Schichtarbeit geht aufs Herz: Ungewöhnliche Schlafenszeiten lassen kardiovaskuläres Risiko steigen

Nadine Eckert

Interessenkonflikte

17. Juni 2016

Schichtarbeiter haben ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Der häufig aus der Schichtarbeit resultierende Schlafmangel scheint dabei zwar auch eine Rolle zu spielen, es ist aber vor allem die Störung des normalen zirkadianen Rhythmus, die dem Herzen zusetzt, wie eine US-Studie schließt [1].

„Das Herz-Kreislauf-System von Menschen, die zu unregelmäßigen Zeiten arbeiten, kann sich offenbar im Schlaf nicht ausreichend erholen, weil ihr Schlafzyklus chronisch gestört ist“, kommentiert Prof. Dr. Michael Arzt, der am  Universitätsklinikum Regensburg das Schlafmedizinische Zentrum der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II leitet, gegenüber Medscape.

„Bei uns Menschen folgen – wie bei allen Säugetieren – fast alle physiologischen Prozesse und Verhaltensmuster, speziell auch der Schlaf-Wach-Zyklus, einem 24-Stunden-Rhythmus, der von einer inneren Uhr im Gehirn gesteuert wird“, schreiben Erstautorin Dr. Daniela Grimaldi vom Sleep, Metabolism and Health Center der University of Chicago und ihre Kollegen. „Stehen unsere Schlaf-Wach- sowie Essenszyklen nicht mit den Rhythmen im Einklang, die unsere Innere Uhr diktiert, kommt es zu einer zirkadianen Fehlausrichtung.“

Kündigen ist auch keine Lösung

In den Industrienationen seien 15 bis 30% der arbeitenden Bevölkerung im Schichtsystem tätig, schreiben die Autoren um Grimaldi. Wie können sie ihr kardiovaskuläres Risiko im Rahmen halten? „Gegen die zirkadiane Fehlausrichtung kann man recht wenig tun, denn die Beschäftigten müssen sich an ihre Schichten halten“, sagt Arzt. Doch es gibt Möglichkeiten, die Auswirkungen der Schichtarbeit zu minimieren: „Wenn man an der Störungen des zirkadianen Rhythmus nichts ändern kann, sollte man zumindest versuchen, keinen Schlafmangel aufkommen zu lassen. Wer morgens nach einer Nachschicht keine 7 Stunden schlafen kann, sollte sich gegen Abend noch eine zweite Portion Schlaf holen, bevor er wieder zur Arbeit fährt.“

Außerdem helfen bei Schichtarbeit ähnliche Ratschläge wie man sie auch zum Schutz vor Jetlag gibt: „Schichtarbeiter sollten sich die natürlichen Taktgeber zunutze machen, also Licht, soziale Kontakte, Mahlzeiten“, so Arzt. „Das heißt zum Beispiel, sich morgens nach der Nachtschicht nicht zu viel Licht auszusetzen, etwa indem man auf der Heimfahrt eine Sonnenbrille trägt.“

Ein Ratgeber der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin gibt weitere Tipps für Menschen, die im Schichtsystem arbeiten.

Kommentar

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