Die 31. Olympischen Sommerspiele werden vom 5. bis 21. August 2016 in Brasilien stattfinden – und auch wegen der Ausbrüche des Zika-Virus nicht verschoben oder gar verlegt. Schwangeren raten das Auswärtige Amt und auch die WHO gänzlich von Reisen nach Brasilien ab. Welche Präventionsmaßnahmen Ärzte für alle anderen Reisenden in Betracht ziehen sollten, hat die WHO nun auf ihrer Website zusammengefasst [1].
Spätestens 4 bis 8 Wochen vor der Abreise nach Brasilien sollte demnach eine Impfberatung durchgeführt werden, um noch ausreichend Zeit für alle notwendigen Immunisierungen zu haben. Allerdings lassen sich auch bei Reisenden, die erst kurz vor Abreise in die Praxis kommen, noch einige Impfungen nachholen bzw. Tipps zum Schutz vor Krankheiten geben.
Routineimpfungen und Influenza
Wichtig sei, so die WHO, dass die Reisenden entsprechend den nationalen Empfehlungen alle Routineimpfungen aufweisen. Bei gefährdeten Reisenden sollte auch eine Influenza-Impfung in Betracht gezogen werden. Diese empfiehlt die WHO generell für Ältere, chronisch Kranke, Kinder von 6 bis 59 Monaten, medizinisches Personal und Schwangere (wobei letztere, wie schon gesagt, nicht nach Brasilien reisen sollen). Der derzeit in Brasilien vorherrschende Influenza-Stamm – A(H1N1)pdm09 – ist im 2015/2016er-Impfstoff für die nördliche Hemisphäre enthalten. Gefährdete Reisende sollten idealerweise 2 Wochen vor Abreise geimpft werden.
Reiseimpfungen
Welche zusätzlichen Impfungen für Olympia-Besucher zu empfehlen sind, hängt auch von ihren Reiseplänen ab. Die Olympischen Spiele werden vor allem in Rio de Janeiro stattfinden, aber einige olympische Fußballturniere werden in Belo Horizonte, Brasilia, Manaus, Salvador und São Paulo ausgetragen.
Tabelle 1: Abhängig vom Reiseziel sollten nicht geimpften Reisenden zusätzliche Vakzinierungen angeboten werden (Quelle: WHO).
Erkrankung |
Infektionsrisiko |
Hepatitis A |
mittelstarke Verbreitung in Brasilien, aber immer wieder Ausbrüche |
Hepatitis B |
Infektionsrisiko niedrig, es sei denn bei Risikoverhalten wie Tätowierungen und Drogenmissbrauch |
Typhus |
Die Typhus-Inzidenz in Brasilien ist am höchsten im Norden und Nordosten, auch im Amazonasgebiet und in Manaus, wo olympische Fußballspiele stattfinden werden |
Tollwut |
Vernachlässigbares Risiko in Rio de Janeiro und den übrigen Austragungsorten |
Gelbfieber |
Für alle Reisenden (über 9 Monate) in Gebiete, in denen das Risiko einer Gelbfieber-Infektion besteht, wird die einmalige Impfung empfohlen: Spätestens 10 Tage vor Abreise – bietet lebenslangen Schutz. |
Von Stechmücken übertragene Erkrankungen
Das Risiko einer durch Mücken übertragenen Erkrankung sei zwar im brasilianischen Winter (bei uns Sommer) etwas niedriger, dennoch empfiehlt die WHO Reisenden, Schutzmaßnahmen zu ergreifen:
helle Kleidung, die möglichst viel bedeckt;
Anwendung von Mückenschutzmitteln mit DEET (Diethyltoluamid), IR 3535 oder Icaridin auf Haut und Kleidung (immer nach der Sonnenmilch aufgetragen);
hygienische Unterbringung mit fließendem Wasser sowie richtigen Fenstern und Türen, um die Mücken draußen zu halten;
Gegenden vermeiden, in denen es kein fließendes Wasser und schlechte sanitäre Einrichtungen gibt, da diese Brutstätten für Moskitos sind.
Neben Gelbfieber (Empfehlungen siehe Tabelle 1) übertragen Mücken der Gattung Aedes Chikungunya, Dengue-Fieber und das Zika-Virus. Gegen Chikungunya gibt es keine Impfung, die Impfung gegen Dengue-Fieber wird für Reisende nicht empfohlen.
Zika-Virus
Das Zika-Virus wird vorwiegend durch Mücken übertragen, doch es wurden auch sexuelle Übertragungen dokumentiert. Die WHO empfiehlt zum Schutz Folgendes:
Schutz vor Mückenstichen;
konsequente Verhütung mit Kondomen oder sexuelle Abstinenz während des Brasilienaufenthaltes;
auch 8 Wochen nach der Rückkehr sollte ausschließlich Safer Sex praktiziert werden;
Frauen sollten darüber aufgeklärt werden, dass andere Formen der Empfängniskontrolle, z.B. die Pille, nicht vor einer Zika-Infektion schützen;
Schwangeren sollte dringend vor Reisen nach Brasilien abgeraten werden;
Frauen, die in oder kurz nach ihrer Rückkehr aus Brasilien (unbeabsichtigt) schwanger werden, sollten sich an ihren Arzt wenden bzw. diesen über ihren Brasilienaufenthalt informieren;
reist der Partner einer schwangeren Frau nach Brasilien, wird danach für den Rest der Schwangerschaft Abstinenz oder der konsequente Einsatz von Kondomen empfohlen;
Reisende sollten nach der Rückkehr mindestens 4 Wochen lang nicht zur Blutspende gehen;
Ärzte sollten bei Brasilien-Rückkehrern besonders wachsam auf eine mögliche Zika-Erkrankung achten.
Malaria (Anopheles-Mücke)
In den meisten Regionen Brasiliens ist das Risiko einer Malaria-Infektion der WHO zufolge vernachlässigbar. Eine Ausnahme stellt die Amazonas-Region dar, also die nördlichen Bundesstaaten und auch die Stadt Manaus, wo einige Fußballspiele stattfinden.
In dieser Region empfiehlt die WHO folgende Präventionsmaßnahmen:
Verwendung von Mückenschutzmitteln und mit Insektiziden imprägnierten Moskitonetzen;
medikamentöse Prophylaxe mit Atovaquon-Proguanil oder Doxycyclin oder Mefloquin.
Alternativ bzw. in ländlichen Gegenden mit niedrigem Malaria-Infektionsrisiko kann, so die WHO, auch der Mückenschutz mit einem Notfallmedikament kombiniert werden.
Sexuell übertragbare Krankheiten
Das Risiko einer Infektion mit HIV, Syphilis, Gonorrhö, Chlamydien, Herpes, Hepatitis B und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten beschränkt sich auf Reisende, die sich sexuell riskant verhalten, etwa durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, insbesondere mit Prostituierten, unter Männern, mit Drogenabhängigen. Die WHO empfiehlt deshalb die durchgehende und korrekte Anwendung von Kondomen.
Lebensmittel und Wasser
Magen-Darm-Infektionen können in Brasilien häufig vorkommen. Ärzte sollten Reisende zu folgenden Vorsichtsmaßnahmen raten:
häufiges Händewaschen, vor allem vor dem Essen;
nur gekochtes, sehr heißes Essen verzehren;
Wasser nur aus Flaschen oder abgekocht trinken;
rohe Speisen meiden, abgesehen von Früchten oder Gemüse, die geschält werden können;
Essen von Buffets, Märkten und Straßenständen meiden, wenn es nicht sehr heiß ist oder gekühlt/auf Eis gelagert wird.
Andere und regionale Infektionsrisiken
Das Risiko für Reisende, sich mit durch die Luft bzw. Tröpfcheninfektionen übertragenen Krankheiten anzustecken, etwa Tuberkulose oder Meningitis, ist laut WHO begrenzt, eine Ausnahme seien überfüllte Innenräume.
Reisende, die nach Belo Horizonte fahren, sollten sich des potenziellen Risikos bewusst sein, sich mit dem von Zecken übertragenen Brasilianischen Fleckfieber anzustecken. Es wird von dem Bakterium Rickettsia rickettsii übertragen, z. B. bei Kontakt mit Wasserschweinen.
In der Gegend um Salvador besteht die Gefahr einer Ansteckung mit Leptospirose, wenn Haut oder Schleimhäute in Kontakt mit Wasser oder Erde kommen, die mit dem Urin infizierter Tiere verunreinigt sind.
Das Risiko, sich mit Leishmaniose, Schistosomiasis, lymphatischer Filariose und anderen tropischen Krankheiten anzustecken, bestehe vor allem in den ländlichen Gegenden des nordöstlichen Brasiliens.
Als letzten wichtigen Hinweis erinnert die WHO daran, dass einige Reisekrankheiten lange Inkubationszeiten aufweisen: Ärzte sollten deshalb immer eine Reise-Anamnese ihrer Patienten aufnehmen.
REFERENZEN:
1. WHO: Medizinische Empfehlungen für Olympia-Reisende, 21. Juni 2016
© 2016 WebMD, LLC
Diesen Artikel so zitieren: WHO-Gesundheitstipps für Olympia: So beraten Sie Ihre Patienten am besten - Medscape - 28. Jun 2016.
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