Fortschritt, der Leben rettet: 15 Medizin-News, die im Jahr 2017 Schlagzeilen machten. Kennen Sie diese Highlights?

Claudia Gottschling

Interessenkonflikte

19. Dezember 2017


Immuntherapie gegen Krebs: Nur der Tod ist umsonst

Die neuen Möglichkeiten, das Immunsystem gegen Krebszellen zu schärfen, versetzte die Fachwelt in eine Art Goldgräberstimmung. Diese ließ nicht nach trotz jüngster Fehlschläge, z.B. bei der Immuntherapie gegen Lungenkrebs und Kopf-Hals-Tumoren. Onkologen sind weiterhin überzeugt, dass das Wirkprinzip der eigentlich schon mehr als 100 Jahre alten Idee funktioniert. Den Checkpoint-Inhibitoren wird derzeit die größte Aufmerksamkeit gewidmet. PD1-Hemmer gibt es bereits gegen Nierenkrebs, Blasenkrebs, Kopf-und Hals-Tumoren und das Hodgkin-Lymphom. Mit Pembrolizumab wurde dieses Jahr in der EU erstmals ein Immuntherapeutikum für die First-Line-Therapie von bestimmten Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) zugelassen.

Vor allem Patienten mit malignem Melanom profitierten 2017 von neuen Therapieoptionen. Im fortgeschrittenen Stadium sank das Sterberisiko nach 5 Jahren um ein Drittel. 3 weitere Medikamente verringerten das Rezidiv-Risiko deutlich. Die Überlebenszeit von Patienten mit Metastasen ist auf 2 Jahre gestiegen.

Viele Onkologen betrachten die rasante Marktentwicklung und das Tempo der Zulassungsverfahren kritisch. Nach Schätzungen laufen derzeit über 1.000 Studien, die mehr als 100.000 Patienten einschließen. Manche Krebskranke sprechen auf die neuen Mittel sehr gut an. Aber nur 20% bis 40% profitieren überhaupt von der Immuntherapie, häufig nicht dauerhaft und mit starken Nebenwirkungen. Zudem sind die Behandlungen sehr teuer. Ein Beispiel: Die Therapiekosten eines einzigen Melanom-Patients können rund 160.000 Euro betragen. Pro Jahr. Die Kostenexplosion in der Krebstherapie ist bedrohlich, eine Lösung nicht in Sicht. Wie viel sollte einer Gesellschaft der Gewinn an Lebenszeit wert sein?

Kommentar

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