Orlando – Krebspatienten, die während der adjuvanten Therapie regelmäßig Sport treiben, scheinen Jahre nach dem Ende ihrer Behandlung körperlich aktiver zu sein. Darüber hinaus zeigte sich bei Krebspatienten, die während der Therapie an einem Bewegungsprogramm teilgenommen hatten, die Tendenz, dass sie weniger zu Fatigue neigen.
„Die Take Home Message ist, dass ein Bewegungsangebot während der Krebsbehandlung empfohlen wird und positive kurz- und langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit hat“, sagte die leitende Studienautorin Prof. Dr. Anne M. May, Professorin für Epidemiologie am University Medical Center in Utrecht, Niederlande. Sie sprach auf einer Pressekonferenz im Vorfeld des „Cancer Survivorship Symposiums: Advancing Care and Research“ in Orlando, Florida, wo die Ergebnisse vorgestellt wurden [1].
Diese Studie sei die erste, die zeige, dass Patienten, die während der Krebsbehandlung körperlich aktiv sind, auch langfristig ein höheres Maß an körperlicher Aktivität aufrechterhalten, betonte May. Dies sei sehr vorteilhaft für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden.
Sie erklärte, dass diese Ergebnisse aus dem langfristigen Follow-up der PACT-Studie stammen: In dieser niederländischen Studie wurde untersucht, ob Bewegung während der Chemotherapie die Nebenwirkungen der Behandlung reduzieren kann, einschließlich der krebsbedingten Fatigue. „Krebsbedingte Fatigue ist eine der beunruhigendsten Nebenwirkungen der Behandlung“, sagte May. „Und sie kann noch viele Jahre nach der Behandlung anhalten. Deshalb haben wir untersucht, ob Bewegung während der Chemotherapie die Patienten davor bewahren könnte, schwere Fatigue zu entwickeln.“
18 Wochen Trainingsprogramm versus übliche Versorgung
Die PACT-Studie war eine zweiarmige, multizentrische, randomisierte, kontrollierte Studie, in die 204 Brustkrebspatientinnen und 33 Darmkrebspatienten aufgenommen worden waren. Die Patienten unterzogen sich einer adjuvanten Behandlung, einschließlich Chemotherapie.
Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip entweder der üblichen Versorgung über 18 Wochen oder einer überwachten Übungsintervention zugeteilt. Dieses Trainingsprogramm umfasste 60 Minuten kombiniertes Aerobic- und Krafttraining mit mittlerer bis hoher Intensität zweimal wöchentlich sowie 30 Minuten häusliche körperliche Aktivität an 3 Tagen in der Woche.
Das Team hatte zuvor über einen kurzfristigen Nutzen durch das Trainingsprogramm berichtet und festgestellt, dass Patienten im Interventionsarm weniger Müdigkeit verspürten als Patienten in der üblichen Versorgung. Nun berichtete das Team über die Ergebnisse der Nachbeobachtung über 4 Jahre.
Insgesamt 128 Patienten wurden in das Follow-up einbezogen (Intervention: n=70 Patienten, Normalversorgung: n=58 Patienten). Fatigue und körperliche Aktivität wurden zu Beginn, 18 Wochen nach der Intervention, 36 Wochen nach Beginn und 4 Jahre nach Beginn bewertet.
Auch nach 4 Jahren noch weniger Fatigue
May und ihre Kollegen fanden heraus, dass Krebspatienten in der Interventionsgruppe weniger physische Fatigue nach 4 Jahren im Vergleich zu Patienten der Kontrollgruppe zeigten (-1,13; 95% Konfidenzintervall -2,45 bis 0,20; Effektgröße [ES]=0,22), aber dies erreichte keine statistische Signifikanz.
Die Patienten in der Interventionsgruppe wiesen signifikant höhere Werte moderater bis kräftiger körperlicher Aktivität (141,77 min/W; 95% KI 1,31 bis 281,61; ES=0,22) nach 4 Jahren im Vergleich zu denen in der normalen Versorgung auf.
Patienten, die am Trainingsprogramm teilgenommen hatten, berichteten, dass sie sich durchschnittlich 90 Minuten pro Tag mäßig bis kräftig körperlich aktiv waren, verglichen mit 70 Minuten in der Kontrollgruppe.
„Wir sind der Meinung, dass ein Bewegungsangebot während der Krebsbehandlung, einschließlich Chemotherapie, empfohlen werden sollte, da es positive kurz- und langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit hat“, so May abschließend.
Konsistent Nutzen von körperlicher Aktivität gezeigt
Wachsende Evidenz stützt die Prämisse, dass regelmäßige körperliche Aktivität eine schützende Rolle spielen und das Risiko für viele Krebsarten verringern kann, und dass sie auch dazu beitragen kann, die negativen Auswirkungen der Behandlung zu mildern. Studien haben gezeigt, dass Bewegung Krebspatienten sowohl bei aktiver Therapie als auch danach zugutekommt.
Bei der Pressekonferenz wies Moderator Dr. Timothy Gilligan, medizinischer Onkologe an der Cleveland Clinic in Ohio, darauf hin, wie konsistent die Literatur in Bezug auf die Vorteile körperlicher Aktivität ist. „Ernährungsempfehlungen scheinen sich jedes Jahr zu ändern, aber wenn man sich die Forschung über Bewegung ansieht, zeigt sie durchweg viele Vorteile für die Gesundheit“, sagte er.
„Wir wollen ja die Menschen dazu bekommen sich zu bewegen. Insofern ist es ist interessant, dass wir hier einen langfristigen Effekt auf die körperliche Aktivität der Menschen gesehen haben“, so Gilligan.
Dieser Artikel wurde von Ute Eppinger aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
REFERENZEN:
1. Cancer Survivorship Symposium: Advancing Care and Research, 16. bis 17. Februar 2018, Orlando/USA
Medscape Nachrichten © 2018 WebMD, LLC
Diesen Artikel so zitieren: Vom Sport während der Chemotherapie profitieren Krebspatienten sogar noch 4 Jahre später - Medscape - 12. Mär 2018.
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