehen in Großbritannien. Sie erhielten adjuvant 6 Zyklen Chemotherapie und randomisiert Trastuzumab über 6 oder über 12 Monate.
Die 4.088 Frauen wurden im Median 4,9 Jahre nachbeobachtet. Der primäre Endpunkt krankheitsfreies Überleben (DFS) nach 4 Jahren betrug in der 6-Monatsgruppe 89,4% und in der 12-Monatsgruppe 89,8%. Damit war die Nichtunterlegenheit der kürzeren im Vergleich zur längeren Behandlung nachgewiesen.
Nur 4% der Frauen in der 6-Monatsgruppe brachen die Trastuzumab-Behandlung wegen kardiotoxischer Effekte ab, während es in der 12-Monatsgruppe 8% waren (p < 0,0001). Die kardialen Funktionen erholten sich nach Absetzen des HER2-Antikörpers wieder, dies ging jedoch in der 6-Monatsgruppe rascher als in der 12-Monatsgruppe (p = 0,02).
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Diesen Artikel so zitieren: Kurz und gut: Beim frühen HER2-positiven Mammakarzinom sind 6 Monate Trastuzumab so gut wie 12 Monate - Medscape - 1. Jun 2018.
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