Mit einer gesunden Ernährung, die den Empfehlungen der sogenannten DASH-Diät entspricht, lässt sich erfolgreich der Harnsäurespiegel im Blut senken, wie eine Studie der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore zeigt [1]. Die Autoren um Dr. Stephen Juraschek sehen in der Ernährungsweise eine Möglichkeit, bei Patienten akuten Gichtanfällen vorzubeugen.

Prof. Dr. Martin Aringer
Prof. Dr. Martin Aringer, der am Universitätsklinikum Dresden den Bereich Rheumatologie leitet, betont im Gespräch mit Medscape vor allem die Bedeutung für Menschen mit Hyperurikämie. „Gichtanfälle sind nur die Spitze des Eisbergs. Viel mehr Patienten haben hohe oder relativ hohe Harnsäurewerte im Blut, ohne je einen Gichtanfall gehabt zu haben. Bei ihnen könnte die DASH-Diät möglicherweise verhindern, dass sie eine Gicht bekommen.“
Erhöhte Harnsäurespiegel – ab 6,7 mg/dl bei Frauen und ab 7,4 mg/dl bei Männern spricht man von einer Hyperurikämie – spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Gicht. Es ist zwar bekannt, dass die Ernährung Einfluss auf die Harnsäurekonzentration im Blut hat. „Wir wissen, dass etwa Bier, Fleisch oder Cola die Harnsäurespiegel erhöhen und Gichtanfälle auslösen können“, so Aringer. Aber es fehlt die Evidenz aus klinischen Studien, auf der Ärzte positive Ernährungsempfehlungen für ihre Patienten mit Hyperurikämie oder Gicht gründen könnten.
Wenig rotes Fleisch, viel Gemüse – drei verschiedene Salzlevel
Juraschek und seine Kollegen untersuchten, ob die ursprünglich für hypertensive Patienten entwickelte DASH(Dietary Approaches to Stop Hypertension)-Diät in der Lage ist, auch die Harnsäure im Blut zu senken – und welchen Effekt dabei der Salzgehalt der Nahrung hat. Die DASH-Diät legt den Fokus auf den Verzehr von Obst und Gemüse, fettarmen Milchprodukten, Vollkornprodukten, magerem Fleisch, Fisch, Nüssen und Bohnen. Sie empfiehlt außerdem die Aufnahme von Fett insgesamt zu reduzieren – besonders von gesättigten Fetten und Cholesterin. Sie enthält zudem weniger rotes Fleisch, Süßigkeiten und gezuckerte Getränke als die typische amerikanische Ernährungsweise.
An der randomisierten Studie nahmen 103 Erwachsene mit frühen Stadien der Hypertonie (120-159/80-95 mmHg) teil. Sie aßen entweder entsprechend der Empfehlungen der DASH-Diät oder ernährten sich weiter typisch amerikanisch (Kontrolle), wobei zusätzlich der Kochsalzgehalt in 3 Stufen (niedrig, mittel, hoch) modifiziert wurde. Jeder Studienteilnehmer durchlief alle Ernährungsformen und Kochsalzstufen für jeweils 30 Tage. Alle Lebensmittel und Mahlzeiten wurden den Teilnehmern gestellt.
Zu Beginn hatten die Studienteilnehmer einen durchschnittlichen Harnsäurespiegel von 5,0 mg/dl. 8 Studienteilnehmer (8%) hatten einen Harnsäurespiegel ≥ 7 mg/dl. Im Durchschnitt senkte die DASH-Diät den Harnsäurespiegel um 0,35 mg/dl. Bei Patienten mit Harnsäurekonzentrationen über 7 mg/dl, reduzierte die DASH-Diät die Harnsäure sogar im Schnitt um 1,3 mg/dl. „Die Effektgröße bei den Patienten mit höheren Ausgangs-Harnsäurewerten kam nahe an den Effekt pharmakologischer Therapien heran“, schreiben die Autoren.
Ist mehr Salz gut für Menschen mit Hyperurikämie?
Auch der Gehalt der Ernährung an Natriumchlorid hatte einen Effekt auf die Harnsäurespiegel. Eine hohe Kochsalzaufnahme – die in etwa der normalen Aufnahme eines Durchschnittsamerikaners entspricht – reduzierte den Harnsäurespiegel im Vergleich zur niedrigen Kochsalzaufnahme.
Dass eine erhöhte Natriumaufnahme den Harnsäurespiegel reduzieren könne, habe sich auch schon in früheren Studien gezeigt, schreiben Juraschek und seine Ko-Autoren. Welcher Mechanismus hinter der Beobachtung stehe, sei aber unklar.
„Wahrscheinlich regt die höhere Salzzufuhr die Ausscheidungsfunktion der Niere an, wodurch auch mehr Harnsäure ausgeschieden wird“, vermutet Aringer, „allerdings um den Preis, dass der Blutdruck ansteigt.“
Eine DASH-Diät mit hohem Salzgehalt senkt somit die Harnsäurespiegel am besten – ist für Patienten mit Hypertonie allerdings dann nicht mehr empfehlenswert. Jedoch reichte auch der in der Studie untersuchte mittlere Natriumlevel in der Nahrung aus, um den harnsäuresenkenden Effekt zu aktivieren. „Das ist zumindest schon einmal weniger als der Durchschnittskonsum an Salz – zumindest bei Amerikanern. Ich denke, wenn man sich an die fleischarme und gemüsereiche Ernährungsform der DASH-Diät hält, kann man mit relativ wenig Salz auskommen und dennoch den gewünschten Effekt erreichen – ohne dabei den Blutdruck zu erhöhen.“
Juraschek und sein Team schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass die DASH-Diät einen wirksamen, nicht-pharmakologischen Ansatz zur Prävention von Anfällen bei Gichtpatienten darstellen könnte. „Ärzte können ihren Patienten nun getrost die DASH-Diät zur Senkung ihrer Harnsäurespiegel empfehlen“, so Juraschek.
Angesichts der inzwischen zur Verfügung stehenden guten medikamentösen Optionen zur Harnsäuresenkung bei Gicht sieht Aringer das Einsatzgebiet für die DASH-Diät eher bei Patienten mit Hyperurikämie. „Wenn die Harnsäure hoch ist, aber der Patient noch keine Gichtanfälle hat, sollte zunächst nicht überlegt werden, ob die Gabe von Medikamenten legitim ist, sondern dem Patienten eine Ernährungsumstellung auf die DASH-Diät nahegelegt werden“, lautet seine Empfehlung an Hausärzte.
REFERENZEN:
Ernährung bei Gicht: „Ein Mangel an Verständnis und eine Menge Fehlinformationen“
Gicht und Geschlecht: Frauen leiden anders, Männer auch – z.B. an erektiler Dysfunktion
Unter High-Carb-Diät mit niedrigem Glykämischen Index nehmen die Harnsäurewerte ab
Unerlässlich: Langfristige Senkung des Harnsäurespiegels bei Gicht
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Diesen Artikel so zitieren: Hochdruck-Diät DASH kann Harnsäure senken – und schützt vielleicht vor Gicht? - Medscape - 19. Aug 2016.
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