Berlin – Egal ob Krampfadern, Bauchaortenaneurysma oder Karotisstenose: Moderne Ultraschalldiagnostik kann Gefäßerkrankungen schnell und präzise erkennen. Gleichzeitig ist die Diagnosemethode frei von Strahlenbelastung und das Kontrastmittel – wenn überhaupt erforderlich – ist nicht allergen und gut verträglich. Dennoch werden noch viel zu oft CT anstelle von Ultraschalluntersuchungen veranlasst. Darauf wies die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) auf ihrer Pressekonferenz hin [1]. Viele Untersuchungen, wie etwa ein Screening auf ein Bauchaortenaneurysma, könnten auch Hausärzte vornehmen. Voraussetzung sei, dass sie gut in Ultraschalldiagnostik geschult sind.
Ultraschall-Diagnostik ermöglicht schonende Krampfaderbehandlung

Dr. Tobias Hirsch
Besonders häufig unter den Gefäßerkrankungen sind Venenleiden. Krampfaderbehandlungen gehören mit 300.00 Eingriffen zu den häufigsten Operationen in Deutschland. Bei der Therapiemethode vollzieht sich derzeit ein Wechsel zur Ultraschall-geführten Katheter-gestützten Operation. In den USA und Großbritannien ist sie schon die Therapie der Wahl bei Krampfadern: „Wir erwarten, dass auch in Deutschland in den kommenden Jahren die klassische Stripping-Operation immer mehr von den Kathetermethoden abgelöst wird“, sagte Dr. Tobias Hirsch, niedergelassener Internist und Angiologe in Halle. Dabei werden die Venen verschlossen, anstatt sie zu entfernen.
Diese Entwicklung ist nur dank moderner Ultraschalldiagnostik möglich. Ultraschall ermögliche inzwischen eine sehr exakte Bildgebung, mit der sogar Rückflüsse in Venen zeitlich erfassbar seien, so Hirsch. Im Gegensatz zur radiologischen Bildgebung sind diese Untersuchungen beliebig oft ohne Schaden für den Patienten wiederholbar und der Arzt kann sie unmittelbar vor der Katheterbehandlung vornehmen. Während der Behandlung kann er dann die Führung des Katheters mittels Ultraschall überwachen
Bauchaortenaneurysma – Ultraschall-Screening beim geschulten Hausarzt

Prof. Dr. Thomas Fischer
Deutlich seltener als Krampfadern, aber umso gefährlicher für die Patienten ist ein Bauchaortenaneurysma. Eine Ruptur gehört zu den 10 häufigsten Todesursachen in Deutschland. Da das Aneurysma oft beschwerdefrei ist oder die Symptome schwer zu deuten sind, ist es oft ein Zufallsbefund. Ein Screening kann jedoch nachweislich das Sterberisiko verringern. Daher hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) im Oktober 2016 beschlossen, dass künftig Männer ab 65 Jahren ein Anrecht auf ein einmaliges Ultraschallscreening haben. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe vergütet die Untersuchung bereits seit 2014 mit 20 Euro.
Prof. Dr. Thomas Fischer, Leiter des interdisziplinären Ultraschallzentrums an der Charité Berlin und DEGUM-Seminarleiter der Stufe III geht das jedoch nicht weit genug. Er empfiehlt, Patienten mit einem besonderen Risikoprofil, etwa mit einer Stoffwechselerkrankung, Diabetes, Bluthochdruck und/oder starke Raucher ab dem 55. Lebensjahr in das Screeningprogramm aufzunehmen. Auch Frauen sollten gescreent werden, obwohl sie seltener an einem solchen Aneurysma leiden. „Es erschließt sich mir nicht, warum nur Männer gescreent werden sollten. Risikofaktoren gibt es auch bei Frauen“, so Fischer. Auch wenn bei einem Patienten eine venöse Aussackung in der Kniekehle festgestellt wird, solle auf ein Aneurysma der Bauchaorta untersucht werden.
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Diesen Artikel so zitieren: Gefäßerkrankungen: Oft mittels CT diagnostiziert, obwohl Ultraschall überlegen wäre – wo macht eine Umstellung Sinn? - Medscape - 28. Dez 2016.
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