Pankreaskarzinom: Adjuvantes Capecitabin plus Gemcitabin erhöhen die Fünf-Jahres-Überlebensrate auf fast 30 Prozent

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

9. Juni 2016

Chicago – Patienten mit einem reseziertem Pankreaskarzinom im Frühstadium leben signifikant länger – 28,0 vs. 25,5 Monate – wenn sie adjuvant zusätzlich zum bisherigen Standard Gemcitabin das orale 5-Fluorouracil-Prodrug Capecitabin erhalten. Dies ergab die ESPAC-4-Studie, die Prof. Dr. John P. Neoptolemos, Leiter der Chirurgie in der Abteilung für molekulare und klinische Krebsmedizin der Universität von Liverpool, bei der Jahrestagung der ASCO vorgestellt hat [1]. Mit der Kombination stieg das 5-Jahres-Überleben von 16% unter Gemcitabin allein auf 29%. „Adjuvantes Gemcitabin plus Capecitabin ist nun der Therapiestandard für resezierte Pankreaskarzinome“, so Neoptolemos.

Prof. Dr. John P. Neoptolemos

 „Das Pankreaskarzinom bleibt eine der am schwierigsten zu behandelnden Krebserkrankungen. Es ist ein großer Gewinn, dass die zusätzliche Gabe einer als Generikum verfügbaren Chemotherapie nicht nur das Überleben der Patienten verbessert, sondern dass hierdurch auch die Lebensqualität der Patienten nur wenig beeinträchtigt wird“, erläuterte Prof. Dr. Smitha Krishnamurthi, Hämatologische und Onkologische Klinik der Universitätsklinik Cleveland, Ohio, bei einer Pressekonferenz der ASCO.

„An einem Pankreaskarzinom sterben mehr Patienten als an Brustkrebs“, so Neoptolemos. Inzidenz und Letalität steigen. 2012 erkrankten 338.000 Menschen neu an einem Pankreaskarzinom und 331.000 starben an diesem Tumor. Aufgrund der vermehrten Behandlung mit Chemotherapeutika wie Gemcitabin und Capecitabin stieg die 1-Jahres-Überlebensrate von 10% im Jahr 1971/72 auf 21% im Jahr 2010/11. In den von der European Study Group on Pancreatic Cancer (ESPAC) durchgeführten ESPAC-1- und ESPAC-3-Studien zeigte sich ein Anstieg der 5-Jahres-Überlebensrate von 8% bei alleiniger Operation auf 11% bei Operation plus Chemoradiotherapie sowie auf 16 bis 18% bei Operation mit adjuvanter Gemcitabin- oder 5-Fluorouracil-Behandlung.

Vergleich von Gemcitabin mit Gemcitabin plus Capecitabin

 
Adjuvantes Gemcitabin plus Capecitabin ist nun der Therapiestandard für resezierte Pankreaskarzinome. Prof. Dr. John P. Neoptolemos
 

Daher schlossen Neoptolemos und seine Kollegen zwischen November 2008 und September 2014 722 Patienten mit Pankreaskarzinom innerhalb von 12 Wochen nach kurativer Resektion (R0 oder R1) in die randomisierte Phase-3-Studie ESPAC-4 ein, in der sie den Effekt der adjuvanten Behandlung von 6 Zyklen Gemcitabin allein (n = 361) mit der Kombination aus Gemcitabin plus oralem Capecitabin (n = 361) verglichen. Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben. Zu den sekundären Endpunkten gehörten die Toxizität, das rückfallfreie Überleben, das 2- und 5-Jahres-Überleben sowie die Lebensqualität.

Die Patienten waren im Median 65 Jahre alt, 57% waren Männer. 74% der Patienten waren Diabetiker. 80% hatten positive Lymphknoten. Von der Operation bis zur Randomisierung in die ESPAC-4-Studie dauerte es im Median 64 Tage. Aufgrund der Ergebnisse wurde die Studie durch das Sicherheitskomitee vorzeitig gestoppt.

 
Der Unterschied scheint nicht so ausgeprägt zu sein, aber die Verbesserung im Langzeitüberleben ist für diese Krebsform erheblich. Prof. Dr. John P. Neoptolemos
 

Die Chemotherapie-Kombination verlängerte im Vergleich zur Gemcitabin-Monotherapie das Gesamtüberleben signifikant von 25,5 auf 28,0 Monate im Median (Hazard Ratio: 0,82, p = 0,032). Die errechnete 5-Jahres-Überlebensrate betrug 28,8% mit der Gemcitabin/Capecitabin-Therapie im Vergleich zu 16,3 % mit der Gemcitabin-Monotherapie. „Der Unterschied scheint nicht so ausgeprägt zu sein, aber die Verbesserung im Langzeitüberleben ist für diese Krebsform erheblich“, so Neoptolemos. „Wir sind von einer 5-Jahresüberlebensrate von 8% mit der Operation allein in der ESPAC-1-Studie ausgegangen und haben nun fast 30% mit adjuvanter Therapie erreicht.“

In beiden Gruppen traten vergleichbar häufig schwere therapieassoziierte unerwünschte Wirkungen auf, nämlich 26% unter Gemcitabin und 24% unter Gemcitabin/Capecitabin. Schwere Diarrhöen und Fatigue waren unter der Kombination etwas häufiger als unter Monotherapie. Die Lebensqualität war bei beiden Gruppen vergleichbar.

 

REFERENZEN:

1. American Society of Clinical Oncology (ASCO) 2016 Annual Meeting, 3. bis 7. Juni 2016, Chicago/USA

 

Kommentar

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