Meinung

Ist es gesund und sicher, sich während der Schwangerschaft vegan oder vegetarisch zu ernähren?

Drew Ramsey, MD

Interessenkonflikte

6. Februar 2017

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Mein Name ist Dr. Drew Ramsey und ich möchte in unserem Brain Food Blog heute der Frage nachgehen, ob es eigentlich sicher ist, sich während der Schwangerschaft vegan und vegetarisch zu ernähren? Wir werden dazu einen Blick auf die vorhandene Literatur werfen und darüber sprechen, was klinischerseits erforderlich ist, wenn man es mit einer veganen oder vegetarischen Patientin zu tun hat, die eine Schwangerschaft in Erwägung zieht.

Vegane und vegetarische Kostformen sind pflanzenbasierte Diäten. Sie erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, da sich die Menschen zunehmend Gedanken um ihre Gesundheit machen, wenn es um das Thema Ernährung geht. Pflanzen als Nahrungsmittel sind im Allgemeinen eine sehr gute Wahl, vor allem, wenn es sich um bunte Pflanzen handelt, da diese im Mittel über eine höhere Nährstoffdichte verfügen. Eine pflanzenbasierte Kost hat nachweislich eine ganze Reihe von positiven gesundheitlichen Auswirkungen, u.a. einen niedrigeren Body Mass Index (BMI) und weniger Adipositas- und Diabetesfälle. Vegane und vegetarische Kostformen führen sicherlich zur Aufnahme höherer Mengen bestimmter Nährstoffe wie Magnesium, Folsäure und Ballaststoffe, die alle in der normalen westlichen Kost im Allgemeinen in zu geringen Mengen auftauchen.

 
Vegane und vegetarische Kost setzt Frauen einer ganzen Reihe von Mangelrisiken aus.
 

Mit Blick auf Schwangerschaften gibt es hier zwei wichtige Arbeiten. Die eine, die mich auch auf das Thema neugierig gemacht hat, stammt von Dror und Allen aus dem Jahr 2008 und besteht aus einer Reihe von gepoolten Daten aus Fallstudien [1]. Sie untersuchten 30 Fälle eines schweren Vitamin-B12-Mangels während der Schwangerschaften von sich vegan ernährenden Frauen sowie bei Frauen mit perniziöser Anämie. Von den 30 Veganerinnen mit einem Vitamin-B12-Mangel in der Schwangerschaft wiesen 60% der Kinder schwere Entwicklungsverzögerungen auf und 37% zeigten Anzeichen einer Hirnatrophie. Unter einer Vitaminsubstitution verbesserten sich die neurologischen Symptome der Säuglinge sehr bald, doch 50% der Kinder zeigten über einen längeren Zeitraum auch unter erfolgter Vitaminsubstitution weiterhin eine verzögerte Entwicklung. Gewiss sind hier auch langfristige Folgen möglich. Für die Betreuung dieser Frauen bedeutet dies, dass wir zu Partnern ihrer veganen Kostform werden müssen, damit gewährleistet ist, dass sie über einen ausreichenden Vitamin-B12-Spiegel verfügen und auch genügend Mengen an Eisen, Zink und langkettigen Omega-3-Fettsäuren während der Schwangerschaft erhalten.

Der zweite Artikel, der hier interessant ist, erschien 2015 im British Journal of Obstetrics and Gynaecology [2]. Die Autoren fanden für diesen systematischen Review 13 relevante Arbeiten, die sich auf die Verfassung von Mutter und Kind konzentrierten, wobei 9 auch Ernährungsdefizite im Blick hatten. Die wesentliche Erkenntnis der Arbeit ist, dass es keine randomisierten klinischen Studien zur veganen oder vegetarischen Ernährung während der Schwangerschaft gibt. Es ist somit schwierig eindeutige klinische Empfehlungen zu geben. Die epidemiologischen Daten waren sehr heterogen oder „dürftig“, wie die Forscher es bezeichnen, was sicherlich wahr ist. Insgesamt gab es keine klaren Hinweise auf negative Auswirkungen. In einer der größeren Studien fanden sich Hinweise auf ein erhöhtes Hypospadierisiko.

 
Es erscheint wichtig, die Omega-3-Fette im Blick zu behalten.
 

Der entscheidende Punkt ist, dass die vegane und vegetarische Kost die Frauen einer ganzen Reihe von Mangelrisiken aussetzt. Dies gilt bei Veganern für das Vitamin B12 und bei Veganern und Vegetariern für Eisen, Zink und langkettige Omega-3-Fettsäuren. Letztere nehmen ihren Ursprung in Algen und gelangen über die Anreicherung im Fisch und in Meeresfrüchten auf unsere Teller. Natürlich bringen viele Veganerinnen und Vegetarierinnen gesunde Kinder zur Welt. Es gibt ja Nahrungsergänzungsmittel. Angesichts der positiven Auswirkungen durch Omega-3-Fettsäuren, die man bei Patienten mit affektiven Störungen oder psychotischen Erkrankungen in der Anamnese beobachten kann, erscheint es wichtig, die Omega-3-Fette im Blick zu behalten. Wenn jemand sie nicht auf seinem Speiseplan hat und anamnestisch mit affektiven Störungen zu tun hat oder dafür ein erhöhtes Risiko aufweist, sollte über eine Supplementierung nachgedacht werden. Aus einigen Daten geht hervor, dass Frauen, die mehr Fisch essen oder einen höheren Spiegel für Docosahexaensäure aufweisen, ein geringeres Risiko für eine portpartale Depression aufweisen.

Dies waren ein paar Beispiele dafür, wie eine pflanzenbasierte Kost sich klinisch in einer Schwangerschaft auswirken kann. Ich hoffe, dass dadurch die Aufgabe des Arztes als Partner in der Betreuung solcher Schwangerschaften deutlicher wurde. Es geht darum, den Frauen ein Verständnis für die Folgen ihrer Ernährung zu vermitteln und sie auf den Weg einer umfassenden Ernährung zu bringen, sei es über Nahrungsmittel oder über den Weg der Supplementierung.

 

REFERENZEN:

1. Dror DK, Allen LH. Nutr Rev. 2008;66:250-255

2. Piccoli GB, Clari R et al. BJOG. 2015;122:623-633

 

Kommentar

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