
Prof. Dr. Ulf Teichgräber
Fischer fügte hinzu: „Auch Hausärzte können die Basisdiagnose stellen. Es ist keine Hexenkunst.“ Prof. Dr. Ulf Teichgräber, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Jena, ergänzte: „In Deutschland sollte derzeit die Hälfte aller Hausärzte dazu in der Lage sein, das Screening durchzuführen.“ Dazu sollten Ärzte über eine entsprechende Qualifikation, etwa Stufe 1 nach DEGUM, verfügen. Wird ein Aneurysma festgestellt, empfiehlt Fischer, den Patienten an ein gefäßchirurgisches Zentrum zu überweisen. Behandelt werden kann dann minimalinvasiv oder offen. Der Sitz der eingesetzten Prothese oder etwaige Einblutungen können dann wiederum mittels Kontrastmittel-Ultraschall kontrolliert werden. „Die Diagnose ist innerhalb weniger Minute im Kasten“, so Fischer.
Kontrastmittel-Ultraschall: Dem CT meist überlegen
Auch zur regelmäßigen Nachkontrolle von Gefäßprothesen ist Ultraschall in Kombination mit einem Kontrastmittel (Contrast-Enhanced Ultrasound, CEUS) geeignet. Das Kontrastmittel besteht aus gasgefüllten Mikrobläschen und wird über die Vene injiziert. Damit lassen sich insbesondere die Durchblutung und feine Blutungen besonders exakt darstellen. Nach einer Ausgangskontrolle mittels CT wird bei weiteren Kontrollen das CT-Bild mit dem aktuellen Bild vom Kontrastmittel-Ultraschall überlagert (Fusions-Verfahren).
Das Verfahren scheint für die Verlaufs-Kontrolle bei Gefäßprothesen der alleinigen Kontrastmittel-CT überlegen zu sein, wie Teichgräber erläuterte. Zudem werden den Patienten nephrotoxische und allergene Wirkung des Iod-haltigen CT-Kontrastmittels erspart. Das Ultraschall-Kontrastmittel sei dagegen sehr gut verträglich und nebenwirkungsarm. Besonders vorteilhaft sei das für Patienten mit Niereninsuffizienz, sagte Fischer.
Ein anderes wichtiges Einsatzgebiet sind Traumata wie beispielsweise Verkehrsunfälle. Mit dem Kontrastmittel-Ultraschall lassen sich Blutungsquellen in Organen meist viel besser identifizieren als mittels Kontrastmittel-CT. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen ließe sich damit eine Strahlenbelastung vermeiden.
Das der Kontrastmittel-Ultraschall noch nicht so verbreitet ist, wie er es entsprechend seiner zahlreichen Vorteile sein sollte, liegt auch daran, dass die Kassen die Kosten für das Kontrastmittel nicht erstatten. Sie belaufen sich pro Untersuchung auf ca. 80 Euro. „In der Kinder- und Jugendmedizin wird der Kontrastmittel-Ultraschall sogar schon empfohlen, aber auch dort gibt es für das Kontrastmittel keine hinreichende Vergütung. Das ist natürlich unsinnig“, betonte Teichgräber.
Zudem lassen sich die Kontrastmittel-Untersuchungen auch nicht mit allen herkömmlichen Ultraschallgeräten vornehmen. Derzeit fehlen auch noch klare Bewertungs- und Dokumentationsstandards, so der Jenaer Radiologe. Ärzte sollten für eine KM-Ultraschalluntersuchung mindestens über eine Qualifikation der DEGUM-Stufe 2 verfügen.
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Diesen Artikel so zitieren: Gefäßerkrankungen: Oft mittels CT diagnostiziert, obwohl Ultraschall überlegen wäre – wo macht eine Umstellung Sinn? - Medscape - 28. Dez 2016.
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