Schweres Asthma: Benralizumab senkt Glukokortikoid-Dosis und  Exazerbationsrate deutlich – „klinisch relevante Ergebnisse“

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

8. Juni 2017

Washington, DC – Der Interleukin-5-Rezeptorantagonist Benralizumab kann bei schwerem  eosinophilem Asthma im Vergleich zu Placebo die Dosis oraler Glukokortikoide  und die Exazerbationsrate signifikant senken. Dies ergab die Phase-3-Studie  ZONDA, deren Ergebnisse von Prof. Dr. Parameswaran Nair, McMaster Universität und St. Joseph’s Healthcare,  Hamilton, Kanada, beim Jahreskongress 2017 der American Thoracic Society (ATS)  im Mai in Washington vorgestellt und parallel im New England Journal of Medicine publiziert wurden [1;2].

„Häufiger oder lang  anhaltender Gebrauch systemischer Glukokortikoide kann zu potenziell  lebensbedrohlichen Komplikationen führen, wie Osteoporose, Diabetes mellitus,  kardiovaskulären Erkrankungen und adrenaler Suppression“, erläuterte Nair in  einer Pressemitteilung  der ATS. „Wir benötigen  neue, sichere Therapien, die den Bedarf an systemischen Glukokortikoiden bei  Patienten mit schwerem Asthma verringern.“

„Die ZONDA-Studie befasst sich im  Gegensatz zu anderen Studien mit Glukokortikoid-abhängigem Asthma und damit mit  der ‚echten‘ schwergradigen Erkrankung. Die Ergebnisse sind daher klinisch  relevant“, so die Aussage von Prof. Dr. Dr. Claus Kroegel, Leiter der Abteilung Pneumologie und  Allergologie/Immunologie, Medizinische Klinik I, Klinikum der Universität Jena,  gegenüber Medscape. „Allerdings  bleibt offen, wie viele der in die Studie eingeschlossenen Patienten nicht an  einem Asthma, sondern vielmehr an einer hypereosinophilen Erkrankung wie einer  eosinophilen Granulomatose mit Polyangiitis – früher Churg-Strauss-Syndrom –,  einem hypereosinophilem Syndrom oder einer chronischen eosinophilen Pneumonie  leiden.“

Benralizumab beseitigt Eosinophile

Benralizumab  ist ein humanisierter, afucosylierter monoklonaler Antikörper, der an die  Alpha-Untereinheit des Interleukin-5(IL-5)-Rezeptors bindet. Die Entfernung der  Fucose von den Oligosacchariden in der Fc-Region erhöht die Bindungsaffinität  für den Fcγ-Rezeptor IIIa (CD16) auf Natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) und verstärkt  die Zerstörung von Eosinophilen durch ADCC (Antibody-dependent Cell-mediated Cytotoxicity).  Unter Benralizumab kommt es deshalb zu einer raschen und vollständigen  Depletion von eosinophilen Granulozyten.

 
Wir benötigen neue, sichere Therapien, die den Bedarf an systemischen Glukokortikoiden bei Patienten mit schwerem Asthma verringern.   Prof. Dr. Parameswaran Nair
 

Die  Bindung an die Alpha-Untereinheit des IL-5-Rezeptors soll eine Verschlechterung  des Asthmas durch Autoimmunmechanismen vermeiden, wie sie bei anderen  IL-5-Antagonisten beobachtet wurde. In 2 Phase-3-Studien, nämlich CALIMA und SIROCCO,  war bereits gezeigt worden, dass Benralizumab als Add-On-Therapie bei Patienten  mit Asthma, die mit inhalierbaren Steroiden und lang wirkenden  Beta-Sympathomimetika behandelt wurden, die Exazerbationsrate deutlich senken  konnte. In der ZONDA-Studie untersuchten nun Nair und seine Kollegen die  Wirkung von Benralizumab bei Asthmatikern, die ihre Erkrankung nur mit oralen Glukokortikoiden  kontrollieren konnten.

Niedrige Glukokortikoid-Dosis mit Benralizumab

In der  doppelblinden Phase-3-Studie wurden 220 Patienten in 3 Armen randomisiert mit  Benralizumab 30 mg s.c. alle 4 Wochen, Benralizumab 30 mg s.c. alle 8 Wochen  nach initial 3 4-wöchentlichen Gaben und Placebo über 28 Wochen behandelt.  Primärer Endpunkt war die prozentuale Änderung der oralen Glukokortikoid-Dosis  bis Woche 28 bei erhaltener Symptomkontrolle.

Die mit  Benralizumab behandelten Patienten konnten ihre Glukokortikoid-Dosis um 75%  verringern, während sie in der Placebogruppe nur um 25% gesenkt werden konnte  (p < 0,001). 33% der Patienten unter 4-wöchentlichem Benralizumab und 37%  unter 8-wöchentlicher Therapie konnten ihre Glukokortikoid-Dosis sogar um 90%  oder mehr verringern, während dies in der Placebo-Gruppe nur bei 12% möglich  war. Die Chance (Odds) für eine Reduktion oraler Glukokortikoid-Dosen war 4,09-fach höher bei 4-wöchentlicher und 4,12-fach höher bei 8-wöchentlicher  Benralizumab-Gabe als in der Placebogruppe (jeweils p < 0,001). Bei  Behandlung mit Benralizumab konnten 56% bzw. 52% der Patienten die Glukokortikoid-Einnahme  ganz beenden, unter Placebo war dies bei 19% möglich.

Die  jährliche Asthma-Exazerbationsrate war bei 4-wöchentlicher Behandlung mit dem  IL-5-Antikörper um 55% (p = 0,003) und bei 8-wöchentlicher Behandlung um 70%  geringer (p < 0,001) als unter Placebo.

Die  Verträglichkeit des IL-5-Antikörpers war gut. Schwere unerwünschte Wirkungen  traten bei 19% der Patienten unter Placebo und bei je 10% in den beiden  Antikörper-Gruppen auf.

 
Die ZONDA-Studie befasst sich mit Glukokortikoid-abhängigem Asthma und damit mit der ‚echten‘ schwergradigen Erkrankung. Die Ergebnisse sind daher klinisch relevant. Prof. Dr. Dr. Claus Kroegel
 

Unklar  ist, warum Benralizumab bei etwa 20% der Patienten keinen Effekt auf die Glukokortikoid-Dosis  hatte. Hierzu Kroegels  Vermutung: „Einige Patienten, die das klinische Bild eines schweren Asthmas  zeigen, leiden tatsächlich an einer anderen Erkrankung. Die systemische Kortisontherapie  behindert hier die diagnostische Abklärung.“

Die  Autoren weisen abschließend darauf hin, dass die Studie nur 28 Wochen dauerte  und daher keine Schlussfolgerungen zu Langzeiteffekten gezogen werden können.



REFERENZEN:

1. Kongress  der American Thoracic Society (ATS) 2017, 19. bis 24. Mai 2017, Washington  DC/USA

2. Nair P, et al: NEJM (online) 22. Mai 2017

Kommentar

3090D553-9492-4563-8681-AD288FA52ACE
Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.

wird bearbeitet....