Schlafstörungen nach Krebs: In Morpheus Arme mit Verhaltenstherapie und Akupunktur

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

25. Mai 2018

Chicago – Schlafstörungen bei Krebspatienten können durch eine 8-wöchige Intervention mit Akupunktur oder kognitiver Verhaltenstherapie über bis zu 20 Wochen gebessert werden. Dies ergab eine randomisierte Studie mit 160 Patienten, die von Dr. Jun J. Mao, Leiter des Integrative Medicine Service, Memorial Sloan Kettering Cancer Center, New York, bei einer Vorab-Pressekonferenz zur ASCO-Jahrestagung 2018 vorgestellt worden ist [1].

„Unsere Studie zeigt, dass sowohl kognitive Verhaltenstherapie als auch Akupunktur eine mittelschwere bis schwere Insomnie bessern können, wobei die kognitive Verhaltenstherapie bei Personen mit leichten Schlafstörungen wirksamer war. Damit haben die Patienten mehr Auswahl zur Behandlung ihrer Schlafstörungen.“

 
Unsere Studie zeigt, dass sowohl kognitive Verhaltenstherapie als auch Akupunktur eine mittelschwere bis schwere Insomnie bessern können. Dr. Jun J. Mao
 

„Wir wissen, dass Schlaf für die Gesundheit der Patienten von hoher Bedeutung ist“ kommentierte Prof. Dr. Bruce E. Johnson, derzeitiger ASCO-Präsident, Dana Farber Cancer Institute, Boston. „Diese Untersuchung stärkt das Wissen, dass Schlaf und Schlafstörungen durch verschiedene nicht-pharmakologische Verfahren, wie psychologische Beratung und Akupunktur wirksam gebessert werden können.“

Schlafstörungen bei Krebspatienten häufig

„Bei bis zu 60% von Patienten nach Krebserkrankungen treten verschiedene Formen von Schlafstörungen auf, die jedoch häufig unterdiagnostiziert und unterbehandelt sind“, erläuterte Mao. Mit der kognitiven Verhaltenstherapie stehe eine Form der Psychotherapie zur Verfügung, mit der versucht werde, Emotionen, Verhalten und Gedanken zum Thema Schlaf zu modifizieren. Die Wirksamkeit bei Insomnie sei erwiesen. Akupunktur als Vergleichsbehandlung wurde aufgrund der Ergebnisse anderer Schlafstudien und Befragung von mit Schlafstörungen erfahrenen Patienten ausgewählt.

 
Diese Untersuchung stärkt das Wissen, dass Schlaf und Schlafstörungen durch verschiedene nicht-pharmakologische Verfahren … wirksam gebessert werden können. Prof. Dr. Bruce E. Johnson
 

Die 160 in die Studie eingeschlossenen Patienten mit Schlafstörungen hatten eine Krebsbehandlung durchlaufen. Im Mittel lag die Krebsdiagnose 6 Jahre zurück. Randomisiert erhielten je 80 Patienten eine kognitive Verhaltenstherapie oder Akupunktur. Bei der Verhaltenstherapie erarbeiteten die Patienten mit Hilfe eines Therapeuten z.B. folgende Therapieziele:

  • Verminderung der Aufenthaltsdauer im Bett (auf die Zahl der Stunden, die in den letzten Wochen durchschnittlich geschlafen wurde)

  • Vermeidung anderer Aktivitäten im Bett als Schlafen und Sex

  • Förderung einer guten Schlafhygiene (z.B. keine Aktivitäten an Smartphones oder Tablets, nicht zu spät essen)

Bei der Akupunktur wurden die Punkte genadelt, die Schlaf, Schmerz und Depression beeinflussen.

Die Verbesserung des Schlafs wurde anhand des Insomnia Severity Index (ISI) von Studienbeginn bis Woche 8 (Ende der Behandlung) gemessen (primärer Endpunkt). Eine erneute Beurteilung fand nach 20 Wochen statt. Der ISI-Score liegt normalerweise zwischen 0 (keine Schlafstörung) und 28 (schwere Insomnie). Zu Beginn der Studie litten 33 Patienten an leichter, 94 an moderater und 33 an schwerer Insomnie.

Verhaltenstherapie wirksamer bei leichten Schlafstörungen

Die Verhaltenstherapie war insgesamt effektiver als die Akupunktur. Sie senkte nach 8 Wochen den ISI um 10,9 Punkte (von 18,5 auf 7,5 Punkte), während er bei Akupunktur um 8,3 Punkte (von 17,55 auf 9,23) abnahm.

Eine leichte Insomnie besserte die Verhaltenstherapie bei 85% der Patienten, die Akupunktur bei 18% (p < 0,0001). Bei moderater bis schwerer Insomnie wirkte die Verhaltenstherapie bei 75% und die Akupunktur bei 66% der Patienten. Bei allen Patienten hielten die Besserungen der Schlafstörungen bis Woche 20 an. Auch die Lebensqualität besserte sich mit beiden Verfahren.

 

Kommentar

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