4 von 10 Krebserkrankungen sind durch den Lebensstil verursacht – US-Forscher erstellen Ranking, was es zu vermeiden gilt

Pam Harrison

Interessenkonflikte

27. November 2017

In den Vereinigten Staaten sind mehr als 4 von 10 Krebserkrankungen bei Erwachsenen und fast die Hälfte der krebsbedingten Todesfälle mit potentiell modifizierbaren Risikofaktoren assoziiert. Dies zeigt eine Studie der American Cancer Society, die in CA: A Cancer Journal for Clinicians publiziert worden ist [1].

„Schätzungsweise 42% aller Krebserkrankungen und beinahe die Hälfte aller krebsbedingten Todesfälle des Jahres 2014 in den Vereinigten Staaten ließen sich auf gut untersuchte Risikofaktoren zurückführen. Viele hätten also durch effektive Präventionsmaßnahmen verhindert werden können“, erklären Prof. Dr. Farhad Islami, Strategischer Direktor des Ressorts Forschung zur Krebs-Überwachung der American Cancer Society, in Atlanta/Georgia, und seine Kollegen.

„Unsere Ergebnisse unterstreichen, wie unvermindert notwendig eine durchgreifende Umsetzung bekannter Präventionsmaßnahmen im ganzen Land ist, um Morbidität und vorzeitigen Tod durch jene Krebserkrankungen zu reduzieren, die mit potentiell modifizierbaren Risikofaktoren assoziiert sind“, fügen sie hinzu.

Besonders schädlich: Rauchen, Trinken und Übergewicht

Die Daten aus dem Jahr 2014 über Neuerkrankungen mit invasiven Tumoren lieferten die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und das National Cancer Institute. Die Zahlen zu Krebstodesfällen stammten ebenfalls von den CDC.

„Zigarettenrauchen war mit weit mehr Krebserkrankungen und Todesfällen assoziiert als jeder andere einzelne Risikofaktor. Fast 20% aller Krebserkrankungen und 30% aller krebsbedingten Todesfälle gingen auf dieses Konto“, haben die Studienautoren ermittelt.

Am häufigsten verursachte das Rauchen Lungenkrebs, aber es trug auch zu einer großen Zahl von Karzinomen des Larynx, des Ösophagus, des Mundraums und der Nasennebenhöhlen bei.

 
Unsere Ergebnisse unterstreichen, wie unvermindert notwendig eine durchgreifende Umsetzung bekannter Präventionsmaßnahmen im ganzen Land ist … Prof. Dr. Farhad Islami
 

Übergewicht war der zweithäufigste modifizierbare Risikofaktor für Krebs. Es verursachte 7,8% aller Tumoren und 6,5% aller krebsbezogenen Todesfälle. Vor allem war es verantwortlich für eine unverhältnismäßig hohe Zahl von Uteruskarzinomen, nämlich fast 69%, außerdem für mehr als ein Drittel der Gallenblasentumoren und ungefähr ein Drittel der Nieren- und Nierenbeckenkarzinome.

„Alkoholkonsum stand bei Frauen an dritter Stelle als Auslöser von Krebserkrankungen allgemein … und bei Männern an vierter“, und zwar mit Anteilen von 6,4% und 4,8% an allen Krebserkrankungen, teilen die Forscher mit. Insgesamt sei Alkohol mit 5,6% der Krebserkrankungen und 4% der krebsbedingten Todesfälle assoziiert gewesen, fügen sie hinzu.

Die Forscher fanden ebenfalls heraus, dass fast 50% der Karzinome in Mundhöhle und Pharynx bei Männern mit Alkoholkonsum assoziiert waren. Eine weitere Ursache von Mund- und Pharynxkarzinomen waren Humane Papillomaviren (HPV), besonders bei Männern im mittleren Alter.

Ernährungsgewohnheiten seien bei Männern und Frauen in unterschiedlichem Ausmaß an potentiell vermeidbaren Krebsformen beteiligt, erläutern die Forscher. Dazu gehören unzureichende Aufnahme von Kalzium, geringe Zufuhr von Obst, Gemüse und Ballaststoffen sowie Verzehr von zu viel rotem und industriell verarbeitetem Fleisch.

Der auf die Bevölkerung zurückführbare Anteil (population-attributable fraction, PAF) von mehreren dieser ernährungsabhängigen Risikofaktoren für kolorektale Karzinome war ziemlich hoch, je nachdem welcher Risikofaktor beurteilt wurde.

Ungesunde Ernährung und Krebsrisiko

 

Anteil an allen
Krebserkrankungen
insgesamt

PAF für Darmkrebs

Niedrige Aufnahme         
von Kalzium

0,4%

4,9%

Geringer Verzehr von
Obst und Gemüse

1,9%

NA

Geringe Zufuhr von
Ballaststoffen

NA

10,3%

Verzehr von rotem Fleisch

NA

5,4%

Verzehr von
verarbeitetem Fleisch

NA

8,2%


Bewegungsmangel, UV-Licht,
virale Infektionen

Bewegungsmangel war mit knapp 3% aller Krebserkrankungen insgesamt assoziiert. Speziell für geringfügig erhöhte Brustkrebsraten bei Frauen war Bewegungsmangel verantwortlich.

„Tatsächlich machte die Kombination von Übergewicht, Alkoholkonsum, ungesunder Ernährung und Bewegungsmangel den höchsten Anteil aller Krebserkrankungen bei Frauen aus und wurde bei Männern nur vom Zigarettenrauchen auf den zweiten Platz verwiesen“, so die Wissenschaftler über ihre Beobachtungen. „Diese Ergebnisse machen deutlich, wie wichtig es ist, umfassende Leitlinien mit Empfehlungen zu Gewichtskontrolle, Alkoholkonsum, Ernährung und Bewegung zu befolgen“, merken sie an.

Die Forscher stellten außerdem fest, dass praktisch alle Melanom-Erkrankungen auf Exposition zu ultraviolettem Licht zurückgingen. Non-Melanom-Hauttumoren waren bei dieser Analyse nicht berücksichtigt. Exposition mit ultraviolettem Licht hatte mit 5,8% den zweitgrößten Einfluss auf alle Krebserkrankungen bei Männern. Bei Frauen trug dies in geringerem Maß zu Karzinomen bei.

 
Zigarettenrauchen war mit weit mehr Krebserkrankungen und Todesfällen assoziiert als jeder andere einzelne Risikofaktor. Prof. Dr. Farhad Islami
 

Die Wissenschaftler schätzen, dass 3,3% aller Krebserkrankungen durch Infektionen verursacht wurden. Die hauptsächlichen Erreger waren Hepatitis B- und C-Viren sowie HPV.

„2014 betrug der Anteil aller krebsassoziierten Todesfälle, die sich definierten Risikofaktoren zuordnen ließen, 47,9% ... bei Männern, 42,1% ... bei Frauen und 45,1% für beide Geschlechter zusammengenommen“, schreiben die Autoren.

„Wir haben wahrscheinlich den tatsächlichen Anteil von Krebserkrankungen unterschätzt, die auf einige individuelle Risikofaktoren und die Kombination aller potentiell modifizierbaren Faktoren zurückgehen“, resümieren sie.


Dieser Artikel wurde von Dr. Angela Speth aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.



REFERENZEN:

1. Islami F, et al: CA Cancer J Clin. (online) 21. November 2017

Kommentar

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