Sport mit geringerem Risiko für viele Krebsarten assoziiert – auch bei Übergewichtigen und Rauchern

Nadine Eckert

Interessenkonflikte

3. Juni 2016

Sport senkt nicht nur das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.Einer großen Studie zufolge existieren entsprechende Assoziationen auch mit 13 verschiedenen Krebserkrankungen – darunter auch die häufigen Krebsarten Darmkrebs, Lungenkrebs und Brustkrebs. Teilweise sinke das Erkrankungsrisiko um mehr als 40% berichten die Autoren der Studie in JAMA Internal Medicine [1].

Dr. Steven C. Moore vom National Cancer Institute in Bethesda, USA, und seine Mitautoren analysierten die Daten von mehr als 1,4 Millionen Menschen aus Europa und den USA, die zwischen 1987 und 2004 Angaben zu ihren sportlichen Aktivitäten gemacht hatten. Diese brachten sie mit der Inzidenz von 26 verschiedenen Formen von Krebs in Zusammenhang.

Risikoreduktion bei 13 Krebsarten

In der median 11 Jahre dauernden Nachbeobachtungszeit traten 186.932 Krebserkrankungen auf. Eine Assoziation zwischen stärkerer sportlicher Aktivität und geringerem Erkrankungsrisiko fanden die Wissenschaftler für 13 der 26 untersuchten Krebsarten. Die Risikoreduktion reichte dabei von 10 bis 42%:

  • Adenokarzinome der Speiseröhre (-42%)

  • Leberkrebs (-27%)

  • Lungenkrebs (-26%)

  • Nierenkarzinome (-23%)

  • Krebserkrankungen der Cardia ventriculi (-22%)

  • Endometriumkarzinome (-21%)

  • Myeloische Leukämie (-20%)

  • Myelome (-17%)

  • Darmkrebs (-16%)

  • Kopf-Hals-Tumoren (-15%)

  • Rektalkarzinome (-13%)

  • Blasenkrebs (-13%)

  • Brustkrebs (-10%)

Eine Anpassung der Ergebnisse um den Body-Mass-Index (BMI) schwächte die Assoziationen mit einigen Krebsarten etwas ab, aber die meisten blieben selbst nach Berücksichtigung der Statur der Teilnehmer statistisch signifikant, wie Moore und seine Kollegen betonen. Der Raucherstatus hatte nur auf die Assoziation zu Lungenkrebs einen Einfluss, alle anderen blieben davon unberührt. Insgesamt war eine stärkere sportliche Aktivität mit einem um 7% geringeren Krebsrisiko assoziiert.

 
Sportlich aktive Menschen scheinen eine für Melanome anfällige Population darzustellen, Krebspräventions-bemühungen, die sich auf die körperliche Aktivität fokussieren, sollten deshalb auch den Sonnenschutz betonen. Dr. Steven C. Moore
 

Überraschende Risikoerhöhungen

Es gab 2 Krebsarten, die durch sportliche Aktivität nicht günstig beeinflusst wurden, ganz im Gegenteil: Bei den sportlich aktiveren Studienteilnehmern war das Risiko für Prostatakrebs (Männer) um 5% und das für maligne Melanome um 27% erhöht.

„Da Sport häufig draußen getrieben wird, ist eine stärkere Exposition gegenüber der Sonne, ein wahrscheinlicher Grund für das erhöhte Hautkrebsrisiko“, schreiben Moore und seine Kollegen. Statistisch signifikant sei die Assoziation auch nur in Gegenden mit starker Sonneneinstrahlung gewesen. „Sportlich aktive Menschen scheinen eine für Melanome anfällige Population darzustellen, Krebspräventionsbemühungen, die sich auf die körperliche Aktivität fokussieren, sollten deshalb auch den Sonnenschutz betonen“.

Für die Assoziation mit einem erhöhten Prostatakrebsrisiko gebe es dagegen „keine biologisch plausible Erklärung“, schreiben die Autoren. Möglicherweise handele es sich um einen Screening-Bias, da körperlich aktive Männer Studien zufolge häufiger Rektaluntersuchungen oder PSA-Tests erhalten.

Sport als Schlüsselkomponente zur Krebsprävention

In einem Editorial bezeichnet die Epidemiologin Dr. Lauren E. McCullough die Ergebnisse von Moores Team als „aufregend“, da sie zeigen, „welche Bedeutung sportliche Aktivität in der Freizeit als Strategie zur Reduktion des Krebsrisikos haben kann“ [2]. Die Tatsache, dass die meisten der in der Untersuchung aufgedeckten Assoziationen unabhängig von BMI und Raucherstatus seien, deute zudem auf ihre starke Generalisierbarkeit hin.

 
Unsere Ergebnisse sprechen dafür, sportliche Aktivität als Schlüssel-komponente bevölkerungsweiter Anstrengungen zur Krebsprävention zu fördern. Dr. Steven C. Moore
 

„Unsere Ergebnisse sprechen dafür, sportliche Aktivität als Schlüsselkomponente bevölkerungsweiter Anstrengungen zur Krebsprävention zu fördern“, schlussfolgern auch die Autoren. Ärzte, die eher inaktive Patienten beraten, sollten betonen, dass „die Wirkung der sportlichen Aktivität unabhängig von Gewicht und Raucherstaus auftritt“, raten Moore und seine Kollegen.

Wieviel Sport ist zur Prävention nötig?

Die Studie lasse allerdings noch Fragen offen, schreibt McCullough. Welche Mechanismen der Assoziation zwischen sportlicher Aktivität und Krebsrisiko zugrundeliegen, müssten weitere Untersuchungen zeigen. Und: „Unklar ist auch, in welcher Intensität und Menge Sport getrieben werden muss, um die gezeigte Risikoreduktion zu erreichen“.

 
Unklar ist auch, in welcher Intensität und Menge Sport getrieben werden muss, um die gezeigte Risikoreduktion zu erreichen. Dr. Steven C. Moore
 

Für ihre Untersuchung hatten Moore und seine Kollegen die Angaben zu sportlicher Aktivität aus den verschiedenen Studien in metabolische Äquivalente (METs) umgerechnet. Ein sportliches Training von mittlerer Intensität definierten sie als 3 oder mehr METs. Als medianer Aktivitätslevel galten 150 Minuten sportliche Aktivität mittlerer Intensität oder 75 Minuten sportliche Aktivität hoher Intensität pro Woche. Für den Vergleich starker mit weniger starker körperlicher Betätigung verglichen sie die 10. (geringe Aktivität) mit der 90. Perzentile (starke Aktivität). Eine exakte Angabe, wie lange und wie intensiv trainiert werden muss, um das Krebsrisiko zu senken, ermöglichten diese Daten nicht.

 

 

REFERENZEN:

1. More SC, et al: JAMA Intern Med. (online) 16. Mai 2016

2. Mc Cullough LE, et al: JAMA Intern Med. (online) 16. Mai 2016

 

Kommentar

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