In Miami, Florida, haben sich weitere 10 Menschen mit dem Zika-Virus infiziert, vermutlich durch Insektenstiche, wie Floridas Gouverneur Rick Scott am 1. August mitteilte [1]. Damit ist die Gesamtzahl der Infizierten dort auf 14 gestiegen, nachdem am 29. Juli bereits die ersten 4 Fälle bekannt geworden waren.
In Deutschland empfiehlt das Auswärtige Amt in Abstimmung mit der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG) sowie dem Robert-Koch-Institut (RKI) Schwangeren und Frauen, die schwanger werden wollen, von vermeidbaren Reisen in Zika-Virus-Ausbruchgebiete abzusehen, da das Risiko einer frühkindlichen Fehlbildung besteht. Auch das Auswärtige Amt weist darauf hin, dass im Bereich der Stadt Miami/Florida erstmals Fälle einer lokalen Übertragung berichtet wurden.
Florida ist der erste US-Bundesstaat, in dem eine lokale Übertragung des Virus berichtet wurde. Bekanntlich können Zika-Infektionen bei Schwangeren dazu führen, dass die Babies mit Mikrozephalie geboren werden. Angesichts des sich anscheinend rasch entwickelnden Ausbruchs haben die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) eine Reisewarnung für Schwangere für den Stadtteil Wynwood in Miami ausgesprochen.
Die Empfehlungen der CDC im Einzelnen
Schwangere Frauen sollen sich nicht in den betroffenen Stadtteil Wynwood begeben.
Alle schwangeren Frauen, die dieses Gebiet nach dem 15. Juni besucht haben, sollten auf das Virus getestet werden.
Wenn Paare, die eine Schwangerschaft planen, diesen Stadtteil besucht haben oder besuchen, sollten sie nach der Rückkehr mindestens 8 Wochen empfängnisverhütende Maßnahmen einsetzen.
Darüber hinaus sollten schwangere Frauen und ihre Partner, die in dem betroffenen Gebiet leben, entsprechende Maßnahmen treffen, um sich vor Mückenstichen zu schützen und um eine sexuelle Übertragung des Virus zu verhindern.
6 der 10 neu infizierten Personen wiesen keine Symptome auf. Sie wurden bei einer Untersuchung des Department of Health entdeckt, bei der Mitarbeiter der Behörde von Tür zu Tür gehen und die Einwohner befragen. Bei einer Pressekonferenz sagte Dr. Tom Frieden, Direktor der CDC, dass es keinen Hinweis auf eine ausgedehnte Virusübertragung gebe, „aber es könnte eine anhaltende Übertragung in kleinen Bereichen geben“.
Ansonsten gelte Florida als „sicher und für Touristen offen“, wie Scott in einer Pressemitteilung erklärt. Frieden hatte in der Pressekonferenz am 29. Juli noch betont, dass der Ausbruch in Süd-Florida nicht groß genug sei, um eine Reisewarnung zu rechtfertigen. Die Entscheidung, 3 Tage später dann doch eine Reisewarnung auszusprechen, beruhe zum einen auf der Identifizierung 10 weiterer, lokal übertragener Virusinfektionen und zum anderen auch auf der schwer zu bekämpfenden Population der Zika-übertragenden Mücke Aedes aegypti, die sich trotz des starken Einsatzes von Insektiziden weiter ausbreite.
Warum die ägyptischen Tigermücken nicht auf die Insektizide reagierten, sei unklar, sagte Frieden. Sie könnten auf die derzeit gebräuchlichen Insektizide resistent sein oder sich an schwer zugänglichen Orten aufhalten, die durch die Sprühmaßnahmen nicht erreicht würden.
Reisewarnung nur für ein kleines Gebiet
Die Reisewarnung ist auf ein nur kleines Gebiet nördlich der Innenstadt von Miami begrenzt. Frieden verteidigte dies: Die Gesundheitsbehörden von Florida hätten andere Gebiete untersucht und keine Hinweise auf eine lokale Übertragung gefunden. Zudem fliege die Aedes aegypti-Mücke im Laufe ihres ihres Lebens nicht mehr als 150 m weit. Die von den Behörden festgelegte Warnzone seit aber weitaus größer.
Und im Unterschied zum West-Nil-Virus, das über lange Zeit in Vögeln persistieren könne, könne das Zika-Virus durch die Mücken nur so lange verbreitet werden, wie Menschen infiziert oder reinfiziert würden, erklärte Frieden. „Wir werden die Daten weiterhin jeden Tag sorgfältig prüfen sowie zusätzliche Tests durchführen. Wenn sich etwas ändert, werden wir den Warnbereich anpassen“, kündigte er an.
Die britischen Gesundheitsbehörden haben weiter gehende Reisewarnungen veröffentlicht als die CDC. Sie setzten ganz Florida auf eine Liste gefährdeter Regionen, die Schwangere meiden sollten, wobei sie dort das Risiko für eine Ansteckung mit dem Zika-Virus als moderat einordnen.
In der Pressemitteilung betonte der Gouverneur von Florida jedoch, dass sein Staat erfolgreiche Strategien zum Umgang mit Mücken-assoziierten Erkrankungen habe: „Ich fordere alle Bürger und Besucher auf, weiterhin entsprechende Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten, wie stehende Gewässer auszutrocknen und Insektenspray zu verwenden. Florida bleibt sicher und offen für den Tourismus“, sagte Scott. „Dieses Jahr konnten wir schon die Rekordzahl von 30 Millionen Touristen willkommen heißen, und wir erwarten diesen Sommer noch viele weitere Besucher in Florida.“
CDC-Notfalleinsatzteam angefordert
Auf Scotts Anforderung hin haben die CDC ein Notfalleinsatzteam (CERT) mit 8 Mitgliedern aktiviert, um dem Staat bei der Untersuchung des Ausbruchs, bei der Sammlung von Zika-Virus-Proben und bei der Mückenkontrolle zu helfen. Florida war kritisiert worden, weil es das Notfalleinsatzteam nicht früher angefordert hatte, nämlich als der Verdacht aufkam, dass eine der Virusinfektionen nicht von einer Reise in ein Land mit Zika-Ausbruch oder aus der sexuellen Beziehung mit einem solchen Reisenden stammte.
Zum Notfalleinsatzteam gehören Experten zu Zika-Viren, Schwangerschaft, Geburtsfehlern, Vektorkontrolle, Laboruntersuchungen und Risikokommunikation. „Wir tun alles, was nach wissenschaftlicher Erkenntnis möglich ist, und arbeiten rund um die Uhr, um Infektionen zu vermeiden“, sagte Scott.
Dieser Artikel wurde von Dr. Susanne Heinzl aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
REFERENZEN:
1. Mitteilung des Gouverneurs von Florida, Rick Scott, vom 1. August 2016
Medscape Nachrichten © 2016 WebMD, LLC
Diesen Artikel so zitieren: Zika-Gefahr in Florida: US-Gesundheitsbehörden warnen Schwangere vor Reisen in bestimmte Bezirke von Miami - Medscape - 4. Aug 2016.
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