
Prof. Dr. Hermann Brenner
Berlin – Beim 32. Deutschen Krebskongress (DKK) in Berlin hat Prof. Dr. Hermann Brenner den Darmkrebs-Präventionspreis erhalten [1]. Brenner ist Leiter der Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Leiter der Abteilung Präventive Onkologie im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), Heidelberg. Er habe „in mehreren großen Studien die Effizienz der Darmkrebsfrüherkennung evaluiert und damit wichtige Informationen für eine bessere Darmkrebsprävention gesammelt“, heißt es in einer Pressemitteilung der Deutschen Krebsgesellschaft.
Darmkrebsrisiko nach Koloskopie um 91 Prozent reduziert
Studien zur Verringerung der Darmkrebsmortalität durch Vorsorge brauchen naturgemäß viele Jahre, bis Ergebnisse vorliegen. So werden die Hauptergebnisse der seit 2009 in mehreren nordeuropäischen Ländern laufenden prospektiven, randomisierten NORDICC-Studie erst ab 2030 erwartet.
Die von Brenner geleitete DACHS-Studie (DArmkrebs: CHancen der Verhütung durch Screening) ist bereits im Jahr 2002 gestartet und als bevölkerungsbezogene Fallkontrollstudie flächendeckend im gesamten Rhein-Neckar-Raum durchgeführt worden. Sie hat bei Darmkrebspatienten vs. Gesunden ermittelt, wie viele von ihnen in den letzten 10 Jahren an einer Vorsorgekoloskopie teilgenommen hatten. Daraus wurde die Wirksamkeit der Präventionsmaßnahme gewissermaßen „rückwärts“ abgeleitet. Mit mehr als 10.000 Teilnehmern – 5.000 Darmkrebspatienten und 5.000 gesunden Kontrollpersonen – ist DACHS eine der weltweit größten Fallkontrollstudien zur Prävention von Darmkrebs.
Die Ergebnisse sprechen für die Effizienz der Vorsorgekoloskopie: „Personen, die daran teilgenommen haben, hatten ein um 91 Prozent verringertes Risiko, in den nächsten zehn Jahren an Darmkrebs zu erkranken, verglichen mit Personen, die noch nie bei einer Vorsorgekoloskopie waren“, erklärte Brenner im Gespräch mit Medscape Deutschland.
In zehn Jahren wurden 180.000 Darmkrebserkrankungen verhindert …
Dass die Maßnahme äußerst effektiv ist, bestätigt auch eine Hochrechnung aus Registerdaten: Bei etwa jedem 5. Teilnehmer der Vorsorgekoloskopie in den Jahren 2003 bis 2012 wurden relevante Krebsvorstufen gefunden und sofort entfernt. Von diesen Personen wären ohne diese Vorsorge etwa 20% im (also ca. 4% aller Untersuchten) im Laufe ihres Lebens an Darmkrebs erkrankt, was ihnen nun erspart bleibt. „Bei etwa 4,5 Millionen Teilnehmern innerhalb von zehn Jahren sind das etwa 180.000 Personen, die nicht am Kolorektalkarzinom erkranken, einfach weil sie die Vorsorgekoloskopie genutzt haben“, betont Brenner.
Diesen Artikel so zitieren: DKFZ-Forscher mit Darmkrebs-Präventionspreis geehrt: Kann Vorsorge die Darmkrebsfälle halbieren? - Medscape - 1. Mär 2016.
Kommentar