Chicago – Durch die zusätzliche Gabe von Nelarabin zu einer COG-verstärkten BFM-Chemotherapie (aBMF) können in der Erstlinien-Therapie bei Kindern und Jugendlichen mit T-Zell-ALL bislang nicht gesehene 4-Jahres-Überlebensraten erreicht werden: 90% der Patienten waren 4 Jahre nach Therapiebeginn noch am Leben und 84% hatten kein Rezidiv erlitten.
Dies ergab die 4-armige COG-AALL0434-Studie, die von Prof. Dr. Kimberly Dunsmore, Virginia Tech Carilion School of Medicine, Roanoke (USA), bei einer Vorab-Pressekonferenz zur ASCO-Jahrestagung 2018 vorgestellt worden ist [1].
„Die T-Zell-ALL ist eine Erkrankung, die ein intensives und komplexes Therapieregime benötigt. Etwa 80% der Patienten leben noch 4 Jahre nach der Behandlung, aber wir wollten noch besser werden“, sagte Dunsmore. „Unsere Studie zeigt nun, dass wir die Überlebensraten weiter um etwa 10 Prozentpunkte steigern können, was sehr ermutigend ist.“
Prof. Dr. Bruce E. Johnson, derzeitiger ASCO-Präsident, Dana Farber Cancer Institute, Boston, wies darauf hin, dass die Studie von der öffentlichen Hand finanziert worden war und ergänzte: „Wir wissen nun, dass wir das Überleben von Kindern und Jugendlichen mit seltenen Formen der Leukämie und des Lymphoms signifikant steigern können, und zwar ohne zusätzliche schwerwiegende Nebenwirkungen, die die Lebensqualität beeinträchtigen können.“
Nelarabin bei T-Zell-ALL und T-Zell-Lymphom
Der Antimetabolit Nelarabin ist seit 2008 zur Therapie von Patienten mit T-Zell-ALL und T-Zell-Lymphom zugelassen, die nicht auf eine Behandlung mit mindestens 2 Chemotherapie-Schemata angesprochen haben. Die Studie der Children’s Oncology Group (COG) begann im Jahr 2007 und schloss 1.895 Patienten im Alter von 1 bis 30 Jahren mit T-Zell-ALL (94% der Studienteilnehmer) oder T-Zell-Lymphom (6%) ein. Damit ist sie die größte randomisierte Studie, die bei diesen Erkrankungen jemals durchgeführt worden ist.
Alle Patienten erhielten eine komplexe Induktionstherapie (COG-verstärkte Berlin-Münster-Frankfurt-Chemotherapie – aBFM) mit kranialer Bestrahlung. Zusätzlich wurden sie randomisiert mit steigenden Dosen Methotrexat, mit hochdosiertem Methotrexat, mit steigenden Dosen Methotrexat plus Nelarabin oder mit hochdosiertem Methotrexat plus Nelarabin behandelt.
90,2% der Patienten lebten noch nach 4 Jahren und bei 84,1% war kein Rezidiv aufgetreten. Von den T-Zell-ALL-Patienten mit erhöhtem Rezidiv-Risiko lebten bei zusätzlicher Gabe von Nelarabin nach 4 Jahren 88,9% ohne erneute Leukämie, ohne Nelarabin waren es 83,3%. Patienten unter Nelarabin wiesen weniger ZNS-Rezidive auf. Bei den 6% der Patienten in der Studie mit T-Zell-Lymphom ließ sich kein zusätzlicher messbarare Effekt von Nelarabin nachweisen. Doch auch hier lebten über 85% nach 4 Jahren noch ohne Rezidiv.
Nelarabin plus steigende Methotrexat-Dosen
Im Gegensatz zu früher durchgeführten kleineren Studien erwiesen sich steigende Dosen von Methotrexat als günstiger im Vergleich zu hoch dosierter Methotrexat-Behandlung (4-Jahres-Überleben 89,8% vs 78%). Von den T-Zell-ALL-Patienten, die Nelarabin und steigende Dosen von Methotrexat erhielten, waren nach 4 Jahren 92,2% leukämiefrei.
In vielen Zentren wird versucht, die kraniale Bestrahlung zu reduzieren, weil sie mit Späteffekten wie kognitiven Störungen, Lernstörungen, neuroendokrinen Veränderungen und sekundären Malignomen einhergehen kann. Daher wird nun in weiteren Studien untersucht werden, welche Effekte der Einsatz von Nelarabin bei Patienten hat, die nicht kranial bestrahlt werden.
Medscape Nachrichten © 2018 WebMD, LLC
Diesen Artikel so zitieren: Mit zusätzlich Nelarabin 10 Prozentpunkte mehr – bislang unerreichte Überlebensraten bei Kindern mit T-Zell-ALL - Medscape - 29. Mai 2018.
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