Schwaches Herz auf Trab bringen! Körperliche Aktivität wirkt lebensverlängernd – auch bei Herzinsuffizienz

Manuela Arand

Interessenkonflikte

24. Mai 2016

Florenz – Bisherige Studien zum Thema Herzinsuffizienz und körperliche Aktivität kamen oft zu inkonsistenten Ergebnissen. Eine neue, beim europäischen Kongress Heart Failure 2016  vorgestellte Metaanalyse zeigt nun: Wer sich bewegt, lebt länger und besser [1].

„Patienten mit Herzinsuffizienz sollten keine Angst haben, körperlich aktiv zu werden, weil es ihnen schaden oder sie umbringen könnte“, betonte Prof. Dr. Rod Taylor, Leiter der Abteilung Klinische Studien, Universität Exeter. Sein Team hatte vor 2 Jahren eine Cochrane-Analyse zum selben Thema vorgelegt, die aber noch keine eindeutigen Ergebnisse in Sachen Mortalität liefern konnte. Klar wurde aber bereits da, dass regelmäßige körperliche Aktivität Krankenhaus-Einweisungen vorbeugt und das Wohlbefinden der Patienten steigert.

Individuelle Patientendaten aus 20 Studien ausgewertet

Mit der Studie ExTraMATCH II (Exercise Training Meta-Analysis of Trials in Chronic Heart Failure) haben die Forscher nun nachgelegt. Für die Analyse werteten sie individuelle Patientendaten aus 20 Studien aus, die sie von den Studienautoren erhalten hatten, und fassten sie in einer Metaanalyse zusammen. Eine solche Metaanalyse von Einzelpatienten gilt als statistisch aussagekräftiger als die üblichen Analysen gepoolter Daten, weil sie die Einflüsse der Heterogenität von Studien mildert.

 
Patienten mit Herzinsuffizienz sollten keine Angst haben, körperlich aktiv zu werden, weil es ihnen schaden oder sie umbringen könnte. Prof. Dr. Rod Taylor
 

Eingeschlossen wurden nur Studien mit mindestens 50 Patienten und 6 Monaten Laufzeit, in denen die Patienten randomisiert einer Trainingsgruppe zugewiesen worden waren oder die übliche Versorgung ohne gezielte körperliche Aktivität erhalten hatten. Insgesamt lagen Daten von 4.043 Patienten vor. Geprüft wurde der Einfluss der körperlichen Aktivität auf die Hospitalisierungsraten und auf das Sterberisiko, das bei chronischer Herzinsuffizienz so hoch ist wie bei vielen Krebserkrankungen.

Körperliche Aktivität nutzt allen Subgruppen

Der Nutzen konnte diesmal klar nachgewiesen werden: Die Gesamtmortalität körperlich aktiver Patienten lag um 18% unter der der Inaktiven. Die Hospitalisierungsrate fiel um 11% niedriger aus. Letzteres liegt unter dem Ergebnis der vorangegangenen Cochrane-Analyse (relative Risikoreduktion um 25%), dürfte aber aufgrund der höheren statistischen Zuverlässigkeit der Realität näher kommen.

Dann untersuchten die Forscher, welchen Einfluss individuelle Faktoren wie Alter und Geschlecht, Ätiologie und Schweregrad der Herzinsuffizienz (NYHA-Klasse), linksventrikuläre Ejektionsfraktion und Sauerstoffaufnahme auf das Ergebnis nahmen. Um es mit einem Wort zu sagen: keinen.

In allen untersuchten Subgruppen fiel der Benefit der Aktivität ähnlich aus. Betagte Patienten profitierten ebenso wie jüngere, Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz ebenso wie die mit milder Pumpschwäche. „Es gibt keinen Hinweis, dass bestimmte Patientengruppen einen höheren Nutzen aus der Aktivität ziehen als andere“, resümierte Taylor.

 
Es gibt keinen Hinweis, dass bestimmte Patientengruppen einen höheren Nutzen aus der Aktivität ziehen als andere. Prof. Dr. Rod Taylor
 

Körperliche Aktivität kann Patienten mit Herzinsuffizienz auf vielfältige Weise nutzen. Sie steigert die physische Fitness, die ein stärkerer Mortalitätsprädiktor ist als z.B. Rauchgewohnheiten oder Blutdruck. Sie verbessert die myokardiale Sauerstoffversorgung und reduziert das Risiko für Arrhythmien und plötzlichen Herztod. Last not least steigert sie auch die Blutversorgung der peripheren Muskulatur und damit die „Alltagstauglichkeit“ der Patienten.

„Personalisierte Therapie und die optimale Verteilung von Ressourcen mögen heiße Themen in der modernen Medizin sein – hier sind sie fehl am Platz“, betonte Taylor. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass alle Patienten mit Herzinsuffizienz ermutigt werden sollten, sich zu bewegen. Man sollte ihnen die Möglichkeit zur bewegungsgestützten Rehabilitation jedenfalls nicht mit der Begründung verweigern, es würde bei ihnen nicht funktionieren.“

Dabei geht es wie immer bei chronischen Krankheiten nicht um sportliche Höchstleistungen. Taylor würde Patienten beispielsweise raten, mit zügigem Gehen zu beginnen, das sie außer Atem bringt, aber keine ausgeprägten Symptome verursacht. 2- bis 3-mal pro Woche 20 bis 30 Minuten reichen für den Anfang aus – spätere Steigerungen nicht ausgeschlossen.

 

REFERENZEN:

1. Heart Failure 2016, 21. bis 24. Mai 2016, Florenz/Italien

Kommentar

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