Erste Endpunktstudie mit PCSK9-Hemmer positiv: Evolocumab senkt kardiovaskuläre Risiken – ein Meilenstein?

Nadine Eckert

Interessenkonflikte

7. Februar 2017

Der PCSK9-Hemmer Evolocumab (Repatha®) reduziert bei Patienten mit bereits optimierter Statintherapie signifikant das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und ist dabei sicher in der Anwendung, gab Hersteller Amgen in einer Mitteilung vom 3. Februar bekannt [1]. Die detaillierten Ergebnisse der großen Outcome-Studie FOURIER werden allerdings erst im März beim ACC-Kongress in Washington veröffentlicht.

Prof. Dr. Ulrich Laufs

„Die positive Pressemitteilung besagt, dass eine LDL-Cholesterin-Senkung mit Evolocumab um weitere 50 bis 60 Prozent zusätzlich zu einer guten Statintherapie, d.h. von ca. 90 mg/dl auf ca. 40 mg/dl, zu einer weiteren Reduktion von Herzinfarkten, Schlaganfällen und kardiovaskulärem Tod führt und dabei sicher ist“, kommentiert Prof. Dr. Ulrich Laufs, im Gespräch mit Medscape die vorgestellten Ergebnisse. Laufs leitet die AG Klinisch-Experimentelle Medizin an derKlinik für Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin am Universitätsklinikum des Saarlandes.

Entwarnung für die Kognition

Amgen berichtet weiter, dass auch die mit FOURIER-Patienten durchgeführte EBBINGHAUS-Studie zur kognitiven Funktion ihren primären Endpunkt erreicht habe. Im Vergleich zu Placebo hatte Evolocumab demnach keinen negativen Effekt auf die kognitive Funktion. „In früheren Studien mit PCSK9-Hemmern (OSLER und ODYSSEY LONGTERM) hatte es einen Trend hin zu neurokognitiven Beschwerden gegeben, deshalb wurde dieser Aspekt hier noch einmal gesondert untersucht“, erklärt Laufs.

Das Akronym FOURIER steht für Further Cardiovascular Outcomes Research with PCSK9 Inhibition in Subjects with Elevated Risk. Die teilnehmenden Patienten hatten einen Myokardinfarkt oder einen ischämischen Schlaganfall hinter sich oder litten an einer symptomatischen peripheren arteriellen Verschlusserkrankung. Ihr LDL-Cholesterin-Wert lag über 70 mg/dl oder sie hatten einen Nicht-HDL-Cholesterin-Wert ≥ 100 mg/dl. Ihre Statin-Therapie war bereits optimiert, sie erhielten mindestens 20 mg Atorvastatin.

Randomisiert wurden sie auf Evolocumab, welches subkutan verabreicht wird (140 mg alle 2 Wochen oder 420 mg monatlich) oder Placebo, ebenfalls subkutan alle 2 Wochen oder monatlich verabreicht.

Primärer und sekundärer Endpunkt erreicht

Der primäre kombinierte Endpunkt der Studie bestand aus kardiovaskulärem Tod, nichttödlichem Myokardinfarkt, nichttödlichem Schlaganfall, Hospitalisierung aufgrund einer instabilen Angina pectoris oder einer koronaren Revaskularisierung. Der sekundäre Hauptendpunkt war kardiovaskulärer Tod, nichttödlicher Herzinfarkt oder nichttödlicher Schlaganfall.

 
Die Details bleiben abzuwarten, aber schon jetzt ist davon auszugehen, dass diese Meilensteinstudie erheblichen Einfluss auf die Patientenversorgung haben wird. Prof. Dr. Ulrich Laufs
 

Sowohl im Hinblick auf den primären kombinierten Endpunkt als auch auf den sekundären Hauptendpunkt sei Evolocumab Placebo überlegen gewesen, so Amgen.

Warten auf den ACC

In einer erst kürzlich veröffentlichten Analyse von 14 Studien hatte sich ein potenzieller negativer Effekt von PCSK9-Hemmern auf die Neurokognition nicht bestätigt. Allerdings fanden sich dort Hinweise auf ein möglicherweise erhöhtes Kataraktrisiko.

Laut Mitteilung von Repatha®-Hersteller und FOURIER-Studiensponsor Amgen wurden in FOURIER „keine neuen Sicherheitssignale beobachtet“. Mehr ist der Mitteilung nicht zu entnehmen, die den Verpflichtungen einer Aktiengesellschaft geschuldet ist.

„FOURIER hat den PCSK9-Hemmer bei mehr als 27.000 Patienten untersucht. Die große FOURIER-Population umfasst ein breites Spektrum von Patienten in der Sekundärprävention einschließlich pAVK und zerebraler Ischämie. Die Details bleiben abzuwarten, aber schon jetzt ist davon auszugehen, dass diese Meilensteinstudie erheblichen Einfluss auf die Patientenversorgung haben wird“, kommentiert Laufs.

Detaillierte Informationen zu den Studienergebnissen unterliegen noch dem Embargo bis zur vollen wissenschaftlichen Publikation. So werden u.a. die Höhe der relativen und absoluten Risikoreduktion mit Evolocumab, aber auch Daten zur Sicherheit am 17. März 2017 im Rahmen einer „Late-Breaking Clinical Trials Session“ beim ACC-Kongress präsentiert. Am Tag darauf folgen die Ergebnisse der EBBINGHAUS-Studie.

 

REFERENZEN:

1. Amgen: Pressemitteilung, 03. Februar 2017

 

 

Kommentar

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