Pilotstudie zur Laserablation beim Prostata-Ca: Viel versprechend, doch die Therapiezone zu definieren, bleibt schwierig

Ute Eppinger

Interessenkonflikte

23. Juni 2016

Könnte die fokale Laserablation künftig eine Behandlungsoption beim lokalen Prostatakarzinom werden? „Ja“, meint Prof. Dr. Leonard Marks, Seniorautor einer kleinen Studie, die jetzt im Journal of Urology erschienen ist [1]. „Wenn sich die MRT-geführte Lasertechnik in weiteren Studien als effektiv erweist, dann könnte das die Behandlungsoptionen und Ergebnisse für Männer mit PCA verbessern“, sagt Marks, Urologe an der University of California in Los Angeles und dort Direktor des Active Surveillance Programms in einer Pressemitteilung der UCLA. Dr. Shyam Natarajan, Bioingenieur aus dem Team von Marks, und Kollegen führten die fokale Laserablation an 8 Männern mit einem Prostatakarzinom mit intermediärem Risiko unter MRT-Kontrolle durch. Nach 6 Monaten folgte eine Kontrollbiopsie.

Prof. Dr. Thorsten Bach

Bis dieser Ansatz zur etablierten Therapie werden kann, sei es aber noch ein weiter Weg, stellt Prof. Dr. Thorsten Bach, Chefarzt des Urologisches Zentrums im Asklepios Klinikum Hamburg, gegenüber Medscape klar: „Es ist wichtig herauszustellen, dass es sich um eine Machbarkeitsstudie handelt und nicht um eine etablierte Therapie, die wir heute unseren Patienten anbieten können und sollten. Prinzipiell handelt es sich um eine sehr kleine Serie mit einem, insbesondere für das Prostatakarzinom sehr kurzen Follow up“, so Bach. Er fügt hinzu: „Diese Art von Studien sind wichtig, damit wir die Therapie in Zukunft verbessern können“.

 
Wenn sich die MRT-geführte Lasertechnik in weiteren Studien als effektiv erweist, dann könnte das die Behandlungsoptionen und Ergebnisse für Männer mit PCA verbessern. Prof. Dr. Leonard Marks
 

Natarajan und Kollegen untersuchten in ihrer Phase-1-Studie die Sicherheit der transrektalen MRI-geführten fokalen Laserablation bei Männern mit einem Prostatakarzinom (PCA) mit intermediärem Risiko. Endpunkt war die Krebskontrolle nach 6 Monaten.

Bei den Probanden wurde ein zylindrischer wassergekühlter Laser-Lichtwellenleiter unter MRT-Kontrolle in die Prostata eingeführt. Danach wurde der Laser auf 10 bis 15 W für 3 Minuten interstitiell erhitzt. Zusätzliche Sicherheitsmonitore wurden eingeschoben, um die Genauigkeit der MRT-Thermometrie beurteilen zu können. Als Follow up wurde nach 6 Monaten eine MRT-Ultraschall-Fusionsbiopsie durchgeführt und Nebenwirkungen sowie Angaben zur Lebensqualität dokumentiert.

 
Die Biopsien im Rahmen des Follow up zeigen, dass zur Tumorablation größere Behandlungsfelder erforderlich sind, als bislang als notwendig erachtet. Dr. Shyam Natarajan
 

„Die fokale Laserablation konnte an allen acht Probanden erfolgreich durchgeführt werden. Es traten keine größeren Nebeneffekte auf. Weder im International Prostate Symptom Score noch im International Index of Erectile Function 5 wurden Veränderungen beobachtet“, schreibt Natarajan. Ob diese Resultate längerfristig Bestand haben, bleibe abzuwarten, so Bach. Er fügt hinzu: „Bei einer sehr punktuellen, fokalen Therapie würde ich aber keine großartige Veränderung von IPSS und IIEF erwarten“.

Bestimmung der Ablationszone ist nach wie vor das Problem

Die Ablationsgebiete wiesen ein medianes Volumen von 7,7% des Prostatavolumens auf. Der PSA-Wert verringerte sich bei 7 Männern (p < 0,01). In der Follow up Biopsie zeigte sich zwar kein Krebs in den Ablationsregionen selbst, bei 6 Männern aber zeigte sich karzinogenes Gewebe außerhalb des Behandlungsgebietes. „Die Biopsien im Rahmen des Follow up zeigen, dass zur Tumorablation größere Behandlungsfelder erforderlich sind, als bislang als notwendig erachtet“, schreibt Natarajan.

 
Hier zeigt sich das große Problem der fokalen Therapie. Um einen Herd zu behandeln, muss man ihn sehen können. Prof. Dr. Thorsten Bach
 

„Hier zeigt sich das große Problem dieser sogenannten fokalen Therapie. Um einen Herd zu behandeln, muss man ihn sehen können. Und die Bildgebung sehr kleiner Läsionen, v.a. bei einem multifokal wachsenden Tumor wie dem Prostatakarzinom ist eben heute noch ein Problem und damit auch die Bestimmung der Ablationszone. Fazit: Wenn wir sicher alle Tumorzellen sehen können, können wir auch alle behandeln“, sagt Bach dazu.

Die fokale Therapie sei der Lumpektomie bei Brustkrebs sehr ähnlich, meint Seniorautor Marks: „Anstatt das ganze Organ zu entfernen, zielen wir nur auf den Krebs darin. Derzeit behandeln wir ein Prostatakarzinom so, als würden wir versuchen, einen Floh mit einem Vorschlaghammer zu erlegen.“

„Es ist sehr wichtig, solche neuen Wege zu gehen. Nur dann werden wir die Therapien weiterentwickeln und verbessern“, betont Bach. „Das Nadelöhr ist heute noch die Bildgebung und die Identifikation der Tumorläsionen. Wenn das Problem gelöst ist, werden wir irgendwann das Prostatakarzinom vielleicht genauso organerhaltend operieren können wie heute schon die Niere oder das Mammakarzinom.“

 

REFERENZEN:

1. Natarajan S, et al: Journal of Urology 2016;196(1):68-75

 

Kommentar

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