Erfolgreiche ODYSSEY: PCSK9-Hemmer Alirocumab reduziert kardiovaskuläre Ereignisrate und Mortalität nach ACS

Julia Rommelfanger

Interessenkonflikte

12. März 2018

Orlando Nach Evolucumab überzeugte jetzt auch der zweite PCSK9-Antikörper, Alirocumab (Praluent®, Sanofi/Regenron), in einer großen randomisierten kardiovaskulären Endpunktstudie. Bei Patienten, die vor kurzem ein akutes Koronarsyndrom (ACS) erlitten hatten, traten durch die zusätzliche LDL-Senkung mit Alirocumab schwere kardiovaskuläre Ereignisse (MACE) um im Vergleich zu Placebo 15% seltener auf, berichte Studienleiter Dr. Gabriel Steg, Leiter der Kardiologie am Hôpital Bichat in Paris, der die Ergebnisse der der ODYSSEY-Outcomes-Studie (Cardiovascular Outcomes with Alirocumab After Acute Coronary Syndrome) auf der Jahrestagung des American College of Cardiology (ACC) in Orlando, USA, präsentierte [1].

Erstmalig niedrigere Mortalitätsrate

Zusätzlich konnte Alirocumab auch die allgemeine Mortalitätsrate nach einem durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von 2,8 Jahren um 15% reduzieren. Damit sei ODYSSEY die erste Studie, in der ein PCSK9-Hemmer eine positive Wirkung auf die Mortalität zeige, betonte die Studiengruppe.

„Wir waren wirklich erfreut zu sehen, dass die Behandlung effektiv war und mit einer Senkung der Mortalitätsrate einherging. Es ist bemerkenswert, dass sich eine solch potente Intervention als so sicher erweist“, sagte Steg bei der Präsentation der von den Herstellern Sanofi und Regeneron Pharmaceuticals gesponserten Studie. In der Studie mit fast 19.000 Patienten zeigten sich keinerlei ernsthafte Auffälligkeiten hinsichtlich Sicherheit und Verträglichkeit von Alirocumab.

 
Es ist bemerkenswert, dass sich eine solch potente Intervention als so sicher erweist. Dr. Gabriel Steg
 

Speziell ACS-Patienten die trotz Statintherapie zu Studienbeginn stark erhöhte LDL-Cholesterinwerte von mindestens 100 mg/dl aufwiesen, profitierten von der zusätzlichen Lipidsenkung. Bei ihnen konnte der PCSK9-Inhibitor sogar eine Minderung kardiovaskulärer Ereignisse, inklusive Myokardinfakt und Schlaganfall, um 24% und eine um 29% reduzierte allgemeine Mortalitätsrate erreichen. „Da der Behandlungserfolg bei Patienten mit den höchsten LDL-Cholesterinwerten noch viel deutlicher ausfiel, glauben wir, dass diese Patienten optimal für die Therapie geeignet sind“, sagte Steg.

ODYSSEY befeuert Diskussion um teure PCSK9-Inhibition

Die mit Spannung erwarteten Erkenntnisse aus ODYSSEY Outcomes befeuern nun, ein Jahr nach den positiven Ergebnissen der ersten kardiovaskulären Endpunktstudie mit einem PCSK9-Hemmer, FOURIER, erneut die Debatte um eine verbreitetere Nutzung der kostspieligen PCSK9-Hemmer. In der ersten Outcomes-Studie erreichte Evolucumab nach 2,2 Jahren ebenso eine Reduzierung der kardiovaskulären Ereignisrate um 15%, jedoch ohne signifikante Auswirkung auf die Gesamtsterblichkeit (wie Medscape berichtete ). Anhand der neuen ODYSSEY-Daten soll das Kosten-Nutzen-Verhältnis der PCSK9-Hemmer, die Therapiekosten von mehreren Tausend Euro pro Jahr verursachen, erneut evaluiert werden.

 
Da der Behandlungserfolg bei Patienten mit den höchsten LDL-Cholesterinwerten noch viel deutlicher ausfiel, glauben wir, dass diese Patienten optimal für die Therapie geeignet sind. Dr. Gabriel Steg
 

„Jetzt, da die positiven Effekte der PCSK9-Inhibitoren in 2 aufeinander folgenden Studien nachgewiesen wurden und angesichts des Mortalitäts-Benefits, den wir erstmals unter Beweis stellen, wird meines Erachtens nach die Gleichung für diese Medikamente anders ausschauen“, prophezeite Steg. „Wir sprechen nicht nur über die Prävention nicht-fataler Ereignisse wie Herzinfarkte, sondern sogar darüber, dass sie Patienten am Leben erhalten“, fügte er an.

Alirocumab ist bislang in Kombination mit einem Statin in der EU zugelassen, mit oder ohne weiteren Lipidsenker. Das gilt aber nur für Patienten, die mit einer Statintherapie die LDL-Cholesterin-Zielwerte nicht erreichen sowie bei Statin-Unverträglichkeit oder -Kontraindizierung.

Durchschnittliche Beobachtungszeit von fast 3 Jahren

Bislang war die Wirkung des vollständig menschlichen PSCK9-monoklonalen Antikörpers Alirocumab auf die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität noch nicht belegt. Zwar nahmen an der ODYSSEY-Studie mit fast 19.000 Teilnehmern weniger Patienten teil als an der auf dem ACC 2018 präsentierte FOURIER-Studie (rund 27.000 Teilnehmer). Jedoch hatten die Patienten in ODYSSEY ein höheres kardiovaskuläres Risiko und wurden länger beobachtet (2 bis 5 Jahre). Der primäre kombinierte Studienendpunkt setzte sich zusammen aus nichttödlichem Herzinfarkt, Schlaganfall, kardiovaskulärer Mortalität und Hospitalisierung wegen Angina pectoris.

Patienten mit akutem Koronarsyndrom sind trotz einer Behandlung mit Statinen nach wie vor einem hohen Risiko für ischämische kardiovaskuläre Ereignisse ausgesetzt, insbesondere bei unzureichend kontrollierten LDL-Cholesterinwerten. Proprotein-convertase-subtilisin/kexin-type-9(PCSK9)-Antikörper können athergene Lipoproteine bis weit unter den Wert, der durch Statine erreicht werden kann, senken. Studien haben darüber hinaus LDL-C-Senkungen von bis zu 50% unter diesen Medikamenten gezeigt. Die Studiengruppe um Steg hatte eine aus der Lipidsenkung resultierende Minderung der ischämischen kardiovaskulären Ereignisse vermutet. 

 
Wir sprechen nicht nur über die Prävention nicht-fataler Ereignisse wie Herzinfarkte, sondern sogar darüber, dass sie Patienten am Leben erhalten. Dr. Gabriel Steg
 

In ODYSSEY Outcomes wurden an 1.315 Zentren in 57 Ländern 18.924 Patienten (Durchschnittsalter: 58 Jahre) 4 bis52 Wochen nach einem ACS randomisiert zu Alirocumab 75 mg subkutan alle 2 Wochen oder entsprechendem Placebo, um LDL-Zielwerte von 25-50 mg/dl zu erreichen. Alle Patienten erhielten bereits ein Statin (Atorvastatin 40-80 mg/Tag, Rosuvastatin 20-40 mg/Tag bzw. die maximal tolerierte Dosis des jeweiligen Medikaments und hatten weiterhin hohe LDL-Cholesterinwerte von mindestens 70 mg/dl, non-HDL-C Werte von mindestens 100 mg/dl oder Apolipoprotein-B-Werte von mindestens 80 mg/dl. Der durchschnittliche LDL-C-Wert der Patienten lag zu Studienbeginn bei 87 mg/dl. Alle Patienten wurden mindestens 2 Jahre beobachtet, 44% von ihnen mehr als 3 Jahre lang.

Relatives Sterberisiko sank um 15 Prozent

Der primäre Endpunkt trat bei 9,5% der Patienten in der Alirocumab-Gruppe und 11,1% der Placebo-Gruppe auf. 3,5% derer, die Alirocumab erhielten, starben, im Vergleich zu 4,1% der Placebo-behandelten Patienten. Das bedeutete eine relative Risikoreduktion von 15% (Hazard Ration:0,85). Hinsichtlich der Sicherheit und Verträglichkeit des PCSK9-Hemmers zeigten sich keine negativen Auswirken, mit Ausnahme einer verstärkten Reaktion an der Einstichstelle (leichtes Jucken, Rötung oder Schwellung bei 3,1% vs 2,1% unter Placebo).

Steg und Kollegen werden das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse bei Patienten der ODYSSEY Outcomes Studie bis zu 10 Jahre lang verfolgen, um herauszufinden, ob die positiven Effekte des PCSK9-Hemmers nach Beendigung der Intervention weiter anhalten.

 

REFERENZEN:

1. 67th Scientific Session of the American College of Cardiology (ACC 2018), 10. bis 12. März, Orlando/USA

 

Kommentar

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