Gewappnet für den nächsten Ausbruch: Ebola-Imfstoff rVSV-ZEBOV ist zu 100 Prozent wirksam

Michael Simm

Interessenkonflikte

4. Januar 2017

Ein hochwirksamer Impfstoff gegen das Ebola-Virus wird voraussichtlich bereits im Jahr 2018 zugelassen und in den am stärksten gefährdeten Ländern Afrikas zur Verfügung stehen, teilt die Weltgesundheitsorganisation WHO mit. Die Verlautbarung stützt sich dabei auf mehrere Impfstudien, die vorwiegend in Guinea mit annähernd 6.000 Kontaktpersonen Ebola-infizierter Menschen durchgeführt worden sind. Wie die Forscher um Dr. Ana Maria Henao-Restrepo in The Lancet berichten, erreichte die Vaccine rVSV-ZEBOV eine Wirksamkeit von 100% [1].

„Hätte man diesen Impfstoff früher gehabt, wären tausende von Menschleben gerettet worden“, kommentiert Prof. Dr. Jeremy Farrar, Leiter des britischen Wellcome Trust, gegenüber der BBC.

Eine chinesische Arbeitsgruppe berichtet in der gleichen Ausgabe des Lancet, dass eine Vakzine, die auf dem Adenovirus Typ 5 basiert, in einer Klinik in Sierra Leona an 500 Personen verabreicht worden ist und sich dabei als sicher und hochimmunogen erwiesen habe. [2].

Möglichst rasche Impfung nach möglichem Kontakt schützt am besten

 
Hätte man diesen Impfstoff früher gehabt, wären tausende von Menschleben gerettet worden. Prof. Dr. Jeremy Farrar
 

Die Impflinge waren in der Studie mit rVSV-ZEBOV entweder direkt in Kontakt mit Ebola-Infizierten gewesen oder es handelte sich um die Kontakte der Kontakte. Sie wurden randomisiert und erhielten die Vakzine entweder sofort oder mit einer Verzögerung von 21 Tagen. Während sämtliche Mitglieder der ersten Gruppe binnen 10 Tagen Virus-frei waren, erkrankten in der zweiten Gruppe 23 Personen an Ebola.

Bei einem Follow-Up von 84 Tagen verzeichneten die Wissenschaftler fast ausschließlich milde Nebenwirkungen wie Kopfweh, Müdigkeit und Muskelschmerzen. Nur 2 Fälle von schweren Nebenwirkungen waren eindeutig auf den Impfstoff zurückzuführen, berichten die Forscher: Ein Fall von extrem hohem Fieber und eine anaphylaktische Reaktion, außerdem eine möglicherweise Impfstoff-bedingte, Influenza-ähnliche Erkrankung. Alle 3 Probanden erholten sich jedoch ohne bleibende Schäden.

rVSV-ZEBOV schützt vermutlich nicht gegen alle Varianten des Ebola-Virus gleich gut, die im Impfgebiet grassierende Zaire-Variante ist allerdings die gefährlichste mit der höchsten Mortalität.

rVSV-ZEBOV beruht auf einem gentechnisch veränderten Vesicular Stomatitis Virus, der ein Glykoprotein des Ebola-Virus exprimiert. In Affenversuchen hatte eine einzige Injektion 100%igen Schutz vermittelt und bei bereits infizierten Tieren den Ausbruch der Krankheit in 50% der Fälle verhindern können. Finanziert wurden diese Studien von der kanadischen Public Health Agency und der US Defense Threat Reduction Agency, die dem Verteidigungsministerium untersteht, so Geisbert.

Außerdem habe man diesen Erfolg auch der Tatsache zu verdanken, dass man anhand der präklinischen Daten den Impfstoff bereits während einer Epidemie eingesetzt habe, ohne sich dabei an den zeitraubenden und kostspieligen formalen Rahmen der Guten Laborpraxis (Good Laboratory Practice, GLP)halten zu müssen. Die GLP seien zwar gut gemeint, in solchen Situationen aber nicht praktikabel und ineffizient angesichts der wenigen Labore mit Biosicherheitsstufe 4 weltweit, die für den Umgang mit Erregern wie Ebola ausgerüstet sind.

 
Wenn die nächste Epidemie kommt, werden wir gewappnet sein. Dr. Marie-Paule Kieny
 

Für den nächten Ausbruch gerüstet

Das Ebola-Virus war zwar bereits 1976 entdeckt worden und in den darauffolgenden 4 Jahrzehnten war es immer wieder zu Ausbrüchen auf dem schwarzen Kontinent gekommen. Erst nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 aber investierten mehrere Regierungen Geld in die Erforschung des Virus – und zwar, weil sie besorgt waren, dass der Erreger als biologische Waffe eingesetzt werden könnte, wie Prof. Thomas W. Geisbert von der University of Texas Medical Branch in Galveston in einem Kommentar im Lancet schreibt [3].

Um für den nächsten Ebola-Ausbruch gerüstet zu sein, finanziert die Globale Impfallianz GAVI mit 5 Millionen Dollar die Bevorratung von 300.000 Dosen des Impfstoffes, die vom Hersteller Merck zur Verfügung gestellt werden. „Wenn die nächste Epidemie kommt, werden wir gewappnet sein“, sagt die Studienleiterin Dr. Marie-Paule Kieny, Stellvertretende Generaldirektorin für Gesundheitssystem und Innovation der WHO in Genf.

 

REFERENZEN:

1. Henao-Restrepo AM, et al: Lancet (online) 22. Dezember 2016

2. Zhu FC, et al: Lancet (online) 22. Dezember 2016

3. Geisbert, TW: Lancet (online) 22. Dezember 2016

 

Kommentar

3090D553-9492-4563-8681-AD288FA52ACE
Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.

wird bearbeitet....