
Prof. Dr. Bernd Krause
Berlin – Mit neuartigen Radiotracern gelingt es, selbst kleinste maligne Tumoren und Metastasen im PET-Scan aufzuspüren. „Die hierfür zum Einsatz kommende PET-Hybridbildgebung – also die Kombination der Positronenemissionstomografie (PET) mit der Computertomografie (CT) oder der Magnetresonanztomografie (MRT) – zählt aktuell zu den ‚Hot Topics‘ in der Nuklearmedizin“, sagte Prof. Dr. Bernd Krause vom Universitätsklinikum Rostock, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin, auf einer Pressekonferenz beim 33. Deutschen Krebskongress in Berlin [1]. Derzeit wird in klinischen Studien untersucht, wie sich solche Tracer beim Prostatakarzinom auch für therapeutische Zwecke nutzen lassen.
Spezielle PET-Tracer für die Prostata
Molekulare Bildgebung nutzt spezifische Zielstrukturen maligner Tumoren, an denen dann mit einem Radionuklid markierte Tracer andocken, um Krebsgewebe aufzuspüren. Der gebräuchlichste PET-Tracer 18F-FDG (18F-Fluor-Deoxyglukose), ein radioaktiv markierter Zucker, lässt sich beim Prostatakarzinom – und einigen anderen Malignomen – allerdings nur sehr begrenzt einsetzen, wie Krause erklärte. Der Grund: 18F-FDG erkennt nicht nur Krebsgewebe, sondern auch andere Gewebe mit erhöhtem Glukosestoffwechsel. Und beim Prostatakarzinom sind erst die weit fortgeschrittenen Stadien stoffwechselaktiv.
Für die PET-CT-Diagnostik stehen jedoch mittlerweile 68Ga- oder 18F-markierte Tracer zur Verfügung, die das Prostata-spezifische Membran-Antigen PSMA erkennen. „PSMA stellt derzeit eine der interessantesten Zielstrukturen für die spezifische Prostatadiagnostik dar. So ist mit der PSMA-PET/CT eine hochsensitive Diagnostik möglich, bei der auch kleinste Manifestationen eines malignen Tumors – insbesondere im Rahmen der Rezidiv- bzw. Metastasendiagnostik – aufgespürt und mit hohem Bildkontrast dargestellt werden können“, erläuterte Krause.
Genaue Lokalisierung von Rezidiven
In Frage kommt die Methode etwa, wenn es bei einem Karzinompatienten nach bereits erfolgter Prostatektomie erneut zu einem Tumormarker-Anstieg gekommen ist. Denn ist das Rezidiv noch klein, stoßen andere, bei der Primärdiagnostik nützliche bildgebende Verfahren wie das multiparametrische MRT ohne den Einsatz der Hybridtechnik an ihre Grenzen.
„Die mit der PSMA-PET/CT mögliche genaue Lokalisierung des Rezidivs hat schließlich auch maßgeblichen Einfluss auf das weitere therapeutische Vorgehen, zum Beispiel ob dem Patienten zu einer Strahlentherapie oder einer Lymphadenektomie zu raten ist“, so der Rostocker Nuklearmediziner.
Radionuklid-Therapie mit Betastrahler
Für die Therapie könnten künftig jedoch auch die Radiotracer eine zunehmend wichtigere Rolle spielen. Dafür lässt sich die gleiche PSMA-Zielstruktur des Prostatakarzinoms verwenden, die man auch für die Bildgebung nutzt. „Statt den PSMA-Liganden wie zur Diagnostik mit einem mit einem Positronenstrahler zu koppeln, macht man dies dann mit einem Betastrahler wie zum Beispiel 177 Lutetium ( 177 Lu)“, erklärte Krause.
Das radioaktive Nuklid wird direkt zum Tumorgewebe transportiert, lagert sich dort an und entfaltet seine strahlentherapeutische Wirkung. „Da die Reichweite der 177 Lu-Strahlung nur wenige Millimeter beträgt, wird gesundes Gewebe weitgehend geschont“, so der Experte.
Eine mit dem Radioliganden 177 Lu-PSMA-617 an mehreren deutschen Kliniken durchgeführte retrospektive Multicenterstudie bei 145 Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom habe ein günstiges Sicherheitsprofil und eine gute Wirksamkeit der Methode gezeigt.
Start einer internationalen Phase-3-Studie
Die Verwendung von 177 Lu hat Krause zufolge noch einen weiteren Vorteil: „Das Nuklid gibt in den 3 dafür vorgesehenen Behandlungszyklen nicht nur therapeutische Beta-, sondern auch für die diagnostische Bildgebung nutzbare Gammastrahlung ab. Auf diese Weise lässt sich mittels SPECT/CT bereits 24 Stunden nach der jeweiligen Strahlentherapie nachverfolgen, ob und in welchem Maße diese im Tumorgewebe angekommen ist und ihre Wirkung entfaltet.“
Um die Lu-177-PSMA-Therapie beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom in Richtung Zulassung zu bringen, soll im 2. Quartal 2018 eine internationale Phase-3-Studie beginnen, an der Zentren aus USA und Europa – darunter auch mehrere deutsche Kliniken – teilnehmen werden.
REFERENZEN:
1. 33. Deutscher Krebskongress (DKK), 21. bis 24. Februar 2018, Berlin
Medscape Nachrichten © 2018 WebMD, LLC
Diesen Artikel so zitieren: Kleine Prostata-Karzinome besser aufspüren: Innovative Radiotracer für exakte Rezidiv-Diagnostik – und gezielte Therapie - Medscape - 8. Mär 2018.
Kommentar