Hochrisiko-Neuroblastom bei Kindern: Zweifache autologe Stammzelltransplantation verbessert Ergebnis

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

8. Juni 2016

Chicago Eine zweimalige autologe Stammzelltransplantation (ASCT) kann das ereignisfreie 3-Jahres-Überleben von Kindern mit Hochrisiko-Neuroblastom im Vergleich zu einer ASCT signifikant verbessern. Das ergab eine Phase-3-Studie der Children’s Oncology Group, die von Prof. Dr. Julie R. Park, Seattle Children’s Hospital, in der Plenarsitzung bei der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago vorgestellt wurde [1].

Prof. Dr. Julie R. Park

„Diese Ergebnisse werden die Behandlung von Kindern mit Hochrisiko-Neuroblastom verändern. Die Erkrankung kostet immer noch sehr viele kleine Kinder das Leben. Es besteht ein dringender Bedarf an besseren Behandlungsmöglichkeiten“, sagte sie bei einer Pressekonferenz der ASCO. „Allerdings ist dieses eines der aggressivsten und toxischsten Regimes, das wir krebskranken Kindern geben. Deshalb müssen wir künftige Forschungen darauf konzentrieren, die möglichen Spätfolgen der derzeitigen Therapie zu erkennen und neue, weniger toxische Behandlungsmöglichen zu entwickeln“, so Park.

Auf die Spätfolgen wies auch Prof. Dr. Stephen P. Hunger, ASCO-Experte für pädiatrische Onkologie, hin: „Das ist ein noch aggressiverer Therapieansatz, und diese Kinder müssen engmaschig über ihr ganzes Leben auf Langzeit-Nebenwirkungen beobachtet werden.“

Tumor des sympathischen Nervensystems

Das Neuroblastom ist ein Tumor, der vom sympathischen Nervensystem ausgeht und vor allem bei sehr kleinen Kindern auftritt. Im Median beträgt das Alter bei Diagnosestellung 22 Monate. Hochrisiko-Neuroblastome sind u.a. durch einen Erkrankungsbeginn im Alter über 18 Monaten, ein fortgeschrittenes Erkrankungsstadium, durch eine MYCN-Amplifikation und einen wenig differenzierten Tumor gekennzeichnet.

 
Diese Ergebnisse werden die Behandlung von Kindern mit Hochrisiko-Neuroblastom verändern. Prof. Dr. Julie R. Park
 

Weniger als 50% der Kinder mit einem Hochrisiko-Neuroblastom überleben trotz aggressiver Therapie 5 Jahre oder länger.

Zwei versus eine autologe Stammzelltransplantation

In klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass eine Dosisintensivierung einschließlich einer autologen Stammzelltransplantation das Behandlungsergebnis verbessern kann. Zudem sind nach Aussage von Park periphere Stammzellen bei den Kindern einfach in ausreichenden Mengen zu sammeln. Weil Pilotstudien mit Tandem-ASCT auf eine bessere Wirksamkeit bei tolerabler Verträglichkeit hingedeutet hatten, untersuchten nun Park und ihre Kollegen von der Children‘s Oncology Group in einer Phase-3-Studie, wie sich eine Tandem-ASCT im Vergleich zu einer ASCT auf das ereignisfreie Überleben von Kindern mit Hochrisiko-Neuroblastom nach 3 Jahren auswirkte. Die Studie wurde vom National Cancer Institute unterstützt.

 
Allerdings ist dieses eines der aggressivsten und toxischsten Regimes, das wir krebskranken Kindern geben. Prof. Dr. Julie R. Park
 

In die ANBL0532-Studie wurden Kinder mit neu diagnostiziertem Hochrisiko-Neuroblastom im medianen Alter von 3,1 Jahren aufgenommen. 88% litten an einer Erkrankung im Stadium 4, bei 38,2% lag eine MYCN-Amplifikation vor. Alle Kinder erhielten 6 Zyklen einer Induktions-Chemotherapie. Nach den ersten beiden Zyklen mit Hochdosis-Cyclophosphamid und Topotecan wurden Stammzellen gesammelt.

Nach den vollständigen Induktionstherapie wurden 355 Patienten randomisiert: 179 Patienten erhielten eine ASCT mit Carboplatin/Etoposid/Melphalan und 176 Patienten eine Tandem-ASCT mit Thiotepa/Cyclophosphamid vor der ersten ASCT, gefolgt von Carboplatin/Etoposid/Melphalan vor der zweiten ASCT. Die zweite ASCT wurde nach 6 bis 8 Wochen durchgeführt. Nach der Transplantation wurden die Kinder in eine Immuntherapie-Studie überführt, in der sie mit Isotretinoin oder Isotretinoin plus Dinutuximab und Zytokinen behandelt wurden.

Bei Tandem-ASCT: Mehr Kinder ohne neues Ereignis nach drei Jahren

Signifikant mehr Patienten (61,4%), die eine Tandem-ASCT erhalten hatten, lebten 3 Jahre ohne erneutes Ereignis (EFS), im Vergleich zu Patienten mit nur einer ASCT (48,4%, p = 0,0081). Das 3-Jahres-Gesamtüberleben war im Trend mit 74% länger bei 2 ASCT als bei einer ASCT mit 69,1% (p = 0,185).

 
Diese Kinder müssen engmaschig über ihr ganzes Leben auf Langzeit-Nebenwirkungen beobachtet werden. Prof. Dr. Stephen P. Hunger
 

„Wir wissen, dass die meisten Neuroblastom-Rezidive innerhalb von zwei bis drei Jahren nach der Diagnose auftreten und dass Patienten ohne Rezidiv nach drei Jahren eine höhere Chance auf ein Langzeitüberleben haben. Deshalb war die Studie nicht darauf angelegt, einen Unterschied im Gesamtüberleben nachzuweisen“, erläuterte Park.

Das Therapieergebnis mit der Tandem-ASCT war auch bei denjenigen Kindern besser, die die Immuntherapie mit Dinutuximab erhalten hatten (3-Jahres-EFS 73,7% versus 56,0%, p = 0,0033). In dieser Gruppe war auch das 3-Jahres Gesamtüberleben mit 83,7% nach Tandem-ASCT signifikant besser als nach einmaliger ASCT mit 74,4% (p = 0,0322). Unerwünschte Wirkungen oder behandlungsassoziierte Todesfälle waren in beiden Gruppen ähnlich häufig.

 

REFERENZEN:

1. American Society of Clinical Oncology (ASCO) 2016 Annual Meeting, 3. bis 7. Juni 2016, Chicago/USA

 

Kommentar

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