Sex im Alter: Laut Studie eher gesund für Frauen, aber gefährlich für Männerherzen – Experten zweifeln

Andrea Wille

Interessenkonflikte

26. September 2016

„Die Ergebnisse stellen die verbreitete These infrage, wonach sexuelle Beziehungen für alle gleichermaßen gesund sind“, sagt die Soziologin Hui Liu von der Universität Michigan über ihre Studie, die kürzlich im Journal of Health and Social Behavior erschienen ist [1]. So sei häufiger und befriedigender Sex zwar gesund für ältere Frauen, aber nicht für ältere Männer. Bei Männern über 57 Jahren steige das Herzinfarktrisiko, wenn sie häufige Orgasmen erlebten. Die Autoren vermuten, dass Sex im höheren Alter für Männer Stress bedeutet und so das Risiko in die Höhe treiben könnte.

Dr. Heribert Brück

Dr. Heribert Brück, niedergelassener Kardiologe in Erkelenz und Pressesprecher des Bundesverbandes niedergelassener Kardiologen (BNK), steht allerdings der Studie kritisch gegenüber: „Dass Stress ein erheblicher kardiovaskulärer Risikofaktor ist, ist unbestritten. Dass aber ein Mal monatlicher oder ein Mal wöchentlicher Sex Stress auslösen soll, wurde mir von meinen Patienten noch nicht berichtet.“

Männer: Häufiger Sex – größeres Herz-Risiko

Die Forscher untersuchten die Daten von insgesamt 2.204 Männern und Frauen im Alter von 57 bis 85 Jahren, die für das National Social Life, Health and Aging Project (NSHAP) erhoben wurden. Die ersten Interviews zur Partnerschaft und zur Qualität und Quantität des Sexlebens sowie die körperlichen Untersuchungen wurden von 2005 bis 2006 durchgeführt, die zweiten von 2010 bis 2011. Zur Bestimmung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurden der Blutdruck, die Herzfrequenz sowie die Konzentrationen des C-reaktiven Proteins (CRP) im Blut gemessen – um einen Hinweis auf Entzündungen zu erhalten.

Der Zusammenhang von Sexualleben und dem Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung stellte sich folgendermaßen dar:

  • Männer, die im letzten Jahr (überhaupt) Sex hatten, wiesen im Vergleich zu sexuell inaktiven Männern höhere Mengen an CRP im Blut auf (Odds Ratio: 0,61, p < 0,05). In anderen Parametern wie Blutdruck und Herzfrequenz ergab sich aber kein signifikanter Unterschied.

  • Männer die einmal im Monat Sex hatten, hatten erhöhte CRP-Werte im Vergleich zu sexuell enthaltsamen Männern, für häufigeren Sex traf das nicht zu.

  • Darüber hinaus wiesen Männer, die einmal die Woche oder öfters Sex hatten, ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse auf im Vergleich zu Männern, die enthaltsam lebten (OR: 1,9; p < 0,05).

  • Außerdem erlitten Männer, die ihr Sexleben als emotional befriedigend empfanden, doppelt so häufig ein kardiovaskuläres Ereignis wie sexuell inaktive Männer (2,04; p > 0,05).

  • Darüber hinaus empfanden die Männer ihr Sexualleben allgemein als befriedigender als die Frauen (2005 bis 2006: 26% vs 23% und 2010 bis 2011: 33% vs 17%).

Kommentar

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