Chicago – Patienten mit Kolonkarzinom, die nach der Operation gesundheitsbewusst lebten, hatten ein um 42% niedrigeres Risiko zu sterben und im Trend ein niedrigeres Risiko für ein Rezidiv. Die Patienten achteten auf ein normales Körpergewicht, bewegten sich regelmäßig und ernährten sich mit viel Ballaststoffen, Gemüse und Früchten und wenig rotem Fleisch. Als Vergleich dienten Patienten, die weniger gesundheitsbewusst lebten.

PD Dr. Erin Van Blarigan
Dies ist das Ergebnis einer prospektiven Kohortenstudie mit 992 Kolonkarzinom-Patienten, welche in der CALGB-89803-Studie nach der Operation eine adjuvante Chemotherapie erhalten hatten. Die Ergebnisse stellte PD Dr. Erin Van Blarigan, Universität von Kalifornien, San Francisco, in einer Vorab-Pressekonferenz zur Tagung der ASCO 2017 (American Society of Clinical Oncology) vor [1].
Erdnüsse hatten keinen schützenden Effekt

Dr. Temidayo Fadelu
Diese Befunde werden durch Ergebnisse einer weiteren vorab von Dr. Temidayo Fadelu, Dana Farber Cancer Institute, Boston, vorgestellten Beobachtungsstudie ebenfalls mit den Daten der CALGB-89803-Studie unterstützt: Beim regelmäßigen Konsum von mindestens 57 Gramm Nüssen pro Woche war das Rezidiv- und Sterberisiko bei Patienten mit Kolonkarzinom verringert. Als wirksam erwiesen sich dabei in erster Linie auf Bäumen wachsende Nüsse, während die in den USA sehr häufig konsumierten Erdnüsse keinen Effekt hatten. „Diese Studie belegt, dass Ernährungs- und Lebensstilmodifikationen bei Patienten mit Kolonkarzinom tatsächlich einen schützenden Effekt haben können“, so Fadelu.
Prof. Dr. Daniel F. Hayes, Präsident der ASCO, University of Michigan Comprehensive Cancer Center, Ann Arbor, betonte: „Diese Studien zeigen deutlich, dass zusätzlich zu einer guten Standardtherapie, die die Krebssterblichkeit deutlich verringert, das Verhalten der Patienten und was sie essen und trinken einen Unterschied macht.
Es muss jedoch betont werden, dass die Autoren nicht vorschlagen, dass ein gesunder Lebensstil allein als Ersatz für eine Standard-Chemotherapie oder andere Behandlungen des Kolonkarzinoms angesehen werden kann, die das Überleben dramatisch verbessert haben. Patienten würden häufig fragen, was sie zusätzlich zu ihrer Therapie noch tun könnten, um ein Rezidiv zu verhindern. „Die gute Nachricht ist, dass wir ihnen nun Informationen auf der Grundlage einer relativ großen Datenbasis anbieten können“, so Hayes weiter.
ACS-Leitlinie zu Ernährung und körperlicher Aktivität
Viele Krebspatienten interessieren sich für zusätzliche Maßnahmen, mit denen sie ihre Überlebenschancen erhöhen können. „Als Reaktion auf die Interessen und Bedürfnisse der Patienten publizierte die American Cancer Society (ACS) 2012 Leitlinien zu Ernährung und körperlicher Aktivität für Patienten, die eine Krebserkrankung überstanden haben. Es ist jedoch nicht bekannt, ob die Beachtung dieser Leitlinien nach einer Krebsdiagnose mit einem verbesserten Outcome einhergeht“, so Van Blarigan. Sie und ihre Kollegen untersuchten deshalb an Patienten mit Kolorektalkarzinom, die in der CALGB-89803-Studie eine adjuvante Chemotherapie erhielten, wie sich der Lebensstil auf das rezidivfreie und das Gesamtüberleben auswirkte.
Daten zum Lebensstil wurden im Verlauf der Studie mit Hilfe validierter Fragebögen zweimal erhoben. Anhand eines Scores zwischen 0 und 6 wurde beurteilt, wie stark sich die Patienten an die ACS-Leitlinien hielten, wobei ein Score von 0 einem ungesunden Lebensstil entsprach und ein Score von 6 bedeutete, dass der Patient die empfohlenen Maßnahmen befolgte. Die Untersucher konzentrierten sich in erster Linie auf folgende Punkte:
Einhaltung eines gesunden Körpergewichts,
regelmäßige körperliche Aktivität,
Ernährung reich an Ballaststoffen, Gemüse, Früchten und arm an rotem und prozessiertem Fleisch,
Alkoholkonsum.
Nach einer medianen Beobachtungszeit von über 7 Jahren zeigte sich, dass die 91 überlebenden Patienten (9%) mit einem gesunden Lebensstil (Score 5 bis 6) im Vergleich zu 261 Patienten (26%) mit niedrigem Score (0 bis 1) ein um 42% niedrigeres Sterberisiko aufwiesen (Hazard-Ratio 0,58, p-Trend 0,01) und im Trend das krankheitsfreie Überleben verlängert war. Auch bei gleichzeitigem Alkoholkonsum hatten die Personen mit gesundem Lebensstil ein um 51% geringeres Sterberisiko und ein um 36% niedrigeres Rezidivrisiko als Personen mit ungesundem Lebensstil. Für diesen Effekt waren alle 3 Faktoren Körpergewicht, körperliche Aktivität und Ernährung ähnlich wichtig.
Nüsse als Lebensverlängerer
„Zahlreiche Studien im Bereich von Kardiologie und Diabetes haben den Nutzen des Konsums von Nüssen gezeigt. Daher wollten wir wissen, ob sich dieser Nutzen auch bei Patienten mit Kolonkarzinom zeigt“, erklärte Fadelu. Mit einem Fragebogen wurden Kolonkarzinom-Patienten der CALGB-89803-Studie zu ihren Ernährungsgewohnheiten und zu ihrem Nusskonsum befragt. Fadelu und seine Kollegen analysierten dann die Assoziation zwischen Konsum aller Nussarten und dem Konsum von Baumnüssen mit dem Risiko eines Kolonkarzinomrezidivs und dem Sterberisiko.
Patienten, die mehr als 57 g Nüsse aller Arten pro Woche konsumierten (19% in der Studie) hatten ein um 42% gesenktes Risiko für ein Rezidiv (HR 0,58, 95%-KI 0,37-0,92) und ein um 57% geringeres Sterberisiko (HR 0,42, 95%-KI 0,24-0,74) im Vergleich zu Patienten ohne Nusskonsum nach dem Ende der Chemotherapie.
Der Nutzen des Nuss-Konsums war unabhängig von verschiedenen Faktoren wie Alter, Körpermassenindex oder genetischen Veränderungen im Tumor. Bei Patienten, die nur Baumnüsse – wie Mandeln, Wal- oder Haselnüsse, Cashewkerne und Pekannüsse – konsumierten, war das Rezidivrisiko um 42% und das Sterberisiko um 53% geringer als bei Patienten, die keine Nüsse aßen.
Keine signifikanten Effekte konnten bei Konsum von Erdnüssen oder Erdnussbutter gesehen werden. Möglicherweise ist dies darauf zurück zu führen, dass Erdnüsse zu den Hülsenfrüchten gehören und eine andere Zusammensetzung aufweisen als z.B. die zu den Buchenartigen gehörenden Wal- oder Haselnüsse.
REFERENZEN:
Medscape Nachrichten © 2017 WebMD, LLC
Diesen Artikel so zitieren: Nach Kolonkarzinom-OP: Wer gesund lebt und sich gesund (mit Nüssen) ernährt, hat wohl bessere Überlebenschancen - Medscape - 22. Mai 2017.
Kommentar