Typ-1-Diabetiker machen genauso viel – oder besser genauso wenig – Sport wie die Allgemeinbevölkerung. Doch bei ihnen gesellt sich neben dem inneren Schweinhund noch die Angst vor Hypoglykämien als Hinderungsgrund hinzu. Eine internationale Expertengruppe hat nun Empfehlungen für Sport bei Typ-1-Diabetes herausgegeben [1].
Generell empfehlen die Experten Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes mindestens 150 Minuten körperliche Aktivität pro Woche, wobei maximal 2 aufeinander folgende Tage sportfrei bleiben sollten.
Engmaschige Blutzuckerüberwachung
Blutzuckermessungen vor, während und nach den Trainingseinheiten seien entscheidend für eine stabile und sichere Blutzuckereinstellung, heißt es in den Empfehlungen von Prof. Dr. Michael C. Riddell vom Muscle Health Research Centre, York University, Toronto, und seinen Kollegen.
Wie hoch der Blutzucker bei Trainingsbeginn sein sollte, ist individuell unterschiedlich. Die Autoren nennen jedoch Richtwerte: Für die meisten Patienten, die maximal eine Stunde Ausdauertraining (aerobes Training) machen wollen, ist demnach ein Ausgangswert im Bereich von 7 bis 10 mmol/l (126 bis 180 mg/dl) vernünftig. Höhere Blutzuckerkonzentrationen können in einigen Situationen akzeptabel sein, wenn ein zusätzlicher Schutz vor Hypoglykämien notwendig ist.
Steht dagegen eine Einheit anaerobes Training oder hoch intensives Intervalltraining (HIIT) an, kann mit einem niedrigeren Blutzuckerwert von 5 bis 7 mmol/l (90 bis 126 mg/dl) gestartet werden. Der Grund: Die Blutzuckerkonzentration bleibt bei dieser Art von Training relativ stabil oder sinkt in geringerem Ausmaß als bei kontinuierlichem aerobem Training – sie kann sogar leicht ansteigen.
Tipps für das Erreichen des optimalen Ausgangswerts vor Sportbeginn Wie erreicht man nun den empfohlenen Blutzuckerausgangswert? Ausgehend vom gemessenen Blutzuckerwert empfehlen die Experten folgendes Vorgehen:
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Erhöhte Ketonwerte vor dem Training behandeln
Erhöhte Ketonwerte in Blut (≥ 1,5 mmol/l) oder Urin (≥ 2+ oder 4,0 mmol/l) sollten Typ-1-Diabetiker vor dem Beginn eines Trainings durch die Anwendung von Insulin und bei Bedarf durch die Aufnahme von Kohlenhydraten behandeln.
Das Expertenpanel empfiehlt zudem, die Ursache einer erhöhten Ketonkonzentration zu identifizieren, etwa eine Krankheit, Ernährungsveränderungen, eine noch nicht lange zurückliegende anstrengende Trainingseinheit oder das Weglassen von Insulin.
Liegt die Ketonkonzentration bei 3,0 mmol/l oder darüber, sollte zur Behandlung sofort ein Arzt aufgesucht werden.
Nicht nur erhöhte Ketonwerte stellen eine Kontraindikation für Sport dar. Auch bei noch nicht allzu lang (höchstens 24 Stunden) zurückliegenden schweren Hypoglykämien (Blutzucker ≤ 2,8 mmol/l [50 mg/dl] oder Fremdhilfe erforderlich) sollte auf das Training verzichtet werden.
Insulintherapie und Kohlenhydrataufnahme anpassen
Die Reaktion des Blutzuckers auf verschiedene Trainingsformen und -intensitäten ist hoch variabel und individuell unterschiedlich. Häufige Blutzuckermessungen und eine Anpassung sowohl der Basal- als auch der Bolusinsulindosis sowie der Aufnahme von Kohlenhydraten während und nach dem Sport sind die Voraussetzung für eine gute Blutzuckereinstellung.
Aerobe Trainingseinheit: Entscheidungshilfen für Typ-1-Diabetiker Findet das Training im nüchternen oder postabsorptiven Zustand mit niedrigem Level an Bolusinsulin statt?
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REFERENZEN:
1. Riddell MC, et al: Lancet Diabetes Endocrinol 2017 (online) 23. Januar 2017
Medscape Nachrichten © 2017 WebMD, LLC
Diesen Artikel so zitieren: Sicher Sport treiben bei Typ-1-Diabetes – Experten-Empfehlungen zu Ausgangswerten sowie zu aerobem und anaerobem Training - Medscape - 31. Jan 2017.
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